Das große FairPlayCamp-Interview, Teil 2
Am FairPlayCamp-Abschlusstag in Saarbrücken zogen die DLV-Coaches Bilanz. Lesen Sie den zweiten Teil des Interviews mit Bundestrainer Rudi Schön, Sprung-Teamtrainer Dr. Wolfgang Killing, Langsprint-Teamtrainer Robert Meurer und Sprint-Teamtrainer Marco Kleinsteuber. Die Fragen stellte Projektleiter David Deister.
Rudi Schön: Hohe Gesamtbelastung für den Athleten (Foto: Gantenberg)
Welche Perspektiven haben die Teilnehmer, welche Rolle nehmen die Jugendlichen nun in ihren Vereinen ein?Wolfgang Killing: Je jünger die Athleten sind, desto geringer ist die Chance, dass sie einen langen Atem für ihre leistungssportliche Zukunft haben. Ich sehe die FPC-Teilnehmer weniger als die Olympioniken im Jahr 2012, sondern vielmehr als Multiplikatoren, die den Fair Play-Gedanken in ihre Vereine tragen.
Das wirft ein Schlaglicht auf die Gesellschaft. Was hat sich geändert - verglichen mit den Jugendlichen von einst?
Wolfgang Killing: Auf jeden Fall der Habitus. Ihr Erscheinungsbild ist anders als früher. Die Körperbetontheit hat sich verstärkt.
Auch in der eigenen Bewertung wünschten sich die 14- und 15-Jährigen mehr Freiräume im Programm.
Robert Meurer: Meiner Meinung nach fehlte der regenerative Tag. Entspannung gehört zum Leistungssport dazu. Das müssen die Nachwuchstalente genauso lernen, am besten auf verschiedenen Wegen. In diesem Alter sollte die Regeneration langsam an Bedeutung gewinnen. Aspekte wie mentales Training, Physiotherapie, Ernährung sind ebenso wichtige Themen im Leistungssport, die angesprochen werden sollten. Der Sprung von dreimal wöchentlichem Training auf das Trainingspensum hier im Camp, ist zu hoch.
Ist es möglich, dass das kompakte Programm in seiner jetzigen Form auch motorisch versierte Jugendliche überfordert?
Rudi Schön: Es ist sicherlich richtig, dass das Programm eine hohe Gesamtbelastung für den Athleten bedeutet. Aber ich weiß nicht, an welcher Stelle man etwas weglassen könnte und sollte. Es ist wichtig, dass die Jugendlichen lernen, die Mittagspause tatsächlich als Ruhepause zu nutzen. In den vier Tagen werden sie häufig mit Dingen konfrontiert, mit denen sie sich hier zum ersten Mal auseinanderzusetzen hatten. Die Konfrontation mit den Normen beispielsweise: "Komm ich da jemals hin?", "Lohnt es sich überhaupt?". Das ist eine hohe Belastung auf physischer und auf psychischer Ebene.
Der Kopf spielt also eine bedeutende Rolle. Warum ist es sinnvoll, kreative Elemente ins Training einfließen zu lassen?
Robert Meurer: Das hängt von der Periodisierung ab, ob ich kreative, spielerische Elemente einbaue oder nicht. In der jetzigen Phase integriere ich immer mal wieder Störelemente, um alte Muster aufzubrechen. Später, wenn es dann in Richtung Wettkampf geht, kehre ich wieder zu traditionellen, bekannten Elementen zurück. In der jetzigen Phase heißt es experimentieren. Das Denken ist häufig zu starr.
Herr Kleinsteuber, Sie hatten Ihre Wattenscheider Top-Athleten, Ruwen Faller und Bastian Swillims, mitgebracht. Wie kam es dazu?
Marco Kleinsteuber: Ich wollte den Camp-Teilnehmern vermitteln, dass Top-Athleten ganz normale Menschen wie Du und ich sind – die hart arbeiten müssen, aber dennoch locker und sympathisch sind. Außerdem waren sie selbst in der Jugend sehr erfolgreich. Sie sind einen ähnlichen Weg gegangen, wie ihn der ein oder andere sicher noch vor sich hat. Ruwen und Bastian engagieren sich in der Jugendarbeit, machen Werbung in den Schulen für die Leichathletik und übernehmen so Vorbildfunktionen für die Jugend. Sie waren sofort bereit mitzukommen.
Herr Schön, dieses FPC-Süd 2004 war nun Ihr Letztes einer Reihe von zahlreichen Lehrgängen im DVfL und DLV. Im nächsten Jahr werden auch Talente aus Frankreich mit von der Partie sein. Ihre Sprach- und Fachkenntnisse bringen Sie auch deshalb als Gast ins Spiel.
Rudi Schön: Ja, sicher ist es schade, dass es erst im nächsten Jahr mit den Franzosen losgeht, denn das wird bestimmt interessant. Eine Idee ist es auf alle Fälle – und 'ne interessante Vorstellung noch dazu.