Die Hammerwerferinnen katapultieren sich nach vorn
Die deutschen Hammerwerferinnen haben sich an die Weltspitze herangesaugt und sich in den letzten Wochen ins Gespräch gebracht. Allen voran die EM-Zehnte Susanne Keil. In einem schicken, in den Vereinsfarben von Eintracht Frankfurt, nämlich schwarz-rot, gehaltenen Einteiler setzte sie nicht nur optisch Akzente für einen Trend, sondern warf am Pfingstwochenende in Fränkisch-Crumbach zum dritten Mal innerhalb weniger Tag einen deutschen Rekord und mit 71,93 Metern als erste deutsche Frau über die Siebziger Marke hinaus.
Attraktive Nummer eins: Susanne Keil (Foto: Chai)
"Ich dachte, über siebzig Meter ist schon gut", sagte Susanne Keil danach, "dass es soweit geht ist unheimlich." Die deutschen Hammerwerferinnen mussten international nachziehen und mit dem richtigen Training ist es gelungen, den Abstand zur Weltspitze wieder zu verkürzen. Mit der Französin Manuela Montebrun, der kubanischen Weltmeisterin Yipsi Moreno und der rumänischen Weltrekordhalterin Mihaela Melinte haben in diesem Sommer erst drei Athletinnen weiter geworfen als Susanne Keil. "Ich habe in der internationalen Konkurrenz bestanden", meint die Vorzeigewerferin aus dem Stall von Bundestrainer Michael Deyhle, "das gab mir Selbstvertrauen und lässt für die Weltmeisterschaft hoffen."
Stärker geworden
Ihr Coach erklärt das Erfolgsgeheimnis so: "Sie macht nichts anders, sie ist stärker geworden und konnte damit die Probleme des letzten Jahres lösen. Das hört sich nach wenig an, ist aber im Endeffekt eine ganze Menge." Susanne Keil hat auch im Januar ihre Ausbildung zur Verlagskauffrau beendet, aber derzeit keinen Job, so dass sie sich voll auf das Training konzentrieren kann. Sie will nun in die Sportfördergruppe der Bundeswehr aufgenommen werden, um weiter optimale Bedingungen vorzufinden.
Der Aufschwung im deutschen Hammerwurf lässt sich aber nicht nur auf Susanne Keil beschränken. Den größten Leistungssprung mit einer Steigerung um über sieben Meter machte die erst 19-jährige Betty Heidler, die seit dem vergangenen Wochenende in Schönau mit 70,42 Metern als zweite Deutsche die magische Sieben vorne stehen hat. Sie ist damit eine Medaillenkandidatin für die U23-Europameisterschaft in Bydgoszcz und hat beste Chancen auf ein WM-Ticket nach Paris.
Andrea Bunjes will nachziehen
Vier Werferinnen kämpfen derzeit mit erfüllter A-Norm um die Gunst des Bundestrainers im Gedrängel um die Weltmeisterschaftsplätze. "Ich möchte die siebzig Meter auch noch knacken", kündigt Andrea Bunjes an. Sie hat sich vergangene Woche in Regensburg auf 69,12 Meter gesteigert und wirft damit in den Leistungsbereich, den sie im Trainingslager in Südafrika, wonach sie eine Magen-Darm-Grippe zurückwarf, schon erahnen konnte.
Für Manuela Priemer, die EM-Teilnehmerin aus dem Oberpfälzischen, kommt der breite Leistungssprung nicht überraschend. "Ich habe damit gerechnet", sagt die Dritte der letzten Deutschen Meisterschaften. Selbst liegt sie derzeit im nationalen Jahresvergleich hinter der Olympia-Dritten Kirsten Klose, die in diesem Sommer ihren deutschen Rekord abgeben musste, nur auf Rang fünf und hat die A-Norm noch nicht geknackt. "Aber auch wenn es nicht zur WM reicht, kann ich zufrieden sein", tröstet sie sich, "ich habe eine neue persönliche Bestleistung geworfen und was mehr zählt, ist das nächste Jahr mit Olympia."
Spannende Konkurrenz in Ulm
Bundestrainer Michael Deyhle greift seiner Nominierungsentscheidung nicht vor, Susanne Keil, Betty Heidler und Andrea Bunjes haben aber für Paris die besten Karten in der Hand. "Ich bin auf die Deutschen Meisterschaften in Ulm gespannt", sagt er, "wir müssen die Ergebnisse dort abwarten."
Susanne Keil ist aber die Top-Favoritin und nur schwer zu bezwingen, keine Frage. Was den Ausschlag gibt, weiß Andrea Bunjes. "Diejenige, die über die besten Nerven verfügt, wird gewinnen. Susi ist zur Zeit sehr stark. Aber es kommt immer wieder zu Überraschungen, ich will in Ulm unter die ersten Drei."