Christoph Harting steigert sich weiter
Der Name Harting ist Programm. So auch am Samstag bei den Halleschen Werfertagen. Dieses Mal sorgte allerdings nicht Weltmeister Robert Harting (SCC Berlin), sondern sein jüngerer Bruder Christoph im Diskuswerfen für Furore. Im dritten Versuch warf er sein Arbeitsgerät auf 64,99 Meter, die zugleich neue persönliche Bestleistung und den Sieg bedeuteten.

Richtig weit ging es zum Beispiel für Christoph Harting, der sich erst vor einer Woche in Wiesbaden auf 63,79 Meter gesteigert hatte. Bereits nach dem ersten Versuch, es standen 64,58 Meter auf der Anzeige, lag der Berliner in Front. Er wusste sich im dritten Durchgang sogar zu steigern, obwohl er keinen seiner Würfe „richtig erwischte“. Die Windverhältnisse, mal blies er von vorn, mal kam er von der linken Seite, machte sich Christoph Harting als Stützwerfer zu nutze. „Bei diesen Verhältnissen muss man den Diskus lang oben durchwerfen.“
Das gelang, die Weite stimmt allerdings nicht ganz. „Ich bin nicht ganz unzufrieden, aber es hätten auch gern 65 Meter sein können, aber nach den 64,99 Metern war einfach die Luft raus.“ Zur WM-Norm fehlt im noch rund ein Meter. An die starke Leistung aus Wiesbaden konnte Martin Wierig (SC Magdeburg) nicht anknüpfen. Für ihn standen 63,17 Meter in der Ergebnisliste sowie Rang drei. Der Pole Robert Urbanek schob sich mit 63,22 Meter zwischen die beiden Deutschen.
Anna Rüh gewinnt erstmals in Halle
Anna Rüh (SC Neubrandenburg) ist bekannt für ihren letzten Versuch. Das stellte die Diskuswerferin auch am Samstag unter Beweis. Nach verhaltenem Beginn, es standen zunächst 60,77 Meter zu Buche, ließ sie ihr Arbeitsgerät im sechsten Versuch auf 64,28 Meter fliegen. Dabei verfolgte sie das Motto: „Alles oder nichts“.
Die 19-Järhige haderte wie auch ihre Konkurrentinnen mit den wechselnden Winden. „Der Letzte hätte auch schief gehen können. Ich habe alles riskiert gegen den Wind“, sagte sie. Das Risiko wurde mit dem Sieg belohnt. Der Wettkampf entwickelte sich vor allem zu einem Duell zwischen Deutschland und China. Jian Tang, die bis zum letzten Durchgang mit 63,46 Meter führte, musste sich auf der Zielgerade noch Anna Rüh geschlagen geben.
Auf Rang drei wusste Julia Fischer (SCC Berlin) mit 64,04 Metern zu überzeugen. In ihrem selbsternannten Wohnzimmer belegte Vorjahressiegerin Nadine Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde) mit 60,54 Metern den fünften Platz. Der Trainingsrückstand aufgrund einer Leistenverletzung machte sich bemerkbar. „Mir fehlen 600 Würfe“, sagte die 27-Jährige, die sich dennoch dem heimischen Publikum stellte und mit viel Applaus bedacht wurde.
David Storl knackt WM-Norm
Nur einen gültigen Versuch hatte Weltmeister David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) im Ergebnisprotokoll stehen. Es war zugleich auch sein erster, den er mit 20,97 Metern abschloss. Die anderen Versuche des Kugelstoßers kratzten zwar an der 21-Meter-Marke, aber der 22-Jährige konnte die Versuche nicht halten.
Dennoch reichte die Weite aus dem ersten Durchgang für den Sieg. Hinter ihm belegten die beiden Polen, Antonin Zalsky (20,28 m) und Martin Stasek (20,07 m), die Ränge zwei und drei. Mit 19,52 Metern kam Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) auf Rang sechs. Viel mehr hatte sich der Routinier aus dem deutschen Team eigentlich vorgenommen. „Ich bin schon etwas traurig, weil ich nicht die Leistung bringen konnte, die ich mir vorgestellt hatte.“
Favoritin Christina Schwanitz setzt sich durch
Einen Stoß über die 20-Meter-Marke hatte sich Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge) vorgenommen. Dafür sollten 26 Zentimeter fehlen. „Mein Trainer reißt mir deswegen nicht gleich den Kopf ab, nur weil ich nicht über die 20 Meter gestoßen habe“, sagte die 27-Jährige, die besonders von der „tollen Atmosphäre“ in Halle angetan war. Die wusste auch Nadine Kleinert (SC Magdeburg) für sich zu nutzen. Im zweiten Versuch landete die Kugel bei 18,76 Meter. So übertraf die 37-Jährige auch die WM-Norm.
Damit wollte es bei Teamkollegin Josephine Terlecki noch nicht klappen. Im ersten Versuch wuchtete die 27-Jährige die Kugel auf 18,18 Meter, es war zugleich auch ihr weitester. Dass es weiter gehen kann, hat sie bereits im Training und auch beim Einstoßen bewiesen. „Die Form stimmt. Beim Einstoßen habe ich die Marke locker getroffen. Nur in den Wettkampf kann ich die Leistung noch nicht umsetzen“, resümierte die Drittplatzierte.
Dilshod Nazarov übertrifft 80 Meter
Einen satten 80-Meter-Wurf gab es beim Hammerwerfen. Dilshod Nazarov aus Tadschikistan kam im fünften Versuch auf 80,71 Meter, eine neue persönliche Bestleistung. An der deutschen WM-Norm, sie steht bei 79,00 Metern, schrammte Markus Esser (TSV Bayer Leverkusen) erneut vorbei. Ihm fehlten am Ende 1,14 Meter, um das begehrte Ticket zu lösen. Dennoch reichte die Weite von 77,86 Metern zu Rang zwei. Dritter wurde Sergey Litvinov (Russland), der auf 77,07 Meter kam.
In der Frauenkonkurrenz siegte Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt), die trotz ihres Sieges ein wenig hin- und hergerissen war. „Es ist schön, das ich gewonnen habe, aber mit der Weite bin ich nicht zufrieden“, resümierte die 29-Jährige, die auf 74,92 Meter kam und bei den Werfertagen bereits zum siebenten Mal triumphierte. Auf den Rängen zwei und drei folgten die Ungarin Eva Orban (73,44 m) und die weitere Frankfurterin Kathrin Klaas (71,20 m). Die WM-Norm (72,00 m) hatten Betty Heidler und Kathrin Klaas bereits am vergangenen Wochenende im Fränkisch-Crumbach geknackt.
Speerwerferinnen haken WM-Norm ab
Den Sieg beim Speerwerfen der Frauen machten Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen) und ihre Teamkollegin Katharina Molitor unter sich aus. Im letzten Durchgang wussten sich die beiden noch einmal zu steigern. „Wir haben uns gegenseitig gepuscht“, sagte Katharina Molitor. Erst spät kam die 29-Jährige in den Wettkampf, der Einstieg verlief mit Weiten um die 57,58 Meter alles andere als optimal, dann im letzten Versuch kam der Befreiungsschlag, der zugleich auch die WM-Norm bedeutete. Linda Stahl durfte dann ebenfalls jubeln, als 65,76 Meter nach dem letzten Durchgang aufleuchteten und den Sieg bedeuteten. Den dritten Platz erreichte Marharyta Dorozhon (Ukraine), sie kam auf 61,36 Meter.
Den Sieg bei den Männern sicherte sich Lukasz Grzeszczuk (Polen), der im dritten Versuch auf 83,75 Meter kam. Hinter ihm reihten sich Kim Amb (Schweden, 81,65m) und Thomas Röhler (LC Jena, 81,28 m) ein. Sein Saisondebüt gab Tino Häber (SC DHfK Leipzig), der sich mit 78,78 Metern und Rang sechs nicht ganz zufrieden zeigte. „Ich habe sehr unkonstant geworfen. Das lag aber an mir, nicht am Wind“, sagte der 30-Jährige.
Seinen Saisonstart hatte sich hingegen Matthias de Zordo, der in seinem neuen Trikot des SC Magdeburg in den Wettkampf ging, bestimmt anders vorgestellt. Beim Anlaufen zu seinem fünften Versuch verspürte er einen Schlag im rechten Fuß, der nichts Gutes verheißen sollte - Achillessehnenriss und das Saison-Aus für den 25-Jährigen.
Achillessehnenriss bei Matthias de Zordo
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