| ISTAF Indoor

Claudia Salman-Rath überrascht sich selbst

Die Führende in der deutschen Jahresbestenliste im Weitsprung ist eigentlich gar keine Weitspringerin. Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt) macht normalerweise Siebenkampf. Beim ISTAF Indoor in Berlin glänzte sie mit 6,76 Metern und war selbst verblüfft: „Ich wusste gar nicht, dass ich so weit springen kann.“
Philip Häfner

Platz eins in der deutschen Jahresbestenliste, jeweils Zweite im europäischen und weltweiten Vergleich. Aber deshalb auch Favoritin bei den Deutschen Hallenmeisterschaften am 18./19. Februar in Leipzig? Claudia Salman-Rath (LG Eintracht Frankfurt) winkte ab. „Ich glaube nicht“, sagte sie. „Jedenfalls fühle ich mich nicht als Gejagte. Ich weiß ja, was Alexandra Wester drauf hat. Ich bin mir sicher, dass sie in Leipzig noch einen raushaut.“

Beim ISTAF Indoor war es Claudia Salman-Rath, die einen raushaute. Und das gleich mehrfach. Gleich im ersten Versuch konnte die Siebenkämpferin ihre Hallenbestleistung im Weitsprung auf 6,61 Meter verbessern, nur eine Runde später steigerte sie sich auf 6,71 Meter. Die Krönung folgte im letzten Durchgang: 6,76 Meter und der Sprung auf Platz elf der ewigen deutschen Hallen-Bestenliste. Nur die serbische Olympia-Dritte Ivana Spanovic war in Berlin mit 6,87 Metern noch besser.

Claudia Salman-Rath selbst war darüber wohl am meisten überrascht. „Ich wusste gar nicht, dass ich so weit springen kann“, sagte die 30-Jährige. „Aber heute lief es einfach. Die Atmosphäre war gigantisch. Das habe ich vorher so noch nie erlebt: Feuerfontänen und so weiter, wirklich super! Da muss man ja einfach weit springen.“

Mit Lockerheit und Spaß auf zu neuen Weiten

Für die jüngsten Steigerungen hatte die Frankfurterin eine einfache Erklärung. „Ich bin verletzungsfrei, es zwickt überhaupt nichts“, sagte sie. Viel verändert habe sie im Training nicht. Doch sie profitiert ganz offensichtlich von ihren jungen Trainingskollegen in der Gruppe von Jürgen Sammert. „Alles ist ein bisschen lockerer geworden. Das Training macht gerade richtig viel Spaß, ich gehe momentan wahnsinnig gerne hin.“

Eine ihrer Trainingspartnerinnen ist Maryse Luzolo (Königsteiner LV). Mit 6,56 Metern hat sie ebenfalls schon die Norm für die Hallen-Europameisterschaften vom 3. bis 5. März in Belgrad (Serbien) erfüllt. „Auch sie muss bei uns das Mehrkampftraining mitmachen“, berichtete Claudia Salman-Rath. „Und man sieht ja, dass ihr das auch hilft.“ Gut möglich, dass die Freundinnen bald gemeinsam zur Hallen-EM fliegen.

Dem Mehrkampf bleibt sie trotzdem treu

Ob die anderen böse auf sie seien, dass eine Mehrkämpferin daherkommt und den Spezialistinnen mal eben so davonspringt, wurde Claudia Salman-Rath beim ISTAF Indoor gefragt. Ihre Antwort: „Ich hoffe nicht. Sie wissen ja, dass ich im Sommer wieder weg bin.“ Denn trotz der aktuellen Erfolge im Weitsprung sieht sie ihre Zukunft weiterhin im Siebenkampf.

„Ich bleibe beim Mehrkampf, da rechne ich mir mehr aus“, sagte sie. Die Konkurrenz im Weitsprung sei zu groß, erst recht wenn Sosthene Moguenara (LAZ Saar 05) und Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) wieder dabei sind. Moguenara hatte ihre Teilnahme in Berlin kurzfristig abgesagt, Mihambo verzichtet gleich ganz auf die Hallensaison. „Wenn die beiden noch dazukommen, habe ich keine Chance mehr“, meinte Claudia Salman-Rath. „Sie springen so schön, mit so viel Körpergefühl. Sie haben das einfach im Blut.“

Bei der WM soll eine neue Bestleistung herausspringen

Auch sie ist nun wahrlich keine schlechte Weitspringerin, das weiß man nicht erst seit ihrem starken Auftritt beim ISTAF Indoor. Draußen war sie ebenfalls schon 6,73 Meter gesprungen, mit etwas zu viel Wind sogar 6,84 Meter. „Weitsprung bringt unheimlich viele Punkte im Mehrkampf. Außerdem verbessert das Training dafür auch die Zubringerwerte für den Sprint und die Hürden“, sagte sie.

WM-Vierte (2013) und -Fünfte (2015) war Claudia Salman-Rath bereits, ihre Bestleistung im Siebenkampf steht bei 6.462 Punkten. Die jüngsten Leistungen in der Weitsprung-Grube wecken Erwartungen, dass bei den diesjährigen Weltmeisterschaften vom 5. bis 13. August in London (Großbritannien) eine ähnlich gute Leistung möglich ist. „Ich würde gerne eine neue Bestleistung aufstellen“, sagte sie. Auf eine Platzierung wollte sie nicht aber festlegen lassen. „Ich möchte einfach ins Stadion gehen und die Stimmung aufnehmen. Das hat 2013 und 2015 ja auch schon gut geklappt.“

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