Die große Olympia-Vorschau (Teil 4)
Das Olympiafieber steigt. Am heutigen Mittwoch, 18. August, eröffnete das Kugelstoß-Lager im antiken Olympia die Leichtathletik-Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen in Athen. Danach geht es vom 20. bis 28. August im Olympiastadion weiter, ehe die Marathonmänner am 29. August den Schlusspunkt setzen. leichtathletik.de hat für Sie die Favoriten herausgeschält und auch die Chancen der aussichtsreichsten DLV-Starter abgewogen. Lesen Sie den abschließenden Teil vier unserer Vorschau auf die Bewerbe bei den Frauen...
Hestrie Cloete hofft auf die Krönung mit dem Lorbeerkranz (Foto: Kiefner)
HochsprungDie südafrikanische Weltmeisterin Hestrie Cloete will ihre in den letzten Jahren glanzvolle Karriere in Athen mit dem Olympiasieg krönen. Danach ist bei ihr eine Babypause denkbar. Möglicherweise machte sie diesen Plan aber ohne die Hallen-Weltmeisterin Yelena Slesarenko. Die 22-jährige Russin hat in diesem Jahr auch schon 2,04 Meter übersprungen. Erst vor einer Woche machte außerdem die Kroatin Blanka Vlasic (2,03 m) auf sich aufmerksam. Irina Mikhalchenko (Ukraine), Amy Acuff (USA) und Viktoriya Seryogina (Russland) sind ebenfalls in Zwei-Meter-Form und gehen als chancenreiche Außenseiterinnen die Latte an. Die Europameisterin Kajsa Bergqvist fehlt in Athen ebenso verletzungsbedingt wie die Deutsche Daniela Rath.
DLV-Starterin: keine
Stabhochsprung
Die Weltrekordhalterin Yelena Isinbayeva ist die haushohe Favoritin. Zuletzt trat sie wesentlich souveräner auf als ihre russische Landsfrau, die Weltmeisterin Svetlana Feofanova, die aber auch als sichere Medaillenkandidatin gilt. Wenn sie von ihrer Erfahrung profitieren kann und ihre Nerven behält, wird die Titelverteidigerin Stacy Dragila (USA) den verbleibenden dritten Podestplatz für sich vereinnahmen. Die Mainzerin Carolin Hingst, die sich bei einem Saisonhöhepunkt nach den Enttäuschungen in den letzten Jahren neu beweisen kann, lauerte dahinter gemeinsam mit den Polinnen Anna Rogowska und Monika Pyrek auf einen Ausrutscher.
DLV-Starterinnen: Floé Kühnert, Silke Spiegelburg, Carolin Hingst
Weitsprung
Im Olympiajahr hat sich das Niveau im Frauen-Weitsprung etwas gesteigert. Weit mehr als zwanzig Athletinnen sind 6,70 Meter oder weiter gesprungen. Die Liste wird von den Russinnen Tatjana Lebedeva (7,33 m) und Irina Simagina (7,27 m) angeführt. Diese beiden werden sich vor allem mit Marion Jones und ihrer Landsfrau Tatjana Kotova beschäftigen müssen. Die Olympia-Dritte von Sydney aus den USA kann sich auf den Weitsprung und vermutlich auch die Sprintstaffel konzentrieren. Bei der Schwedin Carolina Klüft muss man abwarten, wie sie den Siebenkampf verdaut hat. Gespannt sein darf man auf die Form der zuletzt angeschlagenen Weltmeisterin Eunice Barber (Frankreich). Die Rehlingerin Bianca Kappler wird in der Qualifikation schon alle Kräfte mobilisieren müssen.
DLV-Starterin: Bianca Kappler
Dreisprung
Gleich fünf Athletinnen setzten in dieser Saison schon die 15 vor das Komma. Weltmeisterin Tatjana Lebedeva (Russland) erwartet deshalb ein spannender Wettkampf. Am meisten wird ihr voraussichtlich Yamile Aldama (Sudan) Paroli bieten können. Trecia Smith (Jamaika), Magdelin Martinez (Italien) und Kéne Ndoye (Senegal) wollen um eine Medaille springen. Der Rest des Feldes kann nur überraschen.
DLV-Starterin: keine
Kugelstoßen
siehe Teil 3 unserer Olympia-Vorschau
Diskuswerfen
Die Augen der Zuschauer werden sich auf die griechischen Hoffnungen Anastasia Kelesidou und Ekaterini Voggoli richten. Im letzten Jahr mussten sie sich bei der WM in Paris der Weißrussin Irina Yatchenko, die auch jetzt mit 69,14 Metern die Weltjahresbestenliste anführt, geschlagen geben. Die WM-Vierte Yelena Antonova (Ukraine), Ex-Weltmeisterin Natalja Sadova (Russland) und die Tschechin Vera Cechlova unternehmen in Athen einen neuen Anlauf auf eine Medaille, nachdem sie vor Jahresfrist zu den Geschlagenen gehörten. Franka Dietzsch, die deutsche Ex-Weltmeisterin, kämpft mit einer Fußverletzung und muss zunächst in der Qualifikation ihre Leistungsfähigkeit beweisen.
DLV-Starterin: Franka Dietzsch
Hammerwerfen
Weltmeisterin Yipsi Moreno (Kuba) ist das Maß der Dinge. Sie zeigte sich in den letzten Wochen in guter und beständiger Form und ist seit über einem Jahr und insgesamt 18 Wettkämpfen unbesiegt. Die Osteuropa-Fraktion mit Olga Kuzenkova (Russland), Olga Tsander (Weißrussland) und Irina Sekachova (Ukraine) bildet in Athen ihre stärkste Konkurrenz. Die DLV-Starterinnen Betty Heidler (Frankfurt) und Andrea Bunjes (Holtland) gehören zu den besten zwanzig Hammerwerferinnen der Welt und dürfen das Finale als realistisches Ziel ausgeben. Dort werden die Karten im Hammerwerfen immer wieder neu gemischt.
DLV-Starterinnen: Susanne Keil, Betty Heidler, Andrea Bunjes
Speerwerfen
Die Weltrekordhalterin Osleidys Menendez, die mit Sonia Bisset ein starkes kubanisches Duo bildet, führt mit 68,23 Metern die Weltjahresbestenliste überlegen an. Trotzdem musste sie sich Anfang August in Linz der Tschechin Nikola Brejchová geschlagen geben. Die Gastgeber setzen in die Europameisterin Mirela Manjani große Hoffnungen. Bei der deutschen WM-Dritten Steffi Nerius stieg in den letzten Wochen die Form an. Mit einer weiteren Steigerung ist sie eine Medaillenkandidatin. Bei ihren DLV-Kolleginnen Annika Suthe und Christina Obergföll darf man gespannt sein, wie sie sich bei ihrer Olympiapremiere in der Ausscheidung verkaufen.
DLV-Starterinnen: Steffi Nerius, Annika Suthe, Christina Obergföll
Siebenkampf
Es gibt nur eine Carolina Klüft! Die schwedische Weltmeisterin kann sich nur selbst schlagen. Zu überlegen bestimmt sie seit zwei Jahren den Siebenkampf. Dahinter wird es aber eng und spannend. In Götzis hinterließen Kelly Sotherton (Großbritannien) und Natalya Dobrynska (Ukraine) als Aufsteigerinnen der Szene einen guten Eindruck. Die stärkste Russin Svetlana Sokolova ist mit ihrer Landsfrau Yelena Prokhorova ebenso zu beachten wie die Titelverteidigerin Denise Lewis (Großbritannien), die zwar zuletzt mit Verletzungen zu kämpfen hatte, aber ihre Fitness mittlerweile beteuerte. Die DLV-Athletinnen werden sich ein spannendes internes Rennen liefern. Sonja Kesselschläger und Karin Ertl ist ein Wert jenseits der 6.200 Punkte, die einen Top-10-Platz bedeuten könnten, zuzutrauen, Claudia Tonn würde mit einer ähnlichen Leistung ihren überraschend starken Ratingen-Auftritt bestätigen.
DLV-Starterinnen: Sonja Kesselschläger, Karin Ertl, Claudia Tonn
20km Gehen
Song Hongjuan, 20 Jahre jung und aus China, war in diesem Jahr bisher am schnellsten. Die Favoritin kommt mit Yelena Nikolajeva, der Weltmeisterin, aber aus Russland. Für sie spricht – ebenso wie für ihre Landsfrau Olimpiada Ivanova - schlichtweg die Erfahrung. Jiang Jing, eine weitere junge Chinesin, bringt den zweiten Platz beim Weltcup in Naumburg als gute Referenz mit nach Athen. Bei einem günstigen Wettkampfverlauf ist im Kampf um Edelmetall auch mit der Weltcup-Dritten Maria Vasco (Spanien), der Claudia Stef (Rumänien), Jane Saville (Australien) und Elisa Rigaudo (Italien) zu rechnen. Um einen Platz unter den ersten Zehn kämpfen die Potsdamerinnen Melanie Seeger und Sabine Zimmer.
DLV-Starterinnen: Melanie Seeger, Sabine Zimmer
4x100m/4x400m
Die US-Sprinterinnen haben eine Rechnung offen, nachdem sie sich vor einem Jahr bei der WM in Paris den Französinnen geschlagen geben mussten. Diese wollen und können sie begleichen. Nicht zu unterschätzen sind aber auch die Sprinterinnen aus Jamaika und Russland. Über 4x400 Meter müssen sich die US-Girls vor allem mit den Russinnen, die über eine beeindruckende Breite verfügen, beschäftigen. Tonique Williams-Darling könnte die Bahamas auf das Podest führen, während die Jamaikanerinnen, Dritte bei der WM in Paris, erst einmal den Ausfall von Lorraine Fenton kompensieren müssen. Für die krisengeschüttelten und ersatzgeschwächten deutschen Frauen-Staffeln geht es vor allem um das Erreichen des Finales.
Die große Olympia-Vorschau (Teil 3)
Die große Olympia-Vorschau (Teil 2)
Die große Olympia-Vorschau (Teil 1)
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