Tim Lobinger und Steffi Nerius Zweite in Monaco
Stabhochspringer Tim Lobinger und Speerwerferin Steffi Nerius haben am ersten Tag des "World Athletics Final" in Monaco als jeweils Zweite für die besten deutschen Resultate gesorgt. Insgesamt zeigten sich in der ersten Hälfte des hochkarätigen Events im Fürstentum viele Athleten noch in sehr guter Form. Allerdings waren es oft ausgerechnet die Weltmeister von Helsinki, die in Schwierigkeiten gerieten.
Steffi Nerius zielte in Monaco noch einmal ganz genau (Foto: Chai)
Tim Lobinger, der WM-Fünfte im Stabhochsprung, musste sich mit 5,70 Metern nur dem US-Amerikaner Brad Walker (5,86 m) geschlagen geben. Der Kölner, der vor zwei Jahren bei dem hochdotiertem Saisonfinale bereits einmal als Sieger die Anlage verlassen hatte, überquerte 5,60 und 5,70 Meter im ersten Versuch, scheiterte dann aber an 5,78 Metern. Diese Höhe ließ der bis dahin ebenfalls fehlerfreie Brad Walker aus. Nachdem dieser sich mit 5,86 Metern den Sieg und das Spitzen-Preisgeld von 30.000 US-Dollar gesichert hatte, ließ er vergeblich 6,04 Meter, was neuer US-Rekord gewesen wäre, auflegen.Steffi Nerius lag im Speerwurf nach dem dritten Durchgang, in dem sie 66,35 Meter erzielte hatte, sogar in Führung. Die Olympia-Zweite musste dann aber den Konter der Weltrekordhalterin Osleidys Menendez (Kuba) von 67,24 Metern hinnehmen. Trotzdem konnte sich die Leverkusenerin über einen starken Saisonabschluss freuen. Es war nicht nur der drittbeste Wettkampf der Saison, sondern zugleich ihrer gesamten Karriere.
Petra Lammert vor Nadine Kleinert
Im Kugelstoßen der Frauen, das die Weltmeisterin Nadezhda Ostapchuk (Weißrussland) mit 20,44 Metern dominierte, landete die U23-Europameisterin Petra Lammert (VfB Stuttgart) mit 18,49 Metern aus dem dritten Versuch als Fünfte einen kleinen, dlv-internen Prestigeerfolg gegen die unmittelbar hinter ihr platzierte Olympia-Zweite Nadine Kleinert (SC Magdeburg; 18,46 m).
Von seiner Normalform entfernt präsentierte sich dagegen der Wattenscheider Michael Möllenbeck. Der WM-Dritte konnte im Diskuswerfen mit 59,27 Metern zum Saisonfinale die 60-Meter-Marke, die er im bisherigen Saisonverlauf stets im Griff gehabt hatte, nicht übertreffen. Mehr als acht Meter fehlten ihm zum standesgemäßen Sieger Virgilius Alekna (Litauen; 67,64 m).
Sabrina Mockenhaupt gute Sechste
Die kleine Siegerländerin Sabrina Mockenhaupt verabschiedete sich über 5.000 Meter als Sechste ordentlich aus der Bahnsaison. In 15:12,43 Minuten lief sie ihr drittschnellstes Saisonrennen auf dieser Distanz. Tonangebend waren in dem Rennen wenig überraschend wie schon bei der WM in Helsinki die Äthiopierinnen. Allerdings gelang Meseret Defar auf der schnellen letzten Runde (57,6 sec) in 14:45,87 Minuten die Revanche an Tirunesh Dibaba (14:46,84 min). Dritte wurde Berhane Adere (14:46,91 min).
Die WM-Revanche konnte beim zweitbedeutendsten Wettkampf des Sommers auf den 400 Meter Hürden auch die US-Amerikanerin LaShinda Demus herbeiführen. In 53,37 Sekunden lief sie bis auf eine Zehntel an ihre Bestzeit heran und konnte so die russische Weltrekordhalterin Yulia Nosova-Pechonkina (53,80 sec) deutlich distanzieren. "Nicht schlecht zum Ende der Saison", meinte die 22-Jährige freudig-trocken.
Jeremy Wariner verletzt
Über 400 Meter krönte der Brite Tim Benjamin mit einer neuerlichen Verbesserung seiner persönlichen Bestzeit auf nunmehr 44,56 Sekunden seine tolle Saison. Trotzdem musste er sich dem überraschend starken US-Amerikaner Tyree Washington (44,51 sec) geschlagen geben. Als Führender war allerdings der Weltmeister Jeremy Wariner (USA) auf die Zielgerade eingebogen. Dort konnte er wegen einer offensichtlichen Verletzung in der Hüft- und Leistengegend aber nur noch austrudeln und musste auf den letzten zwanzig Metern alle Konkurrenten an sich vorbeiziehen lassen.
Zu den Geschlagenen gehörte auch auf den 200 Metern der Weltmeister. Justin Gatlin (USA; 20,25 sec) wurde nach einem schwachen Start nur Vierter und verfehlte damit sein Vorhaben, mit einem Sieg in dieser Disziplin die Führung in der Weltrangliste nach Punkten zu erklimmen, deutlich. Sein Landsmann Tyson Gay diktierte in 19,96 Sekunden den Lauf.
Knapper Sieg für Veronica Campbell
Wesentlich enger war es in der ersten Sprintentscheidung bei den Frauen zwischen Veronica Campbell (10,92 sec) und Christine Arron (Frankreich), die nur um eine Hundertstel das Nachsehen hatte. Weltmeisterin Lauryn Williams (USA; 11,04 sec) musste sich als Dritte wie schon beim ISTAF in Berlin erneut geschlagen geben. Die siegreiche Jamaikanerin kann nun am Samstag mit einem weiteren Erfolg über 200 Meter dem World Athletics Final ihren Stempel aufdrücken.
Einem Doppelsieg könnte auch der US-Amerikaner Bernard Lagat entgegen eilen. Nach seinem auf den letzten 250 Metern herbeigeführten Sieg über 3.000 Meter (7:38,00 min) wird er auch noch am Samstag über 1.500 Meter an den Start gehen. "Ich bin diese 3.000 Meter wie 1.500 Meter gelaufen", meinte er im Ziel, "das Finish war stark!"
Kenianischer Vierfacherfolg
Über 3.000 Meter Hindernis ebnete der Verzicht des Weltmeisters und Weltrekordhalters Saif Saeed Shaheen (Katar) den Weg zu einem kenianischen Vierfacherfolg, der von dem stark auftretenden Paul Kipsiele Koech (8:07,91 min) angeführt wurde. Bei den Frauen gewann auf dieser Strecke standesgemäß die Weltmeisterin Dorcus Inzikiru (Uganda; 9:21,80 min), die allerdings nur 15.000 US-Dollar für ihren Sieg bekam, weil der Weltverband in dieser noch jungen Disziplin nur halbe Prämien ausschüttet.
Auf den 1.500 Metern der Frauen bewies Maryam Yusuf Jamal (Bahrain), eine der Aufsteigerinnen dieser Saison, in 3:59,35 Minuten, dem drittschnellsten Rennen ihrer Karriere, erneut ihre Möglichkeiten.
Kajsa Bergqvist bleibt unbesiegt
Durchaus noch bemerkenswert waren auch die Spitzenergebnisse in den technischen Disziplinen. Die in diesem Jahr noch ungeschlagene Hochsprung-Weltmeisterin Kajsa Bergqvist konnte auch von der Knöchelverletzung, die sie am gestrigen Donnerstag noch erlitten hatte, nicht ausgebremst werden. Ihren 2,00 Metern hatte die Konkurrenz, die gleich im Quintett die 1,96 Meter dreimal riss, nichts entgegenzusetzen. Am neuen schwedischen Rekord von 2,07 Metern scheiterte sie anschließend.
Beim dritten Start reichte es im Abstinenz der Weltmeisterin Tianna Madison (USA) für die russische Weitspringerin Tatjana Kotova (6,83 m) zum ersten Sieg beim World Athletics Final. Ihre Landsfrau, die Golden-League-Millionärin Tatjana Lebedeva, wurde mit 6,49 Metern Fünfte. Sie will am Samstag auch in ihrer Paradedisziplin, dem Dreisprung, starten und dort auch noch einmal ganz vorne das Preisgeld abräumen.
In diesem Bewerb waren die Männer bereits am Freitag an der Reihe. Mit dem letzten Sprung gelang es dem Kubaner Yoandri Betanzos (17,46 m) noch, dem Brasilianer Jadel Gregorio (17,32 m) zu übertrumpfen. Für Weltmeister Walter Davis (USA; 17,23 m) reichte es nur zu Platz drei.
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