Claus Marek - "War nach Olympia beunruhigt"
Die deutschen Zehnkämpfer konnten im zu Ende gehenden Jahr Akzente setzen, mussten aber auch vor allem verletzungsbedingte Rückschläge hinnehmen. Im Interview analysiert Claus Marek, Teammanager Zehnkampf im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), die WM-Saison 2009 und gibt einen kleinen Ausblick auf das kommende Jahr.
Claus Marek, der Jahresübergang ist traditionell der Zeitraum, in dem man zurückblickt oder vorausschaut. Wie fällt die Bilanz für 2009 aus der Sicht des DLV-Teammanagers Zehnkampf aus?Claus Marek:
Nach Olympia 2008 in Peking war ich ein wenig beunruhigt. Meine große Sorge war, dass unsere Jungs in die Knie gehen. Doch bereits die ersten gemeinsamen Maßnahmen nach den Spielen zeigten, dass alle hoch motiviert und konzentriert das Ziel WM 2009 ins Visier nahmen. Keiner konnte ja schon damals wissen, dass die Saison dann gleich mit zwei prominenten Ausfällen beginnt und offenbar unter keinem guten Stern zu stehen schien. Je näher der Saisonhöhepunkt rückte, umso mehr hatten wir dann zusätzlich damit zu tun, weitere Löcher zu stopfen. Bei einigen Athleten mussten kurzfristig ‚Havarie-Programme’ greifen.
Dennoch gab es in Götzis dann den Sensations-Coup durch Michael Schrader und weitere Top-Platzierungen. Also ist offenbar doch Vieles richtig gemacht worden?
Claus Marek:
Der Sieg von Michael war aus meiner Sicht das Highlight des Jahres. Ausgerechnet der Kandidat, bei dem ich wegen seiner Probleme am Fuß die meisten Befürchtungen hatte, haut solch ein Ding raus. Das war imponierend und hat dem Zehnkampf in Deutschland mächtig gut getan. Das Ergebnis beruht aber auch auf einer tollen Zusammenarbeit zwischen Athleten, Trainer und Physiotherapeuten. Hier haben wir in den letzten Jahren sicherlich Pflöcke eingeschlagen, die auch langfristig Erfolg versprechen. In unserem Zehnkampf-Team stimmt es einfach. Der Vorstand ist bei unserer Versammlung in Bad Oeynhausen bestätigt worden und ich freue mich, dass Paul Meier als unser Präsident weiter zur Verfügung steht.
Die Freude über das Götzis-Ergebnis währte allerdings nur kurz. Nach André Niklaus und Arthur Abele musste auch Michael Schrader seine Hoffnungen auf einen WM-Start begraben. Wie tief saß der Frust beim Teammanager?
Claus Marek:
Wenn alle medizinischen Maßnahmen nicht mehr greifen, musst du dich mit der langfristigen Perspektive trösten. Natürlich war es schade, in einer Phase, wo der Zehnkampf in den Schlagzeilen stand, auf solch einen herzerfrischenden Typen zu verzichten. Mittlerweile ist Michael schon wieder gut drauf. Er hat überwiegend im Wasser trainiert und wird bald wieder voll belastbar sein.
Im Vorfeld der WM wurde dann plötzlich ein anderer Name als möglicher Medaillenkandidat gehandelt, Pascal Behrenbruch. Am Ende stand Platz sechs und eine neue persönliche Bestleistung. Wie fällt insgesamt das WM-Fazit aus?
Claus Marek:
So, wie es gelaufen ist, war es völlig in Ordnung. Leider wurden in den ersten drei Disziplinen bereits wichtige Punkte liegen gelassen, weil wir im Gegensatz zu den anderen Top-Leuten nicht gut aus den Startlöchern gekommen sind. Danach hat Pascal dennoch einen Super-Wettkampf hingelegt, den ich ihm in dieser Form nicht mehr zugetraut hatte. Kleiner Wermutstropfen war der Auftritt von Norman Müller, der nach einer tollen Vorbereitung in einer sehr guten Verfassung war, bei dem am Ende aber offenbar das Timing nicht ganz gestimmt hat. Aber darüber hat er sich sicherlich am meisten geärgert. Von Moritz Cleve durfte man nicht mehr erwarten, er kann nach dem ersten 8.000er seiner Karriere zu Beginn der Saison sehr stolz auf sich sein.
2010 stehen als internationale Höhepunkte die Hallen-WM Mitte März und die EM an. Was dürfen die deutschen Zehnkampf-Fans erwarten und welchen großen Wunsch hat der Teammanager für 2010?
Claus Marek:
Bis auf Jan-Felix Knobel, der in Einzeldisziplinen antreten möchte, wird keiner der anderen Top-Leute eine Hallensaison bestreiten. Nebenbei bemerkt ist es für mich völlig unverständlich, wie man zu solch einem späten Zeitpunkt eine Hallen-WM ansetzen kann. Danach ist im Prinzip eine ordentliche Vorbereitungsphase für den Sommer kaum noch möglich. Für uns wird Anfang Januar mit einer Kurzmaßnahme in Kienbaum die Saison eingeläutet. Den ersten Schwerpunkt bildet ein gemeinsames Trainingslager mit insgesamt 16 Leuten im März in Südafrika. Dort werden unsere besten Zehnkämpfer drei bis vier Wochen intensiv trainieren. Was die Wünsche anbelangt, hoffe ich natürlich auf eine erfolgreiche EM. Aber zunächst einmal ist einer meiner größten Wünsche, dass Arthur und André wieder auf die Beine kommen. Bei Arthur Abele wird Niklaus-Coach Rainer Pottel quasi als eine Art Berater den Trainings- und Wettkampfprozess begleiten und steuern, wobei Arthur weiterhin von Martin Seeger trainiert wird. Wir halten dieses Projekt für sehr Erfolg versprechend. Es wäre großartig, wenn dann in Ratingen alle unsere Top-Leute gesund und fit um die EM-Tickets kämpfen.