Cindy Roleder - Abstecher in die Vergangenheit
Das Herz schlägt längst nur noch für den Siebenkampf, aber am kommenden Wochenende (7. bis 9. März) reist sie gefühlt zurück in ihre eigene Vergangenheit. Cindy Roleder (LAZ Leipzig) startet bei der Hallen-Weltmeisterschaft in Sopot (Polen) über 60 Meter Hürden. Der Grund: Mit nur einem Hürdentraining in der Woche ist die Neu-Mehrkämpferin schneller als je zuvor.
„So richtig habe ich das immer noch nicht verstanden“, sagt Cindy Roleder. Im Herbst hatte sie dem Hürdensprint den Rücken gekehrt und trainiert seitdem für den Siebenkampf. „Das fühlt sich genau richtig an“, sagt die Siebte der EM über die Hürden. Aus dem täglichen Hürdentraining wurde eine Hürden-Einheit in der Woche. Und doch lief sie in Leipzig schnell wie nie.7,95 Sekunden – die Zeit, mit der Cindy Roleder im Hallen-DM-Finale Silber hinter Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen) holte, ist die zehntschnellste Zeit der Welt in diesem Winter. Erst zweimal blieb sie in ihrer Karriere überhaupt unter der Acht-Sekunden-Marke. „Vielleicht hatte ich in Leipzig einfach die nötige Lockerheit für diese Zeit.“
Eine Mutmaßung, die sich auch auf ihr neues sportliches Leben zurückführen lässt. Das war in Leipzig auch außerhalb der reinen Zeit sichtbar. Entspannt, aber fokussiert ging Cindy Roleder in die Rennen in der heimischen Arena, die eigentlich nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zu ihrem ersten Siebenkampf in der Freiluftsaison sein sollten. Konzentriert, aber nicht verbissen wirkte sie in den Startblöcken. Und im Ziel, als sie ihre Zeit auf der Anzeigetafel sah, da war sie völlig losgelöst. "Die neue Abwechslung im Training tut auch meiner Stimmung gut“, sagt Cindy Roleder.
Starttraining gegen die Zehnkämpfer
Für Technikeinheiten fährt sie nach Halle, trainiert dort unter Siebenkampf-Bundestrainer Wolfgang Kühne zusammen mit den Zehnkämpfern Michael Schrader (SC Hessen Dreieich), Rico Freimuth (SV Halle) und Norman Müller (Hallesche LA-Freunde). „Wir profitieren gegenseitig voneinander“, sagt Cindy Roleder und glaubt, dass auch Rico Freimuths Verbesserungen über die Hürden in diesem Winter von der neuen Zusammenarbeit mit einer ehemaligen Hürdenspezialistin rühren. Dauerläufe und Krafteinheiten absolviert Cindy Roleder zuhause in Leipzig.
Nur einmal die Woche stehen Hürdeneinheiten auf dem Programm. Und daran hat sich auch nach der Nominierung für die Hallen-WM nichts geändert. „Das passt sonst gar nicht in meinen Plan“, sagt Roleder. „Ich muss mich viel mehr in anderen Disziplinen verbessern.“ Der Hochsprung sei noch ausbaufähig, im Speerwurf und mit der Kugel habe sie noch Nachhilfebedarf. „Aber ich seh das locker, das wird schon.“
Ohne Druck
Diese neue Lockerheit will sich die 24-Jährige auch in Sopot bewahren. „Ich mache mir überhaupt keinen Druck.“ Schließlich stand eine Hallen-WM gar nicht in ihrer ursprünglichen Saisonplanung. „Ich fahre auch nur hin, weil es mit meinem Trainingslager passt.“ Am 10. März kommt sie aus Sopot zurück, am 13. geht es weiter ins Trainingslager nach Südafrika.
„Sportlich und emotional war der Schritt zum Siebenkampf das Richtige und da gibt es auch kein Zurück“, weiß Cindy Roleder, trotz dieses kleinen Abstechers am kommenden Wochenende in ihre Hürdenvergangenheit. Denn an ihrer Liebe zum Siebenkampf wird auch die Hallen-WM in Sopot nichts ändern können.