Christophe Lemaitre - Europas neuer Sprintstar
Mehr als 40 Journalisten aus Print, TV und Radio bei einer Pressekonferenz vor einem Meeting - Das kennt man normalerweise normal nur von Sprint-Superstar Usain Bolt (Jamaika). Seit jedoch der Franzose Christophe Lemaitre am 9. Juli als erster weißer Sprinter die 100 Meter unter 9,98 Sekunden gesprintet ist, kennt das Medieninteresse an dem 20 Jahre alten Shootingstar keine Grenzen mehr.
Was Usain Bolt bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking (China) und ein Jahr später bei der WM in Berlin gelang, nämlich die Titel über 100 Meter, 200 Meter und mit der 4x100-Meter-Staffel zu gewinnen, könnte auch Christophe Lemaitre auf kontinentaler Ebene schaffen. Mit der Egalisierung des französischen Landesrekordes über 100 Meter (9,98 sec) und über 200 Meter (20,16 sec) bei den französischen Landesmeisterschaften in Valence ist der Franzose über Nacht zu einem der gefragtesten Leichtathleten aufgestiegen.Doch Christophe Lemaitre will sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen und sagt: "Mit meinem Lauf unter zehn Sekunden habe ich eine Barriere durchbrochen. Ich bin sehr zufrieden, aber das Beste kommt noch und es wird mit der EM beginnen." Damit schickt der 20-Jährige eine klare Kampfansage an die Konkurrenz, die vor allem in dem Briten Dwain Chambers in Barcelona groß sein wird.
Noch großes Verbesserungspotenzial
Seine Zuversicht nimmt Christophe Lemaitre nicht nur aus den gezeigten Leistungen, sondern vor allem aus den nicht gezeigten. "Ich habe mir meinen Lauf unter zehn Sekunden auf dem Video angeschaut. Da gibt es noch viel zu verbessern. Der Start war nicht der Beste und auf den letzten Schritten habe ich einige technische Fehler gemacht", sagt der U20-Europameister. Sein Trainer Pierre Carraz, der ihn seit dem Beginn seiner Karriere im Alter von 14 Jahren betreut, geht sogar noch einen Schritt weiter. "In diesem Lauf wäre eine Zeit von 9,92 Sekunden möglich gewesen."
Sollte Christophe Lemaitre eine solche Leistung in Barcelona im 100-Meter-Finale abrufen können, wäre ihm der EM-Titel wohl sicher. Der ist auch sein Ziel. "An meinen Zielen hat sich nichts geändert. Es bleibt der EM-Titel", sagt der Franzose, der zudem zusammen mit Ronald Pognon, David Alert und Martial Mbandjock auch in der 4x100-Meter-Staffel zusammen mit dem britischen und dem deutschen Quartett zu den ganz heißen Favoriten gehört.
Ob Christophe Lemaitre in Barcelona die 200 Meter in Angriff nehmen wird, entscheidet sich erst kurzfristig nach dem 100-Meter-Finale. "Es kommt darauf an, wie die 100 Meter verlaufen und wie frisch ich mich fühle", sagt Christophe Lemaitre der mit 20,16 Sekunden in diesem Jahr der schnellste Europäer auf dieser Distanz ist und 2008 hier den U20-WM-Titel gewann.
Ein Wettkampftyp
Was aber macht diesen 20 Jahre alten Franzosen so schnell? Sein Trainer kennt die Antworten. "Er hat sehr viele schnelle Muskelfasern, ist groß, setzt Ratschläge sehr schnell um und er liebt den Wettkampf." All diese Eigenschaften könnten Christophe Lemaitre zum Star der Europameisterschaft 2010 machen. Selbst der dreifache Weltrekordhalter Usain Bolt meldete sich nach dem Wettkampf in Valence zu Wort. "Jetzt gehört Christophe zu den Großen im Sprint", sagte der Jamaikaner.
Von den Worten des 23-Jährigen zeigte sich auch Christophe Lemaitre geschmeichelt. "Ich bin doch überrascht, dass er meinen Namen kennt und über meinen Lauf Bescheid wusste", sagt der Franzose, der wenige Tage später beim Diamond League Meeting in der französischen Hauptstadt Paris dann im direkten Duell gegen Usain Bolt antreten durfte, hier jedoch als Fünfter in 10,09 Sekunden keine Chance gegen den Weltrekordhalter (9,84 sec) hatte. Ohne die Sprinter aus Jamaika und den USA, könnte Christophe Lemaitre dann bei der EM in die Situation von Usain Bolt gelangen.