| DM 20 km Gehen Naumburg

Christopher Linke überragend, deutsche Geherinnen überraschen mit drei EM-Normen

Müde von den vergangenen Wettbewerben? Von wegen! Die deutschen Geher kommen nach ihren Trainingslagern immer besser in Schwung und haben am Samstag bei den Deutschen Meisterschaften über 20 Kilometer gleich fünf Normen für die EM in Berlin auf die Straße gezaubert. Drei davon fielen überraschend in der Entscheidung der Frauen.
Sandra Arm

Der große Hit „Supergirl“ des irischen Musikers Rea Garvey bekam am Samstag eine völlig neue Bedeutung. Gleich drei „Supergirls“ sorgten in Naumburg für mächtig Furore. Da standen sie im Ziel, einträchtig nebeneinander und umarmten sich: Emilia Lehmeyer (Polizei SV Berlin), Teresa Zurek und Saskia Feige (SC Potsdam).

Die drei U23-Athletinnen erfüllten über 20 Kilometer mit Steigerungen ihrer Bestmarken um jeweils rund zwei Minuten überraschend den Richtwert für die Europameisterschaften in Berlin (7. bis 12. August). Zugleich blieb das Geher-Trio mit ihren Zeiten unter dem Richtwert (1:34:30 h) für den Weltcup im Taicang (China; 5./6. Mai). Vor sechs Jahren hatten sich mit Melanie Seeger und Sabine Krantz zwei deutsche Geherinnen für ein internationales Großereignis (Olympia) qualifiziert.

Spitzenzeit für Emilia Lehmeyer: Titelverteidigung und EM-Ticket

„Wir haben erst nach dem Zieleinlauf realisiert, dass wir die Norm für Berlin gegangen sind“, sagte Teresa Zurek, der mit 1:33:30 Stunden eine Punktlandung gelang. Es war in ihrem ersten Jahr bei den Aktiven eine faustdicke Überraschung. „Das Rennen sollte ich ganz entspannt angehen, wollte mir keinen Druck aufbauen. Das ist mir gelungen“, sagte die Zweite der U20-EM. Mit Teamkollegin Saskia Feige konnte sie sich während des Rennens immer abwechseln, das Tempo hochhalten und eine gute Zeit anpeilen. Am Ende blieb sie um mehr als zwei Minuten unter ihrem zuletzt in Lugano (Schweiz) aufgestellten Hausrekord.

Ihre ein Jahr ältere Trainingspartnerin Saskia Feige unterbot ihre alte Bestzeit ebenfalls um mehr als zwei Minuten und steigerte sie auf 1:33:23 Stunden. Im Ziel schnappe derweil Emilia Lehmeyer nach Luft und zeigte sich am Mikrofon sehr überrascht über ihre Topleistung. „Damit habe ich nicht gerechnet.“ Nach gesundheitlichen Problemen verlief ihr Saisoneinstieg über 20 Kilometer mehr als prächtig. Sie ging ein einsames Rennen, das mit einer Spitzenzeit von 1:32:49 Stunden und der Titelverteidigung (Frauen/U23) belohnt wurde.

Hagen Pohle erbringt Leistungsnachwuchs für Heim-EM

Recht flott unterwegs waren die Männer, galt es doch für Hagen Pohle (SC Potsdam) noch den Leistungsnachweis über 20 Kilometer für die Europameisterschaften in Berlin zu erbringen. Bis Kilometer zehn führte der 26-Jährige das Spitzenfeld an. Dann verschärfte Christopher Linke (SC Potsdam) das Tempo und sprengte förmlich die Gruppe. „Sein Antritt hat mich im ersten Moment etwas überrascht. Für mich war wichtig, dass ich mein eigenen Tempo gehe und die Zeit im Blick habe“, sagte Hagen Pohle, der auf den zweiten zehn Kilometern seine Geschwindigkeit beibehielt. „Hinten raus war es muskulär schwer und ziemlich anstregend.“

Nach dem Zieldurchlauf stand eine Zeit von 1:21:41 Stunden auf der Uhr. Den geforderten Nachweis von 1:23:00 Stunden unterbot er damit deutlich. „Ich hatte es schon während des Rennes registriert, dass ich gut unterwegs bin und die Zeit schaffen kann. Im Ziel fällt dann die ganze Last von einem ab“, freute sich der neue Deutsche Vizemeister.

Überragend: Christopher Linke verteidigt Titel

Für den überragenden Christopher Linke gab es an der Spitze sogar einen Hattrick. Nach 2016 und 2017 holte sich der  WM-Fünfte aus  Potsdam den dritten Titel in Folge. Und wie. Fast schon locker, leicht spulte er die zweiten 10 Kilometer runter. Allein. Die Rundenzeiten um die vier Minuten – gleichbleibend stabil.

„Ich habe mich gut gefühlt und wollte es nicht spannend machen“, erklärte der 29-Jährige seine Tempoverschärfung zur Rennhälte. Beim Geher-Meeting in Podebrady (Tschechien) hatte er sich noch etwas müde gefühlt, nur wenige Tage zuvor war er aus dem Höhentrainingslager aus Mexiko zurückgekehrt. In Naumburg wirkte er deutlich frischer, obwohl er noch mit einer leichten Erkältung zu kämpfen hatte. „Das hat mich selbst überrascht, dass es so locker war und ich zu so einer guten Zeit gehen konnte.“ Er verbesserte seine Saisonbestzeit auf 1:20:40 Stunden. Dritter wurde Karl Junghannß (LAC Erfurt Top Team; 1:22:51 h), der sich zugleich den Titel in der U23-Wertung sicherte.

Dass Nils Brembach (SC Potsdam) überhaupt in Naumburg an den Start gehen konnte, hatte er Mannschaftsarzt Dr. Matthias Kieb zu verdanken. Fußprobleme hatten ihn bis wenige Tage vor den Meisterschaften noch ausgebremst. „Durch die sehr gute Behandlung konnte ich schmerzfrei an den Start gehen“, sagte der 25-Jährige, der bei seinem Saisoneinstieg in 1:23:18 Stunden Vierter wurde. Am Schluss fehlten die Trainingskilometer. Das Höhentrainingslager in Mexiko musste er nach einer Woche krankheitsbedingt abbrechen. Zurück in Deutschland kurierte er sich aus und organisierte anschließend selbst ein zweiwöchiges Trainingslager auf Mallorca, wo ihn sein Vater betreute.

Jakob Schmidt mit U18-EM-Norm

Gute Ergebnisse lieferten die U20- und U18-Geher ab. Noch in der U16 startberechtigt, ließ Mathilde Frenzl (SC Potsdam) sogar die ältere Konkurrenz über 5 Kilometer hinter sich. Sie gewann in 24:32 Minuten und bestätigte damit ihre gute Form, die sie schon in der Vorwoche in Podebrady (24:11 min) unter Beweis gestellt hatte. Den Titel in der U18-Wertung holte sich Milla Magiera (Erfurter LAC; 26:23 min).

In der männlichen U18-Konkurrenz über 10 Kilometer dominierten die beiden Potsdamer Jakob Schmidt (45:17 min) und Johannes Frenzl (45:31 min). Erstmals in diesem Jahr konnte Jakob Schmidt damit die Norm für die U18-EM in Györ (Ungarn; 5. bis 8. Juli) unterbieten. Johannes Frenzl (45:31 min) fehlte diesmal eine Sekunde – er war aber in Lugano in 44:22 Minuten in die Freiluft-Saison gestartet.

Nach dem Zieleinlauf über 10 Kilometer in der weiblichen U20 gab es einige Schreckminuten: Julia Richter (SC Potsdam) sackte im Ziel zusammen, sie musste ärztlich behandelt werden. Die Freude über ihren Titelgewinn in 52:51 Minuten konnte sie in diesem Moment nicht genießen. Den U20-Titel in der männlichen Konkurrenz sicherte sich Jan Stramka (Erfurter LAC; 47:13 min).

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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