| WM 2017

Christopher Linke im Medaillen-Rennen nur knapp geschlagen

Bei der WM in London hat Christopher Linke als Fünfter eine Medaille über 20 Kilometer nur knapp verpasst. Gold ging am Sonntag an Kolumbien. Als 15. gelang Nils Brembach sein bisher bestes internationales Ergebnis, genau wie Hagen Pohle auf Rang 17.
Silke Bernhart / Jan-Henner Reitze

Es war ein starkes Rennen von Christopher Linke (SC Potsdam), der sich von Anfang an mit an der Spitze zeigte und das Tempo mitbestimmte. Der Olympia-Fünfte hatte bei der WM in London (Großbritannien) am Sonntag eine Medaille ins Visier genommen. In seine entscheidende Phase ging das Rennen rund vier Kilometer vor dem Ziel, als der Kolumbianer  Eider Arévalo die erste Attacke setzte. Christopher Linke konnte zunächst folgen und gehörte kurze Zeit mit dem unter neutraler Flagge startenden Russen Sergei Shirobokov zum Spitzen-Trio.

Das musste der Potsdamer dann aber ziehen lassen und fiel auf Rang fünf zurück. In der Schlussphase kamen außerdem innerhalb von kurzer Zeit zwei Verwarnungen wegen unsauberer Technik dazu, die einen weiteren Angriff auf die Medaillen erschwerten. Den fünften Rang brachte Christopher Linke aber ins Ziel, in einer Zeit von 1:19:21 Stunden.

Ganz vorne hatte der Kolumbianer Eider Arévalo die meisten Reserven und ging in 1:18:53 Stunden zu Gold, zwei Sekunden vor Sergei Shirobokov (1:18:55 h). Bronze erkämpfte sich Caio Bonfim (Südafrika; 1:19:04 h) vor Lebogang Shange (Südafrika; 1:19:18 h). Eider Arévalo setzte mit seinem Sieg die kolumbianische Geher-Tradition fort. 2011 hatte sein Landsmann Luis Fernando Lopez schon Gold geholt. 

Beste WM-Ergebnisse für Nils Brembach und Hagen Pohle

Nils Brembach (SC Potsdam) lieferte ein kluges Rennen ab und steigerte seine Bestzeit als 15. Auf 1:20:42 Stunden. Nur knapp dahinter landete Hagen Pohle (1:20:53 h) auf Rang 17. Für die beiden sind es die jeweils besten Platzierungen bei einer Weltmeisterschaft.

Die Hoffnung der Gastgeber Tom Bosworth (Großbritannien) wurde nach gut der Hälfte der Strecke disqualifiziert und war am Boden zerstört. Immerhin ein wenig Trost spendeten die zahlreichen Zuschauer mit ihrem Applaus. Das Rennen wurde auf einer Zwei-Kilometer-Runde vor dem Buckingham Palace ausgetragen, der eine malerische Kulisse für die Gehwettbewerbe bot, die erstmals alle an einem WM-Vormittag stattfanden.

Bei den Frauen blieb der Titel über die 20 Kilometer in China, obwohl Titelverteidigerin Hong Liu gar nicht am Start war. Ihre Nachfolgerin heißt Jiayu Yang, die sich in 1:26:18 Stunden hauchdünn vor Maria Guadalupe González (Mexkio; 1:26:19 h) durchsetzte. Bronze ging an die Italienerin Antonella Palmisano (1:26:59 h). Die ersten sieben Athletinnen stellten alle persönliche Bestzeiten auf, einige davon bedeuteten sogar Landesrekorde.

STIMMEN ZUM WETTKAMPF:

Christopher Linke (SC Potsdam)
Die letzten zwei Kilometer waren schon sehr hart. Ich wollte ein bisschen mehr riskieren als in Rio. Da habe ich mir hinterher gesagt, dass ich vielleicht nicht alles aus mir rausgeholt habe. Dieser Wettkampf heute hätte gerne zwei Kilometer kürzer sein dürfen, dann hätte ich vielleicht um die Medaillen mitkämpfen können. Ich habe schon am Anfang ziemlich viel am investiert und gehofft, dass ich damit wie beim Europacup den einen oder anderen abschütteln kann. Aber wir sind leider nicht in Europa, man hat's gesehen, mit Ausnahme des Russen waren keine Europäer vorne. Ich bin der zweitbeste Europäer, damit kann ich gut auf nächstes Jahr [EM 2018 Berlin] hintrainieren. Bei der ARD habe ich es gerade nicht gesagt, aber: Ich bin damit schon zufrieden! Fünfter Platz bei einer WM, ich habe wieder gezeigt, dass ich dazu gehöre zu den Weltbesten, das geht durchaus in Ordnung. Ich habe eine Verwarnung gesehen, aber ich habe mir vorher schon gesagt: Wenn ich um die Medaillen mitkämpfe, dann kämpfe ich um die Medaillen mit. Ich habe nichts davon, wenn ich den Wettkampf beende und dann 20. werde. Ich habe alles riskiert, und es ist leider keine Medaille geworden. Die Unterstützung war heute super. Bei den Olympischen Spielen hatten wir schon eine ähnliche Stimmung, da hat es noch mal andere Leute angezogen. Aber das ist schon eine klasse Situation, die Meisterschaften in die City zu legen. Obwohl ich es als kleiner Junge auch immer schön fand zu sehen, wie die Athleten ins Stadion eingelaufen sind. Das ist auch noch mal etwas Besonderes, wenn das Stadion voll ist. Nächstes Jahr in Berlin gibt es nicht so viele, die sich als Geh-Fans bezeichnen. Aber die Strecken werden trotzdem sehr, sehr voll werden, weil sich das Fußvolk dorthin verirrt und stehenbleibt, und weil es doch eine faszinierende Sportart ist.

Nils Brembrach (SC Potsdam)
Bestzeit beim Saisonhöhepunkt. Da habe ich alles richtig gemacht. Dass mit so einer Zeit nur geradeso eine Top-15-Platzierung rauskommt zeigt ein hohes Niveau. Insgesamt bin ich total zufrieden. Die Kulisse war super am Buckingham Palace. Es gab eine Menge Zuschauer. Mehr kann man sich als Geher nicht wünschen. Für die Organisation ist es natürlich leichter, alles an einem Tag zu machen. Leider wird so Athleten ein Doppelstart unmöglich gemacht. Mich betrifft das nicht. Ich bin noch nicht der 50-Kilometer-Geher. In den letzten Jahren hat es bei mir bei den Höhepunkten gehapert. Jetzt habe ich bewiesen, dass ich auch wenn es drauf ankommt topfit sein kann. Das gibt mir Motivation fürs nächste Jahr. Ich werde bei den 20 Kilometern bleiben.

Hagen Pohle (SC Potsdam)
Die Saison lief nicht so gut, aber in den letzten Vorbereitungswochen war ich auf dem aufsteigenden Ast, sodass ich mir schon zugetraut habe, dass ich Saisonbestleistung gehen kann. Allerdings wurde mir eine Borreliose diagnostiziert. Das ist natürlich für den Kopf nicht so toll. Davon habe ich im Training aber nichts gemerkt. Es war eine Rötung am Fuß, die hat nicht wehgetan. Vom Arzt wollte ich eigentlich nur hören, dass es nichts Schlimmes ist, aber dann musste ich Antibiotika nehmen und man weiß immer nicht, wie sich das auswirkt. Naja, ich bin zufrieden, Saison-Bestleistung, ich denke, das kann sich schon sehen lassen. Bei jedem Saison-Höhepunkt immer um eine Minute verbessert. Auch wenn es bei der Platzierung nicht nach vorne gegangen ist. Das Niveau auf der Welt ist krass. Es ist ein Übergangsjahr, daher konnte man eine Bestleistung nicht erwarten. Ich war glaube ich nach der ersten Runde fast ganz hinten. Ich wusste, dass viele hier was vorhaben und schnell angehen werden, das wollte ich aber nicht. Dann habe ich mit den beiden Italienern eine ganz gute Gruppe gefunden, bei der ich gemerkt habe: Die haben einen Plan, da kann ich gut mitgehen. Es wurde zwar zwischenzeitlich ziemlich schnell, aber ich konnte ganz gut mithalten. Auf der letzten Runde hat ein bisschen die Kraft gefehlt, sodass ich sie und Nils ziehen lassen musste. Mal gucken, ob es in Berlin noch einen Tick schneller geht. Da werde ich wohl wieder die 20 Kilometer gehen, ich denke, diese Zeit sollte schon die Norm sein. Mir wird nachgesagt, dass ich auf den 50 Kilometern besser bin. Aber solange die Streichung auf dem Plan steht, weiß ich nicht, ob man sich unbedingt umstellen sollte.

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