Gezahegne Abera sorgt wieder für Schlagzeilen
Was ist los mit Gezahegne Abera? Der Marathon-Mann sei schon wieder verletzt und nach Saudi-Arabien geflogen, um sich dort behandeln zu lassen, heißt es in Äthiopien, wo er wegen seiner sportlichen Glanztaten von seinen Landsleuten geliebt und verehrt wird. Wie ein Lauffeuer hat die Nachricht die Runde gemacht. Auch eine erneute OP seiner lädierten Achillessehne, die ihm in den letzten zwei Jahren ständig Probleme bereitete, sei nicht auszuschließen.
Gezahegne Abera hadert mit der Achillessehne (Foto: Kiefner)
Auf der Homepage des "Great Ethiopian Run", der größten Laufveranstaltung Afrikas mit 25.000 Teilnehmern, die am 26. November auf den Straßen von Addis Abeba zum fünften Mal ausgetragen wird, ist von einem "nightmare" die Rede, einem Alptraum, der Gezahegne Abera verfolge.Der 27-jährige Äthiopier zählt zu den Erfolgreichsten seiner Zunft. Olympiasieger wurde er in Sydney 2000 und Weltmeister in Edmonton 2001, ein Double, das auf der klassischen Distanz über 42,195 Kilometern noch keinem anderen Läufer gelungen ist.
Drei Siege in Fukuoka
Aber die verflixte Achillessehne spielte ihm anschließend einen üblen Streich. Sie streikte und ließ kein geregeltes Training mehr zu. Mit seinem berühmten Laufkollegen Haile Gebrselassie, den ähnliche Beschwerden plagten, ließ er sich im vergangenen Herbst in Europa operieren. Alles schien wieder gut zu werden! Im Oktober gab der Bauernsohn, der in dem kleinen Dörfchen Etya in der Provinz Arsi aufgewachsen ist, sein Comeback beim Great North Run in der südenglischen Hafenstadt Portsmouth, wo er über zehn Meilen in 50:15 Minuten Achtzehnter wurde.
Gezahegne Abera, der in seiner Jugend tagtäglich einen 25 Kilometer langen Schulweg hin und zurück barfuß bewältigen musste, kündigte damals an, dass er am 4. Dezember in Fukuoka, mit 1,3 Millionen Einwohnern eine der großen japanischen Metropolen, laufen wolle. Denn den Hochgeschwindigkeitskurs mit Start und Ziel im Heiwadai-Stadion kennt er wie seine Westentasche. Dreimal hat Gezahegne Abera diesen Klassiker, der 1947 seine Erstauflage erlebte, schon gewonnen: 1999, als er seine noch heute gültige Bestzeit von 2:07:54 Stunden aufstellte, 2001 und 2002. Ob ihm noch mal ein vierter Erfolg gelingen wird?
Zeiten sind unwichtig, Siege zählen
13 Marathonrennen hat er bis dato beendet und sechs Siege davongetragen, den letzten 2003 in London, als Gezahegne Abera in 2:07:56 Stunden, der zweitbesten Zeit seiner Karriere, triumphierte. Apropos Zeiten! Sie haben ihn, der in der ewigen Bestenliste von Äthiopien lediglich an siebter Position geführt wird, nie besonders interessiert. "Ich laufe, um zu gewinnen. Wenn ein Rennen schnell ist, kann ich schnell laufen. Und wenn es langsam ist, kann ich auch langsam laufen", sagte er mal in einem Interview mit dem US-Fachblatt "Running Times".
"Ich nehme jedes Tempo an. Eine spezielle Taktik habe ich nicht. Da bin ich ganz flexibel, ob schnell oder langsam." Dass er auch ein exzellenter Sprinter ist, bewies Gezahegne Abera bei den Weltmeisterschaften 2001 in Edmonton, wo er nach einem Herzschlag-Finale mit einer Sekunde Vorsprung die Goldmedaille vor seinem kenianischen Widersacher Simon Biwott eroberte.
Die Menschen in Addis Abeba, wo er wohnt und trainiert, drücken ihm die Daumen, dass er ruhmreich zurückkehren wird auf die Marathonstraßen. Mit ihm fiebert seine drei Jahre ältere Ehefrau, Elfenesh Alemu, die er im Mai 2003 im National Football Stadium von Addis Abeba geheiratet hat. Auch sie ist eine ausgezeichnete Läuferin und war 2004 Olympia-Vierte im Marathon von Athen, wo ihr Mann leider fehlte. Auch da plagte ihn seine Achillessehne.