Mit ihrem Satz auf 6,94 Meter ist Siebenkämpferin Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt) am Sonntag bei der Hallen-EM in Belgrad (Serbien) auf Rang vier der ewigen deutschen Hallenbestliste und zu ihrer ersten internationalen Medaille gesprungen. In der Mixed-Zone hat die 30-Jährige danach Bilanz ihres Ausflugs zum Weitsprung gezogen, aber auch betont, im Sommer wieder auf den Mehrkampf zu setzen.
Claudia Salman-Rath, herzlichen Glückwunsch zu Bronze. Als Siebenkämpferin eine Medaille im Weitsprung. Wie würden Sie diesen Erfolg beschreiben?
Claudia Salman-Rath:
Für mich ist es Sensations-Bronze. Den Verlauf dieser Hallensaison hätte ich mir nicht so erträumen können. Die Medaille ist das I-Tüpfelchen auf die vergangenen Wochen. Es ist das erste Mal, dass ich auf dem Treppchen stehe und habe dort endlich eine Medaille umgehängt bekommen. Darüber freue ich mich riesig. Ich bin als Dritte der Meldeliste nach Belgrad angereist, hatte aber erwartet, dass sich die Spezialistinnen beim internationalen Höhepunkt steigern. Das haben sie auch getan. Aber ich habe gezeigt, dass ich das auch kann.
Wollen Sie nach diesem Erfolg weiter auf den Weitsprung setzen?
Claudia Salman-Rath:
Ich habe mich nur für diese Hallensaison auf den Weitsprung spezialisiert. Auch im Sommer werde ich im Einzel in dieser Disziplin starten. Im Fokus stehen aber die Siebenkämpfe in Götzis und Ratingen. Die nationale Konkurrenz ist im Mehrkampf gerade nicht so stark wie im Weitsprung.
Wie kam es dazu, dass Sie in diesem Winter nicht etwa einen Start bei der Hallen-EM im Fünfkampf anvisiert haben?
Claudia Salman-Rath:
Wir haben langfristig eine Hallensaison ohne Mehrkampf geplant. Im Hochsprung hatte ich im Sommer ein wenig eine Blockade. Da ging gar nichts. Ich habe mir zu viele Gedanken gemacht. Deshalb habe ich diese Disziplin im Training komplett weggelassen. Stattdessen haben mein Trainer und ich Wettkämpfe im Weitsprung geplant. Ich habe ein wenig darauf geschielt, welche der Spezialistinnen im DLV die Halle machen und wo die Norm liegt. Mein Trainer hat gesagt: Es wird schwierig mit der Norm, aber wir versuchen es.
Sie sind mit einer Hallenbestleistung von 6,44 Metern in die Saison gestartet, im Freien sind sie regulär schon 6,73 Meter gesprungen. Wie ist die Steigerung der Hallenbestleistung um einen halben Meter zu erklären?
Claudia Salman-Rath:
In der Halle lief es im Weitsprung in früheren Jahren nie wirklich gut. Eine genaue Erklärung habe ich auch nicht. Wir sind im Training etwas mehr in die Technik reingegangen, wir haben die Spritzigkeit über Frequenz-Übungen trainiert. Aber bis vor zwei Wochen habe ich Mehrkampf-Training gemacht, inklusive Minutenläufen und längeren Tempoläufen bis zu 300 Meter. Nur in den beiden Wochen vor dem Start bei der Hallen-EM im Weitsprung habe ich gezielt auf diese Meisterschaft hintrainiert.
Haben Sie als Mehrkämpferin auch einen Vorteil gegenüber den Weitsprung-Spezialistinnen?
Claudia Salman-Rath:
Ich war nicht verkrampft. Die Lockerheit war mein Vorteil. Ich habe gesagt: Ich schaue wie es läuft. Wenn es klappt, dann klappt es und wenn nicht, dann eben nicht. Mein Trainer sagt außerdem: Auch als Weitsprung-Spezialistin muss man ein bisschen wie eine Mehrkämpferin trainieren. Meine Trainingspartnerin Maryse Luzolo hat das Finale leider knapp verpasst. Aber sie trainiert als Spezialistin auch mit mir Hochsprung, Speer oder Kugel. Sie hat sich in diesem Winter verbessert. Da ist ein Beleg dafür, dass das Mehrkampftraining das allgemeine Körpergefühl schult.
Sie gehören mit Ihren 30 Jahren zu den älteren Athletinnen im jungen DLV-Team mit einem Durchschnittsalter von 24,5 Jahren…
Claudia Salman-Rath:
Ich wurde in meiner Trainingsgruppe schon Mutti genannt. Maryse Luzolo ist beispielsweise fast zehn Jahre jünger als ich. Wir ergänzen uns. Ich weiß wie es ist, international dabei zu sein. Mir bringen meine jüngeren Trainingspartnerinnen die Lockerheit. Ich habe jetzt gezeigt, dass ich es auch in meinem Alter noch drauf habe und noch auf den Sportplatz gehöre. Ich höre auf meinen Körper und der sagt mir: Ich kann noch und ich möchte auch noch. Mir geht es besser als vor zwei Jahren. Deshalb mache ich noch weiter.
Sie haben eine Blockade im Hochsprung angesprochen. Was meinen Sie damit genau?
Claudia Salman-Rath:
Ich habe im letzten Sommer am Anlauf gestanden und darüber nachgedacht, wie ich die Kurve laufen muss oder die Schritte setzen soll. Ich hatte auch keinen Spaß mehr an dieser Disziplin. Deshalb habe ich den Hochsprung im Training erst einmal weggelassen. Der Erfolg jetzt ist Balsam für die Seele nach dem vergangenen Jahr, das nicht so gelaufen ist, wie ich es mir gewünscht hatte. Jetzt habe ich schon wieder Lust, wieder hoch zu springen.
Wie sehen Ihre Pläne in Richtung Sommer aus?
Claudia Salman-Rath:
Wir trainieren auf den Siebenkampf in Götzis hin. Schon am Freitag fahre ich ins Trainingslager. Dann geht es wieder voll in Richtung Mehrkampf inklusive Tempoläufen. Der Aufbau beginnt. Götzis und Ratingen sind geplant und zusätzlich die Weitsprungwettkämpfe, die zu dieser Planung passen. Bei der WM möchte ich gerne wieder unter die ersten Acht kommen und ohne Druck in den Wettkampf gehen. Das hat schon 2013 und 2015 funktioniert.
Sie haben im vergangenen Herbst geheiratet. Wie hat das Ihr Leben verändert?
Claudia Salman-Rath:
Es hat sich gar nicht viel geändert, die Unterschrift natürlich. Ich bin schon seit zwölf Jahren mit meinem Mann zusammen. Wir haben auch schon vor der Hochzeit zusammen gewohnt. Es ist unheimlich wertvoll, daheim jemanden zu wissen, der so sehr hinter mir steht. Ich danke meinen Mann, dass er mich und auch mein Leben als Sportlerin so akzeptiert. Im September steht noch die kirchliche Hochzeit an. Am Samstag war zu Hause unser Probeessen, bei dem ich leider nicht dabei sein konnte. Ich werde das Menü damit bei der Feier erstmals essen. Aber auch meine Eltern und meine Schwester waren bei dem Probeessen dabei. Ich vertraue Ihnen. Sie haben Geschmack.
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