Claudia Hoffmann will noch mehr
Das Phrasenschwein hätte sich gefreut. Eine Redensart skizzierte am Montagabend am besten die Situation von Claudia Hoffmann. „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“, meinte die Potsdamerin nach ihrem dritten Platz über 800 Meter beim Meeting in Prag (Tschechische Republik). Doch es ernährt sich und wird satter, dieses Eichhörnchen, und das wiederum zauberte der 27-Jährigen ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht.
In 2:01,55 Minuten war Claudia Hoffmann gerade eine Bestzeit gelaufen und hatte sich in einem gut besetzten internationalen Wettkampf bewiesen, dass sie sich nicht zu verstecken braucht. Das tat sie auch gar nicht. Von der Innenbahn aus suchte sie gleich das Heil in der Flucht nach vorne und durfte sich nach dem Lauf darin bestätigt sehen, dass es die richtige Strategie war.Und das umso mehr, da sie auf der Zielgeraden noch alle Reserven hatte, um ihre Dortmunder Mitstreiterin Jana Hartmann im deutschen Vergleich auszukontern und zwischenzeitlich verlorene Plätze wieder gut zu machen. „Ich konnte heute richtig rennen“, betonte sie mit überzeugter Stimme, „ich habe jetzt gezeigt, dass ich auch hinten raus da bin.“
Bergauf unterwegs
Überhaupt ist Claudia Hoffmann derzeit überzeugt. Von sich und auch davon, dass sie das Richtige tut – allen Zweiflern an ihrem Wechsel von den 400 zu den 800 Metern zum Trotz. „Es geht ständig bergauf“, sagte sie und die Zeiten geben ihr nun Recht, ist die Sportsoldatin doch in der Form ihres Lebens.
Erst vor gut einer Woche hatte sie in Regensburg ihre 400-Meter-Bestzeit auf 51,65 Sekunden gesteigert und Selbstvertrauen getankt. Jetzt folgte in Prag, wo sie eine Durchgangszeit von rund 58 Sekunden hatte, die zweite Verbesserung über die zwei Stadionrunden in diesem Sommer.
Hoffen auf die Team-EM
Was jetzt noch fehlt ist das Sahnehäubchen, sprich die EM-Norm über 800 Meter. Um gut eine halbe Sekunde schrammte sie in Prag an den einmalig geforderten 2:01,00 Minuten vorbei. Doch diese Zeit ist nun in Reichweite. „Die Routine über 800 Meter fehlt mir noch. Ich glaube aber, es kommt noch mehr“, sagte Claudia Hoffmann, für die das sich mühsam ernährende Eichhörnchen eine sinnbildliche Bedeutung bekommen könnte.
Trotz ihrer schnellen 400-Meter-Zeit, mit der sie die aktuelle deutsche Bestenliste anführt, liebäugelte sie mit einem Start bei der anstehenden Team-EM in Bergen (Norwegen; 19./20. Juni) über 800 Meter. Den wird sie auch bekommen. „Ich habe gehofft, dass man sich auf der Strecke für mich entscheidet und ich bin froh, dass ich in Prag die Nominierung rechtfertigen und untermauern konnte.“
Mit diesem starken Gefühl im Rücken stehen die Signale nun am Wochenende im hohen Norden wieder auf Angriff, denn Claudia Hoffmann will die nächste Chance beim Schopf packen. „Ich hoffe auf ein super Rennen.“ Doch wirklich satt dürfte das sinnbildliche Eichhörnchen noch lange nicht sein, das Phrasenschwein könnte aber durchaus noch voller werden.