Christopher Linke mit "starkem Kopf" zur EM
Es sind noch knapp drei Monate bis zum Beginn der EM in Barcelona (Spanien; 27. Juli bis 1. August), die Bahnsaison steht erst in den Startlöchern und Geher Christopher Linke kann sich seiner Sache schon sicher sein. Der 21 Jahre alte Potsdamer ging am 27. März im slowakischen Dudince die 50 Kilometer in 3:53:24 Stunden, hakte die Norm damit ab und kann sich nun voll und ganz auf die kontinentalen Titelkämpfe im Sommer konzentrieren.
Es war erst der zweite Start seiner Karriere über 50 Kilometer und die Strapazen auf den Straßen Dudinces sollten sich für Christopher Linke lohnen. 18 Monate nach seinem Debüt über diese Distanz ging der Schützling von Ronald Weigel in 3:53:24 Stunden 96 Sekunden schneller als die vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) geforderte Norm für die EM und pulverisierte seine Bestzeit ganz nebenbei um mehr als zehn Minuten."Mit der Norm haben wir schon spekuliert, aber die Zeit ist doch etwas schneller als ich das mir erhofft habe", sagt Christopher Linke, der das Rennen offensiv begonnen hatte und am Ende doch noch einmal auf die Zähne beißen musste. "Bei Kilometer 40 war ich mir sicher, dass ich es schaffe. Bei Kilometer 46 war ich mir dann aber doch nicht mehr ganz so sicher, weil ich einfach völlig platt war. Aber zum Glück hat die Zeit am Ende ja doch noch gestimmt."
Ausgebremst vom Schienbein
Daran, dass so viel Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten 50-Kilometer-Wettbewerb verging, hat das Schienbein von Christopher Linke Schuld. Drei Monate plagte sich der 21-Jährige 2009 mit hartnäckigen Schmerzen. "Ich konnte so gut wie gar nicht gehen. Spätestens nach sechs Kilometern hat das Schienbein völlig zu gemacht", sagt Christopher Linke, der jedoch Glück im Unglück hatte. "Schwimmen, Radfahren und Laufen konnte ich schmerzfrei, so dass ich trotzdem ganz gut trainieren konnte."
So gut, dass es im Juli bei der U23-WM in Kaunas (Litauen) über 20 Kilometer in 1:24:29 Stunden zu einer Bestzeit und Platz vier reichte. "Das lief dann doch überraschend gut, aber für eine 50 hätte die Form nicht ausgereicht. Außerdem werden ja nicht so oft gute 50-Kilometer-Wettbewerbe angeboten. Da gibt es pro Jahr vielleicht drei weltweit", sagt Christopher Linke.
Schwerpunkt 50 Kilometer
In Zukunft sollen die 50 Kilometer die Hauptstrecke von Christopher Linke werden und das trotz der fast vier Stunden langen Strapazen. "Der Körper tut weh, der Kopf will nicht mehr und man fragt sich auf den letzten zehn Kilometern schon, warum man das eigentlich macht. Dennoch werde ich bei den 50 Kilometern bleiben. Auf den 20 Kilometern ist die Konkurrenz einfach so groß, und alle sind so dicht zusammen", sagt der Potsdamer.
Seine große Stärke und gleichzeitig Grundvoraussetzung für eine schnelle Zeit über 50 Kilometer ist sein Kopf. "Meine Lockerheit ist mein Trumpf. Ich gehe immer ganz relaxt und unverkrampft an die Sache ran und schalte den Kopf einfach aus", sagt Christopher Linke, der jedoch auch um seine Schwächen weiß: "Mir fehlt es an Kraft. Wer mich sieht, kann sich nicht vorstellen, dass ich 50 Kilometer überhaupt durchstehen kann. Man glaubt es ja nicht, aber für das Gehen braucht man wirklich sehr viel Kraft und ich bin doch etwas sehr schlank", sagt der 21-Jährige, der bei 1,89 Metern weniger als 70 Kilogramm auf die Waage bringt.
Im Training ein Solist
Sein Trainingspensum spult Christopher Linke zu einhundert Prozent alleine ab. "Es gibt in Potsdam leider keine Geher in meiner Klasse. Die sind alle jünger. Ich gehe beispielsweise im Schnitt den Kilometer in fünf Minuten und die anderen in 5:10 Minuten. Das passt dann einfach nicht", sagt der Dritte der Deutschen Hallen-Meisterschaften im 5.000 Meter Gehen.
In Spitzen-Wochen spult Christopher Linke bis zu 200 Kilometer ab, für einen Geher, wie er selber sagt, relativ wenig. "Ich brauche nicht ganz so viel Training wie andere, und mein Körper verkraftet es kräftemäßig einfach auch noch nicht."
Über drei Trainingslager nach Barcelona
Der genaue Fahrplan bis zur EM in Barcelona steht noch nicht. Fix ist nur, dass drei Trainingslager in der Schweiz, in Frankreich und in einem weiteren Land als Vorbereitung absolviert werden. "Ich hoffe, dass es klappt, dass ich zumindest in St. Moritz mit André Höhne zusammen trainieren kann", sagt der Potsdamer.
Für Barcelona selbst wagt Christopher Linke aber noch keine Prognosen. "Das ist schwierig. Es ist erst das dritte Mal, dass ich 50 Kilometer gehen werde. Da kann so viel passieren. Hinzu kommt wahrscheinlich noch die Hitze. Dennoch hoffe ich, dass ich irgendwie an meine Bestzeit herankommen kann. Unter vier Stunden sollte es aber auf jeden Fall sein."