Selbstbewusst und zufrieden wie selten zuvor präsentierte sich Cindy Roleder in den ersten Meetings der Saison. Dabei ließ sich die Vize-Weltmeisterin über 100 Meter Hürden weder von widrigen äußeren Umständen noch von schnellerer Konkurrenz die Laune vermiesen.
„Ich bin absolut zufrieden“, lautete das Fazit von Cindy Roleder (SC DHfK Leipzig) nach Platz zwei und 8,01 Sekunden am vergangenen Mittwoch in Düsseldorf. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Rennen“, gab sie nach Rang vier in 7,96 Sekunden am Samstag in Karlsruhe zu Protokoll. Kein „Wenn“, kein „Aber“ – die Vize-Weltmeisterin hatte an ihren Auftritten nichts zu meckern.
Locker und doch fokussiert, selbstbewusst auch dann, wenn andere noch schneller sind: So präsentierte sich die Hürdensprinterin in der Vergangenheit nicht immer. Mal war es der Start, mit dem sie haderte. Mal ärgerte sie sich, weil die Leistung nicht auf den Punkt kam. Mal musste man aus Formulierungen wie „Ich kann nicht unzufrieden sein mit der Leistung“ erst selbst die positive Bewertung herauslesen.
„Muss mich nicht verstecken!“
Mittlerweile jedoch muss Cindy Roleder weder sich selbst noch anderen beweisen, was sie kann. Sie ist viermalige Deutsche Meisterin, jeweils zweimal in der Halle und im Freien, sie ist EM-Dritte – und spätestens bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Jahr in Peking (China) ist mit Silber der Knoten endgültig geplatzt. Dieser Erfolg wirkt nach. Er hat der 26-Jährigen eine neue Leichtigkeit und Souveränität verliehen.
So konnte sie sich in der vergangenen Woche mit starken Leistungen auch über die Plätze zwei und vier freuen: „Die Mädels sind super drauf“, sagte sie nach dem Rennen in Karlsruhe anerkennend, fügte aber sogleich hinzu: „Und ich bin auch gut drauf, das habe ich gezeigt. Ich muss mich nicht verstecken!“
Dass sie der Konkurrenz nicht gleich mit dem ersten Schritt enteilt, daran hat sich die 1,78 Meter große Blondine längst gewöhnt, zumal Fortschritte erkennbar sind: „Wir haben im Training verstärkt am Start gearbeitet“, verrät sie, „und ich denke, ich bin jetzt gut dabei.“ Zwar sei die erste Rennphase noch längst nicht optimal, aber: „Das ist auch okay. Denn daher weiß ich, dass noch irgendwo Zeit liegt und dass ich noch längst nicht am Ende bin.“
Hallensaison ohne Wolfgang Kühne
Und noch eine Erkenntnis dürfte sich nach den ersten Wettkämpfen eingestellt haben: Cindy Roleder kann ihre Form auf die Bahn bringen, auch wenn der Vater ihrer jüngsten Erfolge nicht an ihrer Seite ist. Siebenkampf-Bundestrainer Wolfgang Kühne, unter dem sich die Teilzeit-Mehrkämpferin auf 6.055 Punkte gesteigert und zugleich ihre Hürdenleistung rasant verbessert hat, fällt derzeit krankheitsbedingt aus. So war im Training und in der Vorbereitung auf die Hallen-Wettkämpfe Flexibilität gefragt.
„Ich werde zurzeit in Halle von einem jüngeren Trainer betreut – Kai Dockhorn“, erklärt Cindy Roleder. „Ich bin absolut zufrieden, der macht eine super Arbeit! Natürlich bin ich froh, wenn Wolfgang Kühne bald wieder an meiner Seite ist. Ich hoffe, dass er ganz schnell wieder bei uns ist. Aber bis dahin unterstützt mich Kai.“ Darüber hinaus reiste zuletzt auch DLV-Cheftrainer Idriss Gonschinska, einst Hürdensprint-Bundestrainer, einmal pro Woche für das Techniktraining mit der Kühne-Gruppe nach Halle. „Das klappt super, ich kann mich nicht beschweren.“
Zufriedenheit – auch in dieser Antwort blitzt sie also wieder durch. Was nicht heißen soll, dass sich die Hürdensprinterin nach den guten Ergebnissen jetzt eine Pause gönnt. Die Hallen-WM in Portland (USA; 17.bis 20. März) steht zwar nicht auf ihrem Terminkalender ("Ich weiß, dass das die richtige Entscheidung ist"), dafür aber das ISTAF Indoor in Berlin (13. Februar), das Meeting in Glasgow (Großbritannien; 20. Februar) und ein <link>Heimspiel bei der Hallen-DM in Leipzig (27./28. Februar). Die Chancen stehen gut, dass die Zuschauer dort erneut eine strahlende Cindy Roleder sehen werden.
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