Claudia Marx überrumpelt in Kassel Spezialistinnen
Der Sieg von Claudia Marx über 400 Meter Hürden war am Freitagabend die größte Überraschung des internationalen Meetings in Kassel. Erstmals lief die Erfurterin, die man bislang nur von der flachen Stadionrunde kannte, auf der "Baustelle Auestadion" über die Hürden und auf Anhieb deklassierte sie in 55,59 Sekunden die Spezialistinnen um Anja Neupert (LG Nike Berlin; 56,58 sec).
Claudia Marx hat nun gleich zwei Optionen für den Europacup (Foto: Chai)
"Ich bin selbst am meisten überrascht", sagte die jubelnde Claudia Marx im Ziel und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. "Ich habe zwar in Dresden zusammen mit Thomas Goller bei meinem Trainer Dietmar Jarosch (Anm. der frühere Trainer von Vize-Europameisterin Heike Meißner) die Hürden trainiert, aber eben nur bis 300 Meter. Und dass es dann so gut klappte, kann ich kaum glauben." Und nun hat Claudia Marx ein Problem: Sie ist für den Europacup in Florenz (17. bis 19. Juni) über 400 Meter flach und 400 Meter Hürden qualifiziert.Tina Kron (Saar schlau.com 05 Saarbrücken) wurde in 57,09 Sekunden in diesem zweiten Endlauf Vierte, Ulrike Urbansky (Team Erfurt) in 57,28 Sekunden nur Fünfte. Den ersten Endlauf hatte Andrea Blackett (Barbados) in 55,92 Sekunden gewonnen.
In der Männerkonkurrenz setzte sich der Frankfurter Christian Duma (50,10 sec) in Abstinenz von Thomas Goller (LG Asics Pirna) im Rennen um den begehrten Europacup-Startplatz gegen den Berliner Andreas Wickert (50,38 sec) durch.
Thomas Blaschek zweimal unter Norm
Mit einem Knüller begann das "Askina"-Sportfest bereits zuvor. Bei freundlichen Temperaturen um 20 Grad lieferte gleich im Vorlauf über 110 Meter Hürden der aktuelle DLV-Jahresbeste, Thomas Blaschek (LAZ Leipzig), eine tolle Leistung ab. Mit 13,49 Sekunden unterbot der Schützling von Idriss Gonschinska erstmals in dieser Saison die WM-Norm von 13,55 Sekunden.
Thomas Blaschek untermauerte seine bestechende Form dann auch im Finale, als er nur knapp dem US-Boy Arend Watkins (13,38 sec) unterlag und mit 13,41 Sekunden eine neue persönliche Bestleistung aufstellte. So unterstrich er seine Ansprüche im Hinblick auf den Europacup.
Im Sprint über 100 Meter holten sich Marc Blume (TV Wattenscheid 01; 10,48 sec) als Vierter hinter Sieger Patrick Jarrett (Jamaika; 10,28 sec) und bei den Frauen Esther Möller (LAZ Puma Troisdorf; 11,47 sec) die Tickets für Florenz.
Gemäßigte 800 Meter
René Herms versuchte zum wiederholten Male, die WM-Norm über 800 Meter zu knacken, doch auch diesmal misslang es. Nach der "Hasenarbeit" bis 600 Meter war der Pirnaer allein vorn, aber konnte sich auch nicht von den übrigen Läufern entscheidend lösen. So blieb es am Ende bei diesem WM-Testwettkampf bei der enttäuschenden Siegerzeit von 1:47,81 Minuten. Zweiter wurde der Erfurter Andreas Freimann (1:47,96 min).
Ähnlich erging es den weiblichen Kolleginnen. Monika Gradzki (TV Wattenscheid 01) gewann zwar sicher, aber eben "nur" in 2:03,59 Minuten vor Jana Hartmann (ThüringenGas Erfurt; 2:05,16 min) und Rikke Rörnhold (Dänemark; 2:05,22 min). Die Maßgabe WM-Norm liegt hier bei exakt zwei Minuten.
Kathleen Friedrich wiederholt Vorjahressieg
Als spannend zeichnete sich der 1.500 Meter-Lauf der Frauen, in dem es ebenfalls um ein Europacup-Ticket ging, schon im Vorfeld ab. Noch 200 Meter vor Schluss sah es so aus, als ob Antje Möldner (SC Potsdam) nach Florenz laufen könnte, denn im internationalen Feld hatte sie sich forsch an die dritte Stelle vorgearbeitet.
Doch auf der Zielgerade spielte Kathleen Friedrich (SC Potsdam) ihre Routine aus, gewann in 4:08,88 Minuten und jubelte über die Wiederholung ihres Kasseler Vorjahreserfolgs. Für die WM-Norm von 4:05,80 Minuten bedarf es allerdings noch einer Steigerung. Antje Möldner wurde in 4:09,61 Minuten hinter der Polin Violetta Janowska (4:09,04 min) letztlich Dritte.
Das Männerrennen gehörte auf dieser Mittelstrecke ganz dem Marokkaner Ali Maatoui (3:35,52 min), der die deutschen Läufer um Längen distanzierte. Auch über 3.000 Meter Hindernis ging der erste Platz mit Günther Weidlinger (Österreich; 8:22,12 min) klar ins Ausland. Auf den flachen 3.000 Metern kam die Siegerländerin Sabrina Mockenhaupt in 8:59,19 Minuten hinter der Kenianerin Naomi Mugo (8:55,89 min) zu einem achtbaren zweiten Rang.
Carolina Klüft unterliegt deutschen Springerinnen
Souverän erledigte die Olympia-Zweite im Speerwurf, Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen), ihr "Abendwerk" und gewann ihren Wettkampf mit 63,97 Metern vor Eve Laverne (Bahamas; 61,08 m) und Barbara Madejczyk (Polen; 60,56 m).
Im Weitsprung sicherte sich die in dieser Freiluftsaison wieder stark auftretende Sofia Schulte (LG Staufen) mit 6,54 Metern das Ticket nach Florenz vor der Deutschen Meisterin Urszula Gutowicz-Westhof (Berliner SC), die auf 6,48 Meter kam. Siebenkampf-Olympiasiegerin Carolina Klüft (Schweden) wurde als der internationale Star der Veranstaltung mit 6,43 Metern nur Dritte.
Polnischer Doppelsieg
Monika Pyrek (Polen) entschied den Stabhochsprung mit 4,60 Metern vor ihrer Landsfrau, der Olympia-Dritten Anna Rogowska (4,50 m), für sich. Carolin Hingst (USC Mainz) holte sich mit 4,30 Metern das Europacup-Ticket auf Grund der Mehrversuchsregel vor der höhengleichen Silke Spiegelburg (TV Lengerich).
Bei den Männern gewann den offiziellen WM-Testwettkampf Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) mit 5,60 Metern, zehn Zentimeter weniger als die WM-Norm, vor dem höhengleichen Michael Stolle (Hamburger SV). Ex aequo Dritte mit jeweils 5,50 Metern wurden Lars Börgeling (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Tim Lobinger (ASV Köln). Hier wird der Startplatz für Florenz am Sonntag beim DKB-DLV-Meeting in Ulm vergeben. Man darf gespannt sein!
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