| Werfer-Cup Wiesbaden

Christoph Harting und Anna Rüh glänzen mit Weltklasse-Weiten

Das 20-Jährige Jubiläum des Werfer-Cups in Wiesbaden am Sonntag hatte es in sich. Mit starken neuen Bestleistungen setzten sich in den Aktiven-Wettbewerben Christoph Harting (67,53 m) und Anna Rüh (66,14 m) durch. Insgesamt fielen sage und schreibe 24 deutsche Normen für die großen internationalen Höhepunkte des Sommers.
Silke Morrissey

Christoph Harting ließ die Musikanlage voll aufdrehen, begab sich in den Ring, drehte sich zum rhythmischen Klatschen des fachkundigen Publikums anderthalb Mal im Ring und schleuderte den Zwei-Kilo-Diskus so weit von sich wie nie zuvor: Gleich im ersten Versuch flog sein Wurfgerät auf 67,53 Meter, seine alte Bestmarke von 64,99 Metern war Geschichte. „Das ist Weltjahres-Bestleistung, warum soll ich damit nicht zufrieden sein“, sagte er anschließend trocken, ohne in Jubelstürme auszubrechen. „Ein Knaller wären 69, 70 Meter gewesen“, kommentierte er.

In diese Regionen stieß am Sonntag kein Werfer vor. Der Australier Benn Harradine sicherte sich mit 66,75 Metern Rang zwei auf dem Podium, dahinter blieben Martin Wierig (SC Magdeburg; 64,76 m), Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01; 64,43 m) und Markus Münch (SC Potsdam; 63,53 m) noch knapp unter der Norm für die Weltmeisterschaften in Peking (China; 22. bis 30. August), die bei 65,00 Metern steht.

Anna Rüh erstmals über 66 Meter

Gleich drei DLV-Diskuswerferinnen übertrafen im Wettbewerb der Frauen die WM-Norm (61,50 m), den in diesem Jahr die Neubrandenburgerin Anna Rüh für sich entschied. „Ich fühle mich gut, habe keine Probleme – eigentlich ist heute die Bestleistung fällig“, hatte die 21-Jährige schon vor dem Wettkampf gesagt. Nach dem ersten Versuch hatte sie den neuen Hausrekord in der Tasche: 65,84 Meter. „Da war der größte Druck weg“, gestand sie später. Auf drei weitere Würfe über 64 Meter folgten in Runde sechs sogar noch 66,14 Meter. Nur drei Athletinnen weltweit waren in diesem Jahr bisher besser.

„Ich habe die neue Bestleistung schon zwei Jahre lang angekündigt, endlich konnte ich sie zeigen“, freute sich Anna Rüh, die im Vorjahr mit Technikproblemen zu kämpfen hatte. Nach dem Ende ihrer Ausbildung, der Unterstützung durch die Bundeswehr und einer verletzungsfreien Vorbereitung habe sich die neue Bestmarke im Training bereits angedeutet. „Aber im Hinblick auf die WM ist es genauso wichtig, dass ich stabile Leistungen bringe. Ich will das ganze Jahr 63er und 64er Würfe zeigen“, kündigte die EM-Vierte an. „Ich bin zuversichtlich, dass es so weiter geht!“

Dreifach-Triumpf für DLV-Frauen

Über einen soliden Saisoneinstand freute sich auch Nadine Müller (SC DHfK Leipzig), die mit 65,30 Metern Platz zwei belegte. Mit dem Diamond League-Meeting in Doha (Katar; 15. Mai) und den Halleschen Werfertagen (16./17. Mai) hat Müller in der kommenden Woche zwei weitere hochkarätige Wettkämpfe vor sich. Auf Rang drei konnte sich auch Julia Fischer (SCC Berlin; 64,64 m) über die WM-Norm freuen. Nur Platz vier blieb am Sonntag für die Vorjahressiegerin Dani Samuels (Australien; 63,99 m).

Eine weitere deutsche Kandidatin auf ein WM-Ticket war in Wiesbaden als Zuschauerin zu Gast: die EM-Dritte Shanice Craft (MTG Mannheim). Nach einem Muskelfaserriss im Beuger, den sie sich vor rund fünf Wochen im Trainingslager zugezogen hatte, lässt ihr Saisoneinstieg auf sich warten und findet nicht, wie zunächst irrtümlich angekündigt, in Doha statt. Die 21-Jährige nimmt’s gewohnt gelassen: „Ich mache mich jetzt nicht verrückt. Ich schaue einfach, wie es weiter geht.“ Wäre die Verletzung später passiert, wäre die Saison gelaufen gewesen. So ist in Richtung U23-EM und WM noch alles drin.

Weltklasse-Würfe der U20

Auch in den Nachwuchs-Wettbewerben purzelten die internationalen Normen. Gleich sieben U20-Diskuswerfer überboten den Richtwert für die U20-EM in Eskilstuna (Schweden; 16. bis 19. Juli). U20-Vize-Weltmeister Henning Prüfer (SC Potsdam) schraubte seine Bestleistung auf starke 65,03 Meter. Dahinter kam sein ein Jahr jüngerer Bruder Clemens erstmals mit dem 1,75 Kilo schweren Diskus über 60 Meter: 61,62 Meter, Platz zwei. Auch Maximilian Klaus (57,79 m) und Tony Zeuke (beide LV 90 Erzgebirge; 57,29 m) blieben über der U20-EM-Norm (56,00 m).

Den Wettbewerb der weiblichen Jugend U20 dominierte die U20-WM-Fünfte Claudine Vita (SC Neubrandenburg), die die Ein-Kilo-Scheibe auf 56,57 Meter schleuderte. Mit ihr kann eine weitere Neubrandenburgerin mit der U20-EM planen: Die ein Jahr jüngere Lara Kempka kam als Zweitplatzierte auf 51,15 Meter.

Die Berlinerin Jennifer Prestel hakte die Norm nach drei ungültigen Würfen im U20-Wettbewerb in der U23-Konkurrenz ab, in der sie 52,52 Meter erzielte.

Claudine Vita kratzt an den 60 Metern

„Im ersten Wettkampf ist man immer noch ein bisschen unsicher, da kommen dann auch ein paar Ungültige zustande“, erklärte Claudine Vita ihre drei Fehlversuche. Doch der offizielle Haken hinter der Norm für Eskilstuna (50,00 m) gab Sicherheit: Im U23-Wettbewerb ließ die 18-Jährige eine herausragende neue Bestleistung von 59,23 Metern folgen – damit hätte sie im Vorjahr mit einem Meter Vorsprung Gold bei der U20-WM gewonnen.

Ganz nebenbei erfüllte Claudine Vita auch die Norm für die U23-Europameisterschaften, die vom 9. bis zum 12. Juli in Tallinn (Estland) stattfinden. Für die Teilnahme an diesen Titelkämpfen meldeten am Sonntag zudem die Potsdamerin Kristin Pudenz (60,53 m), Julie Hartwig (SCC Berlin; 54,31 m) und Sebastian Scheffel (Hallesche Leichtathletik-Freunde; 58,69 m) Ansprüche an. Anna Rüh ist in Tallinn ebenfalls noch startberechtigt.

Julia Ritter mit erstem 18-Meter-Stoß

Bereits am Samstag waren die U18-Athleten in den Ring gestiegen. Hier nutzten fünf Werfer die guten Windbedingungen, um sich für einen Startplatz bei den U18-Weltmeisterschaften in Cali (Kolumbien; 15. bis 19. Juli) zu empfehlen. Die beste Ausgangslage erarbeiteten sich Ronja Sowalder (TSV Bayer 04 Leverkusen; 49,33 m) und Henrik Janssen (SC Magdeburg; 58,93 m).

Kugel-Spezialistin Julia Ritter (SuS Oberraden; 47,48 m) kann für Cali mit einem Doppelstart liebäugeln. Ihren großen Auftritt hatte die 17-Jährige aber am Sonntag in ihrer Paradedisziplin: Erstmals wuchtete sie die Drei-Kilo-Kugel auf eine Weite jenseits der 18 Meter: 18,29 Meter. Seit dem Wechsel von der Vier- auf die Drei-Kilo-Kugel in der U18-Altersklasse im Jahr 2012 hat keine DLV-Athletin weiter gestoßen.

Mit Valentin Döbler (LG Stadtwerke München; 18,65 m) und Alina Kenzel (VfL Waiblingen; 16,05 m) waren im U20-Kugelstoßen zwei weitere Kandidaten für die U20-EM am Start. Bester Athlet im Wettbewerb der Aktiven war Hallen-EM-Teilnehmer Tobias Dahm (VfL Sindelfingen), der auf 19,29 Meter kam.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024