Corinna Harrer - „Bloß keine 5.000 Meter!“
Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg) überraschte am Montag beim Trierer Silvesterlauf über 5 Kilometer mit dem Sieg vor Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg). Im Interview erzählt die 21 Jahre alte Olympia-Halbfinalistin, dass ihr Trainer Kurt Ring ihr vor den Olympischen Spielen (scherzhaft) mit dieser Strecke im Falle einer Nicht-Qualifikation gedroht hat.
Corinna Harrer, herzlichen Glückwunsch! Ihr erster Sieg gegen Sabrina Mockenhaupt. Eine Überraschung?Corinna Harrer:
Ja! Ich habe gedacht, mit viel Glück komme ich irgendwo um sie herum ins Ziel. Dass es schon für Mocki reicht, hätte ich nicht gedacht. Der erste Kilometer war extrem langsam. Dazwischen kamen immer wieder so Tempoverschärfungen, so dass man gemerkt hat: Ja, die Kenianerinnen sind auch nicht so ohne. Als es in die vierte Runde ging - da waren nur noch Mocki und ich vorne. Ich habe dann gemerkt, dass Mocki total schnauft. Ich war irritiert: Normalerweise muss ich doch jetzt mehr schnaufen und kämpfen. Ich habe gemerkt, irgendetwas läuft anders.
Wann waren Sie sich sicher, dass Sie gewinnen?
Corinna Harrer:
Lange nicht. Ich hatte immer das Gefühl, sie ist da noch irgendwo. Mocki sieht man bei ihrer Größe immer schlecht. Ich war mir nie richtig sicher. Aber das war auch das Gute, weil ich deshalb versucht habe, weiter Druck zu machen und mich nicht auszuruhen. Das wäre fatal gewesen. Dann wäre Mocki womöglich wieder rangelaufen. Aber es hat hinten raus ganz schön wehgetan. Gegen Mocki zu gewinnen ist natürlich ein Highlight. Sie ist da, wo man mal hin will. Über 5.000 Meter dachte ich schon, dass ich vielleicht irgendwann mal vor ihr sein kann. Aber jetzt war ich doch sehr überrascht.
Nach diesem Erfolg: Führt Sie der Weg nun zu den 5.000 Metern?
Corinna Harrer:
Nein, ich möchte erst einmal bei den 1.500 Metern bleiben. Ich habe den Traum, einmal schnellste westdeutsche Frau über 1.500 Meter zu sein. 4:01, das wäre eine Zeit, die ich irgendwann mal laufen will. Und so lange es über 1.500 Meter aufwärts geht, werde ich versuchen so nahe wie möglich an die vier Minuten heranzukommen. Wenn ich dann merke, es geht nicht mehr, werde ich wohl auch in Richtung 5.000 Meter gehen. Bisher bin ich ja nur in der Jugend zweimal und hier beim Silvesterlauf 5.000 Meter gelaufen. Im Endeffekt war die Zeit beim Silvesterlauf meine Bestzeit.
Ist nicht mal ein 5.000-Meter-Rennen nach dem Wintertraining, wenn ihre Umfänge sowieso höher waren, geplant?
Corinna Harrer:
Mein Trainer hat mich letzte Saison schon geärgert: Wenn du die Olympianorm nicht läufst, dann läufst du 5.000 Meter am Ende des Jahres. Da dachte ich mir: Besser für Olympia qualifizieren. Bloß keine 5.000! 2013 werde ich einen 5.000er auf der Bahn laufen, wenn es reinpasst. Es wird ja wohl nicht diese Normjagd wie vor Olympia. Deshalb werde ich wohl ganz am Anfang oder Ende der Saison die 5.000 laufen.
Ist das Jahr 2013 schon durchgeplant?
Corinna Harrer:
Grob. Ich fahre jetzt mit dem DLV ins Trainingslager nach Monte Gordo. Ich würde dann ganz gerne 3.000 Meter bei der Hallen-EM laufen. 3.000 sind ein guter Aufbau und weil wir in Regensburg keine Halle zur Verfügung haben, ist das sowieso immer etwas problematisch. Wenn ich die Norm schaffe, würde ich die Hallen-EM gerne mitnehmen, aber ich werde keine Hallensaison an sich bestreiten, also viele Meetings laufen. Nach der Cross-DM geht es dann fast schon sofort mit dem Aufbau für den Sommer los. Und dann halt 1.500 Meter, Diamond League und WM Moskau natürlich ganz klar. Auch die U23-EM sind für mich ein klares Ziel.
Wie ist das mit den großen Meetings? Kommen Sie mittlerweile problemlos in die Rennen rein?
Corinna Harrer:
Gerade am Anfang war es dieses Jahr noch ein Kampf. Als ich schon Anfang Mai die 4:05,80 gelaufen bin, kam einmal die Einladung von Rom. Ich dachte: Einmal und nie wieder. Danach kamen eigentlich nur Absagen. Am Saisonende kamen dann zwar einige Einladungen, aber die Saison war sehr lang und es hat keinen Sinn mehr gemacht, noch ewig Rennen zu machen.
Wie wichtig ist es für Sie, in die großen Rennen zu kommen?
Corinna Harrer:
Gute Zeiten über 1.500 Meter sind schon sehr vom Rennen abhängig. Bei uns ist es insofern leichter, als dass Europa bei den Frauen stärker ist, als bei den Männern. Deshalb ist es in Europa schon leichter Rennen zu finden, während Carsten Schlangen dann schon auf andere Kontinente reisen muss. Ich hoffe, dass es mit der 4:04 kein Problem mehr ist, in Rennen reinzukommen. Aber mit einer 4:05 hatte ich schon erhebliche Probleme. Bei einer 4:02 ist es wohl kein Ding. Aber da muss man erst einmal hin. Bis dahin freut man sich über jede Einladung. Das ist dann immer was ganz Besonderes.
Sie sind nicht nur auf der Mittelstrecke stark, sondern laufen auch den langen Distanzen gut. Wie sieht Ihr Training aus?
Corinna Harrer:
Mein Trainer und ich gehen ja nicht unbedingt den Weg, den ganz Deutschland bei der Mittelstrecke geht. Mein Trainer legt Wert auf eine richtig gute Grundlagenausdauer, was auch der Grund ist, weshalb ich in der Halle die 1.500 Meter nicht ganz so gut laufe. Mein Trainer sagt: Never change a winning team. Und so lange es läuft, müssen wir, glaube ich, nichts ändern.