| Interview

Cindy Roleder: "Ein Traumjahr"

Hürdensprinterin Cindy Roleder ist eine von sechs Deutschen im Europa-Aufgebot für den Continental Cup an diesem Wochenende in Marrakesch (Marokko). Im Interview spricht die Leipzigerin über ihre Traumsaison nach dem Wechsel zum Siebenkampf und ihre Ambitionen für Marrakesch.
Martin Neumann

Cindy Roleder, was hätten Sie jemandem geantwortet, der vor einem Jahr Folgendes prophezeit hätte: „Sie laufen bei der Hallen-EM und der EM ins Finale, gewinnen eine internationale Medaille und zum Saisonabschluss vertreten Sie beim Continental Cup in Marrakesch Europas Farben“?

Cindy Roleder:

Wohl gar nichts. Ich hätte nur laut gelacht. Es ist unvorstellbar, was diese Saison passiert ist. Ein Traumjahr.

Ich dachte Sie würden sich eher erkundigen, was der Continental Cup ist?

Cindy Roleder:

Ich habe davon natürlich gehört. Aber ich habe mich ehrlich gesagt nie damit beschäftigt, weil ein Start nie in Reichweite war. Erst durch den Verzicht von Cindy Billaud bin ich ja überhaupt ins Team nachgerückt.

Dann die Testfrage: Wer ist am Wochenende in Marrakesch Titelverteidiger?

Cindy Roleder:

(überlegt) Wir? Also Europa?

Das stimmt. Wann kam denn die Einladung?

Cindy Roleder:

Vor fast genau zwei Wochen vom europäischen Verband. Ich habe mich riesig gefreut.

Reist das Europa-Team gemeinsam nach Marrakesch oder jeder für sich?

Cindy Roleder:

Ich werde mit David Storl zusammen anreisen. Dann werden wir uns treffen und vor dem Wettkampf wohl noch eine Team-Besprechung abhalten. Ich lasse mich überraschen.

Haben Sie sich schon mit der Konkurrenz beschäftigt?

Cindy Roleder:

Noch nicht ausführlich. Neben mir wird für Europa ja Europameisterin Tiffany Porter laufen, für Amerika Dawn Harper-Nelson. Hinter dem Start von Olympiasiegerin Sally Pearson aus Australien steht wohl noch ein Fragezeichen.

Insgesamt also ein starkes Feld zum Saisonabschluss ...

Cindy Roleder:

... das kann man wohl sagen. Auf der anderen Seite werden auch Läuferinnen mit Bestzeiten deutlich über 13 Sekunden dabei sein.

Was für Sie ja nicht schlecht ist. Schließlich geht es zum Saisonende auch um ein ordentliches Preisgeld: 30.000 US-Dollar für Platz eins bis 1.000 US-Dollar für Platz acht. Wandert der Bonus bei Ihnen gleich in die „Urlaubskasse“?

Cindy Roleder:

Gut möglich. Aber erst für einen Urlaub im kommenden Jahr. Für mich hat die Ausbildung bei der Bundespolizei in Kienbaum schon wieder begonnen. Ich bin sehr dankbar, dass ich für die Rennen in Marrakesch und vergangenen Freitag in Brüssel noch einmal freigestellt wurde.

Sie sprechen das Rennen in Brüssel an. Sind Sie zufrieden mit Platz fünf und 12,98 Sekunden?

Cindy Roleder:

Zu diesem Saisonzeitpunkt sind Zeiten unter 13 Sekunden immer gut. Ganz zufrieden bin ich aber trotzdem nicht, weil mein Start nicht gut war. Neben mir hat Nia Ali ein wenig gezuckt. Das bringt einen schon aus dem Rhythmus. In Marrakesch soll es dann noch einmal unter 13 Sekunden gehen.

Solche Zeiten sind für Sie einige Wochen nach dem Saisonhöhepunkt nicht selbstverständlich. Kann es sein, dass Sie deutlich austrainierter und robuster sind als in den vergangenen Jahren?

Cindy Roleder:

Das wird mir von Außenstehenden immer wieder gesagt. Selbst kann ich das gar nicht so genau sagen.

Fest steht: Seit Sie bei Wolfgang Kühne in Halle trainieren, haben Sie ein neues Niveau erreicht. Können Sie kurz beschreiben, was die tägliche Arbeit bei ihm besonders macht?

Cindy Roleder:

Wolfgang Kühne strahlt eine unheimliche Ruhe aus und ist eine absolute Respektsperson. Außerdem hat er die Fähigkeit, seine Athleten auf den Punkt fit an den Start zu bringen. Das hat man bei mir bei der Hallen-WM, der EM und der DM in Ulm gesehen. Ich habe in seiner Trainingsgruppe den Spaß wiedergefunden.

Schauen wir schon kurz aufs kommende Jahr. Welche Ziele hat sich Cindy Roleder gesetzt?

Cindy Roleder:

Zunächst will ich im Frühjahr meine Ausbildung erfolgreich abschließen. Das steht ganz oben. Danach möchte ich zwei gute Mehrkämpfe abliefern und meine Bestleistung steigern. Vielleicht kommt ja was Gutes raus, aber dafür muss ich mich in den Würfen deutlich steigern. Und danach steht die Hürdensaison an. Dass dieser Aufbau funktioniert, hat ja diese Saison gezeigt.

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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