| Hallesche Werfertage

Christoph Harting setzt noch einen drauf - David Storl bärenstark

Christoph Harting ist in Topform! Bei den Halleschen Werfertagen kratzte der Berliner am Samstag im Diskuswerfen an der 68-Meter-Marke: Mit 67,93 Metern distanzierte er die starke Konkurrenz und untermauerte Platz eins in der Welt. Ebenso wie der Pole Pawel Fajdek, der seinen Hammer auf sensationelle 82,76 Meter katapultierte. David Storl ließ die Kugel auf 21,72 Meter fliegen.
Sandra Arm

Halle versprach Weltklasse, Halle bot Weltklasse: Bereits vor Beginn des zweitägigen Werfermeetings in der Saalestadt verkündete der Veranstalter Rekordzahlen. Gemeldet hatten 543 Sportler aus 35 Nationen. Und die boten erstklassige Wettkämpfe. So standen nach dem ersten Wettkampftag zwei Jahresweltbestleistungen sowie zwei Meetingrekorde zu Buche.

Im Diskuswerfen schickt sich der „kleine Harting“ an, aus dem Schatten seines sechs Jahre älteren Bruders Robert - der schaute sich den Wettkampf vor Ort an - zu treten: Mit 67,93 Metern sorgte Christoph Harting (SCC Berlin) in Halle für die bisher beste Weite des Jahres, seine alte Bestmarke von 67,53 Metern hatte nur sechs Tage Bestand. In der ewigen deutschen Bestenliste schob sich Christoph Harting auf Rang acht nach vorn. „Es fängt an, gut zu laufen“, kommentierte er seine starke Frühform.

Nicht so recht in Schwung kommt Martin Wierig (SC Magdeburg), der sich mit 64,76 Metern nicht zufrieden zeigte. Schließlich wollte er in Halle seinen zweiten Angriff auf die WM-Norm für Peking (China; 22. bis 30. August) starten. Es blieb beim Versuch - am Ende fehlten 24 Zentimeter. „64 Meter sind nicht mein Anspruch. Im Vergleich zu Wiesbaden habe ich einen kleinen Fortschritt gesehen. Ein Versuch, der ungültig war, ging über 65 Meter. Für mich ist das ein kleiner Strohhalm, an dem ich mich festhalte.“

David Storl beflügelt Atmosphäre in Halle

Im Kugelstoßen war Weltmeister David Storl (SC DHfK Leipzig) eine Klasse für sich. Nur wenige Stunden nach seinem Sieg beim Diamond League Meeting in Doha (Katar) konnte er in Halle mit 21,72 Metern, die zugleich Meetingrekord bedeuteten, den nächsten Erfolg feiern und sich im Vergleich zum Vorabend um 21 Zentimeter steigern. Vier seiner Versuche landete jenseits von 21,40 Meter.

Die tolle Kulisse in Halle beflügelte zur starken Weite. „Vor so einer Kulisse macht ein Wettkampf mehr Spaß als in Doha, wenn man in einem leeren Stadion stößt“, verdeutlichte David Storl den Unterschied. Im Hinblick auf die WM in Peking gibt ihm der konstante Wettkampf „viel Selbstbewusstsein“, um auch die starken US-Boys in Schach zu halten.

Pawel Fajdek mit Top-Weite

Auch den Hammerwerfern schien die Atmosphäre in Halle Flügel zu verleihen. Allen voran Pawel Fajdek, der sich nach seinem zweiten Versuch auf 80,79 Meter im Letzten noch einmal deutlich zu steigern wusste. Der Pole verbesserte seine Weltjahresbestleistung und den Meetingrekord auf 82,76 Meter.

Bester DLV-Werfer wurde Sven Möhsner (TSV Bayer 04 Leverkusen), der als Achter 71,20 Meter auf der Anzeige stehen hatte. Nur einen gültigen Versuch brachte Markus Esser (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 64,79 Meter ein und verpasste die Runde der letzten Acht.

Johannes Vetter erstmals über 80 Meter

Einen starken Wettkampf lieferte Johannes Vetter (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) im Speerwurf ab. Mit einer guten Serie von drei Würfen über die 80-Meter-Marke beendete der 22-Jährige den Wettkampf auf Rang eins. Im sechsten Durchgang wusste er sich auf 82,13 Meter zu steigern. Die neue Hausmarke reichte nicht ganz für die WM-Norm (82,50 m). „Das ist natürlich schade, dass ich sie knapp verfehlt habe.“ Dafür fiel die Norm für die U23-EM in Tallinn (Estland; 9. bis 12. Juli).

Das Training bei Heim- und Bundestrainer Boris Obergföll scheint also erste Früchte zu tragen. Seit Oktober trainiert Johannes Vetter in Offenburg in der Trainingsgruppe von Weltmeisterin Christina Obergföll. „Die Zusammenarbeit läuft auf einem hohen Niveau und macht richtig viel Spaß.“

Beim Zweitplatzierten, Lars Hamann (Dresdner SC), war die Freude über 80,65 Meter besonders groß. Auch angesichts einer Schambeinentzündung. „Ich bin froh, dass ich vorn am Anlauf überhaupt angekommen bin. Sobald ich das rechte Bein hebe, schmerzt es. Für mich waren die sechs Versuche wie lockere Trainingswürfe“, sagte der 26-Jährige, der sich trotz Verletzung keine Auszeit gönnen will. Schließlich ist da noch die WM-Norm. „Genau deshalb mache ich die Wettkämpfe.“ Den nächsten gibt es bereits am 20. Mai in Peking.

DLV-Frauen bleiben hinter Erwartungen zurück

In den Frauenkonkurrenzen lief es für die DLV-Starterinnen weniger rund. Im Kugelstoßen wartete man vergeblich auf die 18 Meter. Lediglich fünf 17-Meter-Stöße fanden Einzug ins Ergebnisprotokoll. Zwei durch die Zweitplatzierte Josephine Terlecki (SC DHfK Leipzig), die nicht über 17,43 Meter hinauskam.

„Mit der Weite bin ich nicht zufrieden. Die habe ich im vergangenen Jahr schon gestoßen. 2013 ging es sogar noch einen Meter weiter“, machte die 29-Jährige nach dem Wettkampf deutlich. Ihr Ziel waren die 18 Meter, die nun in den kommenden Wettkämpfen angegriffen werden sollen. Die Polin Paulina Guba gewann mit 17,71 Meter.

Auch die Hammerwerferinnen taten sich schwer. Betty Heidler und Kathrin Klaas (beide LG Eintracht Frankfurt) hatten sich sicherlich andere Weiten als 70,46 Meter beziehungsweise 69,17 Meter gewünscht. Mit 71,40 Meter gewann Liu Tingting (China) die Konkurrenz. In der B-Riege glänzte Carolin Paesler (LG Eintracht Frankfurt) mit 70,22 Meter.

Julia Fischer mit Zittersieg

Trotz ihres Sieges zeigte sich Speerwerferin Linda Stahl (TSV Bayer Leverkusen) mit ihren Weiten, von denen vier über die 61 Meter gingen, unzufrieden. Sie haderte vor allem mit ihrer Technik, die sie als „unterdurchschnittlich“ bezeichnete. Dennoch war der Wettkampf für die 29-Jährige gut, um in die Saison reinzukommen.

Froh den Wettkampf gewonnen zu haben war Diskuswerferin Julia Fischer (SCC Berlin). „Das war heute so schwer. Vor allem nach meinen ersten beiden ungültigen Versuchen. Im Dritten musste ich volles Risiko gehen. Mit Sicherheit kommt man nicht weiter“, sagte die 25 Jahre alte Diskuswerferin, die sich im fünften Durchgang mit 63,59 Meter an die Spitze setzte.

Das Problem ihrer vier ungültigen Versuche zeigte sich beim Abwurf. Entweder sie traf das Netz, oder die Ein-Kilo-Scheibe flog rechts aus dem Sektor. „Die Versuche haben sich richtig geil angefühlt, aber sie waren alle außerhalb des Sektors.“ Hinter ihr belegten Anna Rüh (SC Neubrandenburg; 62,53 m) und Nadine Müller (SC DHfK Leipzig; 62,50 m) die weiteren Plätze.

Alexej Mikhailov deutet Potenzial an

Vorfreude auf die internationalen Meisterschaften im Juli bereitete der Nachwuchs. Das erste Achtungszeichen setzte Alexej Mikhailov (Hannover 96) am frühen Vormittag. Der U20-Athlet katapultierte im fünften Durchgang seinen Hammer auf 73,16 Meter und hakte die EM-Norm für Eskilstuna (Schweden; 16. bis 19. Juli) ab.

Im sechsten Versuch deutete er seine ganze Klasse an und kratzte an der 79-Meter-Marke. Der deutsche U20-Rekord von Christoph Sahner (Saar) aus dem Jahr 1981 (78,96 m) fiel noch nicht, weil Alexej Mikhailov den Wurf nicht stehen konnte. „Ich habe die Balance im Ring verloren und bin hingefallen“, ärgerte sich der 19-Jährige über die vertane Chance. Für die Bestweite sorgte der Ungar Bence Halasz, der mit 79,86 Meter auftrumpfte.

Freiluft-Bestleistung für Patrick Müller

Für Hammerwerferin Sophie Gimmler (LAZ Saarbrücken) ging der zweite 60-Meter-Wettkampf ihrer Karriere in die Ergebnislisten ein: Mit 61,29 Metern belegte die Saarländerin hinter der herausragenden Ungarin Reka Gyuratz (69,44 m) und der Norwegerin Beatrice Nedberge Llano (63,86 m) Rang drei.

Eine Freiluft-Bestleistung und Rang zwei gab es für Patrick Müller (SC Neubrandenburg) im Kugelstoßen. Er bot eine gute Serie von vier Stößen deutlich über der 20-Meter-Marke an. Der weiteste wurde mit 20,69 Meter gemessen. Damit hakte er locker die U20-EM-Norm ab. Ab dem vierten Versuch drehte dann auch Favorit Konrad Bukowiecki (Polen) auf und katapulierte die Sechs-Kilo-Kugel zweimal über die 21-Meter-Marke. Der 17-Jährige gewann mit 21,42 Meter.

Henning Prüfer ratlos

Einen Angriff auf den deutschen Jugendrekord des Potsdamers Gordon Wolf (66,45 m) hatte sich Diskuswerfer Henning Prüfer (SC Potsdam) für Halle vorgenommen. Doch weder bei ihm noch bei seinem Bruder Clemens lief es richtig rund. „Wir haben keine Ahnung, was passiert ist. Ich war froh, dass ich noch unter die besten Acht gekommen bin“, sagte der 19-Jährige sichtlich ratlos. Lediglich im letzten Durchgang ließ Henning Prüfer seine Klasse aufblitzen. „Die 63 Meter im letzten waren mehr Glück.“ Hinter dem starken Australier Matthew Denny (66,66 m) belegte er Rang zwei.

Fabienne Schönig (LG Wipperfürth) entschied die Speerwurfkonkurrenz mit 52,64 Metern für sich - Richtwert für Eskilstuna abgehakt. In der männlichen Jugend U20 durften sich Dominic Strauß (SC Potsdam; 66,89 m), Marian Spannowsky (TuS Metzingen; 66,55 m) und Tom Meier (LC Jena; 65,56 m) über neue Bestleistungen freuen. Die U20-EM-Norm (68,50 m) blieb indes unerreicht.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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