Hallen-EM Vorschau – die Männer in Madrid
Die Spannung steigt. Die meisten Athleten haben bereits Quartier in Spaniens Hauptstadt bezogen. Am kommenden Wochenende ist Madrid Dreh- und Angelpunkt der europäischen Leichtathletik. leichtathletik.de verrät Ihnen heute, welche Athleten bei den Europäischen Hallen-Meisterschaften ganz groß auftrumpfen können, welche Außenseiter man beachten sollte und welche Rolle die deutschen Asse spielen können.
Auf geht's - nicht nur Ronald Pognon will in Madrid Gas geben (Foto: Crespel)
60 MeterAls Titelverteidiger geht Jason Gardener (Großbritannien) mit einer Saisonbestleistung von 6,56 Sekunden ins Rennen. In die Favoritposition ist hingegen der Franzose Ronald Pognon mit seinem Europarekord von 6,45 Sekunden gesprintet. Konkurrenz kommt neben dem Briten Mark Lewis-Francis, der vor drei Jahren in Wien Silber gewinnen konnte, aus Polen. Der junge Lucas Chyla überzeugte beim Meeting in Chemnitz als Zweiter in 6,56 Sekunden. Für die beiden Deutschen, Tim Goebel (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Marc Blume (TV Wattenscheid 01) heiße es kämpfen, um ins Finale zu kommen.
200 Meter
Goldige Aussichten. Die schnellsten Beine Europas gehören laut Bestenliste Tobias Unger (LAZ Salamander Kornwestheim/ Ludwigsburg). Ihm auf den Fersen ist Sebastian Ernst (FC Schalke 04). Gefährlich könnte Marcin Urbas (Polen) werden. Immerhin möchte er seinen Titel verteidigen. Zu beachten ist auch Chris Lambert (Großbritannien), der dieses Jahr seine persönliche Bestleistung auf 20,88 Sekunden steigern konnte. Madrid bietet die letzte Chance eine internationale Medaille auf der Hallenrunde zu gewinnen.
400 Meter
Es sieht alles danach aus, als würde David Canal auf und davon sprinten. Der Spanier führt mit 45,93 Sekunden und mehr als einer halben Sekunde Vorsprung die Bestenliste an. Danach ist alles offen. Sebastian Gatzka (LG Eintracht Frankfurt) kann bei seinem ersten großen Einzelstart ohne Druck ins Rennen gehen und auf seine Chance hoffen.
800 Meter
Ein klarer Favorit ist nicht auszumachen. Auf Medaillen spekulieren können der Niederländer Arnoud Okken, der Viertplatzierte der letzten Hallen-EM Dmitriy Bogdanov, James McIlroy (Großbritannien) und der Bronze-Medaillengewinner der Hallen-EM 2002 Antonio Reina. Dem Spanier kann sicherlich der Heimvorteil noch zusätzliche Flügel verleihen.
1.500 Meter
Ivan Heshko (Ukraine) heißt der Favorit. Er ist meisterschaftserfahren, konnte er doch schon bei der Hallen-WM letztes Jahr in Budapest Silber in Empfang nehmen. Doch nun will er Gold. Das wollen auch die Spanier um Reyes Estevez, dem Zweiten der Europameisterschaft 2002, und Arturo Casado. Mit vorne dabei ist auch der Franzose Mehdi Baala zu erwarten. Wie sich Wolfram Müller (LAV Asics Tübingen) schlägt, wird wohl vom Rennverlauf abhängen. Doch wenn die Taktik passt, ist eine Medaille möglich.
3.000 Meter
Vor drei Jahren in Wien hatten die Spanier gleich dreifachen Grund zur Freude. Doch eine Neuauflage des dreifachen Triumphes wird es dieses Jahr nicht geben. Der Ire Alistair Cragg ließ schon mit 7:38,89 Minuten aufhorchen und der zweite irische Langstreckler Mark Carroll ist schon allein aufgrund seiner Erfahrung nicht zu unterschätzen. Gemeldet hat auf dieser Strecke auch der Spaniern Reyes Estevez, der zurzeit Platz zwei der Bestenliste belegt. Für welche Strecke er sich letztendlich entscheidet, oder ob er gar einen Doppelstart wagt, bleibt abzuwarten. Chancen darf sich auch der Österreicher Günther Weidlinger ausrechnen.
60 Meter Hürden
Der Nachfolger von Colin Jackson (Großbritannien) wird gesucht. Beste Chancen hat der neue französische Rekordhalter Ladji Doucouré, der dieses Jahr schon flotte 7,43 Sekunden ablieferte. Immer für schnelle Zeiten gut sind auch Elmar Lichtenegger (Österreich), der vor drei Jahren in Wien zu Silber lief und Stanislav Olijars (Lettland), der Dritte der Hallen-EM 2002. Hinter diesem Trio werden wohl Allan Scott, der Newcomer im britischen Team, Felipe Vivancos (Spanien) und Thomas Blaschek (LAZ Leipzig) um die Plätze kämpfen.
Hochsprung
Es verspricht hoch hinaus zu gehen, wenn der Russe Jaroslaw Ribakow (Russland) auf den jungen Jaroslav Bába (Tschechische Republik) trifft. Der Russe konnte zuletzt mit 2,38 Metern den Landesrekord egalisieren, während Jaroslav Bába schon viele Starts in den Knochen hat und bei seinem Start in Weinheim müde wirkte. Olympiasieger Stefan Holm, zuletzt von einer Verletzung zurückgeworfen, ist eine Kämpfernatur und nicht zu unterschätzen. Die Gunst der Stunde könnte Andrej Sokoloski (Ukraine) nutzen, der bei der Hallen-EM in Wien noch an einer Medaille vorbei sprang.
Stabhochsprung
Deutschland gegen Osteuropa. Die deutschen Stabartisten Tim Lobinger (ASV Köln), der seinen Titel zu verteidigen hat, Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/ Ludwigsburg) und Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) bekommen es mit dem ukrainischen Duo Ruslan Yeremenko, dem Jahresbesten, der in letzter Zeit allerdings nicht beständige Leistungen abliefern konnte, und Denys Yurchenko und dem amtierenden Hallen-Weltmeister Igor Pawlov zu tun. Außenseitechancen hat der Olympiasieger des Jahres 1996 Jean Galfione (Frankreich).
Weitsprung
Auf und davon will der Franzose Salim Sdiri der Konkurrenz springen. Den Landesrekord hat er mit 8,24 Metern bereits geknackt, nun will er Gold. Jedoch sollte er mit dem Spanier Joan Lino Martinez, dem Olympia-Dritten aus Athen, und dem Griechen Loúis Tsatoumas rechnen, denn beide sind dieses Jahr schon bei 8,14 beziehungsweise 8,15 Metern gelandet. Nils Winter (TSV Bayer 04 Leverkusen) muss seine gute Leistung aus Sindelfingen bestätigen, um im Finale ein Wörtchen mitzureden.
Dreisprung
Für Jonathan Edwards (Großbritannien) ist die Sache klar. Nachfolger von Christian Olsson (Schweden), der aufgrund von Verletzungen auf die Hallensaison verzichtete, wird der Brite Phillips Idowu. Er könnte Recht behalten, denn der auffällige Springer führt mit 17,30 Metern die Bestenliste an. Mit einigem Abstand folgt der russische Meister Igor Spasovkhodskiy, der 2001 WM-Bronze gewinnen konnte.
Kugelstoßen
Joachim Olsen (Dänemark) heißt der Gejagte. Der Däne konnte als einziger Europäer in dieser Saison mit einem Stoß über 21 Metern glänzen, musste aber beim Meeting in Madrid vor einer Woche als Fünfter Federn lassen. Ihm auf den Fersen ist der Titelverteidiger Manuel Martínez, der sich vor heimischem Publikum keine Blöße geben möchte. Herausforderer sind der Rumäne Gheorghe Guset, der mit 20,93 Metern einen Landesrekord aufstellen konnte, der Slowake Mikulas Konopka, der vor drei Jahren in Wien noch des Dopings überführt werden konnte und Andy Dittmar (LG Ohra Hörselgas). Detlef Bock (VfL Wolfsburg) und Peter Sack (LAZ Leipzig) müssen um den Einzug ins Finale kämpfen.
Siebenkampf
Olympiasieger und Titelverteidiger Roman Sebrle (Tschechische Republik) feiert in Madrid ein Jubiläum. Er bestreitet seinen zwanzigsten Siebenkampf unterm Hallendach. Diesen Wettkampf jedoch mit Gold zu krönen, wird indes kein Kinderspiel. Auch der Olympiasieger von 2000 Erki Nool (Estland) und Aleksandr Pogorelov (Russland), der zwar dieses Jahr noch nicht in Erscheinung trat, aber als solider Mehrkämpfer gilt, sind mit von der Partie.
4 x 400 Meter Staffel
Hier ist alles offen. Sechs Nationen, Spanien, Polen, Frankreich, Russland, Großbritannien und Deutschland, schicken ihre derzeit schnellsten Viertelmeiler nach Madrid. Als Titelverteidiger gehen die Polen ins Rennen, doch wer am Ende als Schnellster den Staffelstab über die Ziellinie bringt, ist schwer auszumachen.