Corinna Harrer - "Jetzt starten wir durch"
Mit Silber über 3.000 Meter sorgte Corinna Harrer am Sonntag bei der Hallen-Europameisterschaft in Göteborg (Schweden) aus deutscher Sicht für einen Impuls. Die erst 22 Jahre alte Regensburgerin geht damit gestärkt aus der Hallensaison und blickt vor allem schon auf die EM 2014 in Zürich (Schweiz), wo sie gerne wieder auf dem Treppchen stehen würde.

Corinna Harrer:
Noch nicht so ganz. Ich hatte schon von einer Medaille geträumt. Es hat unheimlich Spaß gemacht hier zu laufen. Ich wollte zeigen, dass die deutschen Läuferinnen auch eine Medaille holen können und dass wir auf einem guten Weg sind. Jetzt freue ich mich richtig auf den Sommer.
Was bedeutet Ihnen diese Silbermedaille persönlich?
Corinna Harrer:
Total viel. Die 3.000 Meter sind nicht so meine Spezialstrecke. Ich habe jahrelang in der Halle darum gekämpft, einigermaßen durchzukommen. Im Herbst hat mein Trainer gemeint, dass mit den Zeiten des Sommers die Hallen-EM ein Thema wäre. Nach einer kleinen Verletzung war das Thema eigentlich schon ad acta gelegt. Als es dann beim Meeting in Karlsruhe so gut geklappt hat, war das ein Wachrüttler. Dann wusste ich: Ich muss hier hin.
Auf den letzten hundert Meter wurde es noch einmal ganz eng. Sie mussten mächtig kämpfen. Wo haben Sie diese Kraft hergenommen?
Corinna Harrer:
Ich komme eben doch vom Sprint. Das kommt mir ab und zu noch einmal zugute. Ich hätte aber nicht gedacht, dass es mit diesem Winter-Ausdauertraining hinten raus noch so gut geht. Es wurde am Ende doch sehr schnell.
Was ging Ihnen denn durch den Kopf, als auf den letzten Metern die Russin und die Irin links und rechts vorbei wollten?
Corinna Harrer:
Es war schwierig. Ich dachte nur: "Oh nein. Hoffentlich hältst du's durch". Ich hatte auch noch einen kurzen Fehltritt und bin leicht gestrauchelt. Ich bin jetzt aber total überwältigt. Dass ich dagegen halten konnte, ist gigantisch. Dass es zum zweiten Platz reicht, hätte ich nicht gedacht.
Diese Überzeugung hatten Sie gar nicht so sehr?
Corinna Harrer:
Vom Grundlagentraining her ist man immer unsicher. Bei Spurtrennen weiß man nie. Aber ich denke, es war ganz gut, was ich abgerufen habe. Der erste Platz war von vornherein weg. So knapp den zweiten Platz zu holen, ist aber umso cooler.
War der Rennverlauf so, wie Sie sich das ausgerechnet hatten?
Corinna Harrer:
Ich hatte es mir ein bisschen ruhiger vorgestellt. Ich bin auf den ersten Runden gut angelaufen. Dann bin ich aber wieder rausgeschubst worden und ich musste doch sehr, sehr viel außen laufen. Das hatte ich nicht so geplant. Es war irgendwie schwierig, fand ich, und unrhythmisch. Es ging hin und her. Es war nicht einfach, die Nerven zu bewahren. Es ist mir aber gut gelungen und ich konnte das umsetzen, was ich wollte.
Mit dem Erfolg ist der Saisonplan voll aufgegangen, oder?
Corinna Harrer:
Ja, total. Für mich war es eine Zwischenstation. Mit Silber heimzukehren ist schon gigantisch. Jetzt können wir weiterarbeiten. Das Wichtigste im Winter ist getan. Jetzt heißt es: Weitertrainieren, weitertrainieren, weitertrainieren und im Sommer ankommen.
Was nehmen Sie sich für die Freiluftsaison vor?
Corinna Harrer:
Richtung 4:01, vielleicht schon die vier Minuten [über 1.500 m]. Mit dieser 3.000 Meter-Zeit ist eine gute Grundlage geschaffen. Es heißt jetzt weiter daran arbeiten. Ich werde demnächst auch wieder 10.000 Meter laufen. Dann aber geht es in den Sommer hinein und Richtung der WM in Moskau.
Wieviel Selbstvertrauen können Sie für Moskau mitnehmen?
Corinna Harrer:
Ganz viel. Wenn es wieder drei Runden gibt, kommt mir diese 3.000 Meter-Zeit ganz gut entgegen, auch vom Stehvermögen her. Wenn ich eine 4:01 anbiete, kann man bei einem günstigen Rennverlauf gut mitlaufen. Das WM-Finale wäre schon ganz klar das Ziel.
Was ist diese Silbermedaille als Impuls für die Laufszene in Deutschland wert?
Corinna Harrer:
Arne Gabius war im letzten Jahr schon neben den Hindernisläuferinnen der erste Wachrüttler. Die Flachdistanzen der Frauen waren jahrelang "unbesucht". Wir haben aber jetzt eine coole Truppe, auch mit den Sujew-Twins. Wenn es auch noch klappt, im Sommer richtig vorzustoßen, dann wäre das super. Die EM 2014 in Zürich ist fast ein Heimspiel für uns. Dort wollen wir uns gut präsentieren. Deshalb war das jetzt ein erstes Ausrufezeichen für die anderen Nationen, dass Deutschland doch wieder ganz vorne dabei ist. Ich freue mich, diese Aufgabe anzunehmen. Jetzt starten wir durch.
Damit ist es vor allem ein Signal für Zürich?
Corinna Harrer:
Zürich ist fast vor der Haustür. Ich durfte auch schon im Letzigrund laufen. Das ist ein gigantisches Stadion. Es wird zwar schwierig gegen die Schwedin Abeba Aregawi. Aber es gibt immer noch zwei andere Medaillenplätze. Wer weiß? Vielleicht laufe ich dann auch unter vier Minuten, auch wenn es jetzt noch utopisch ist.
Sind die vier Minuten schon im Hinterkopf?
Corinna Harrer:
Eine Zeit von 4:00 Minuten auf alle Fälle. Wo die Uhr dann stehen bleibt, ist eine andere Frage. Natürlich würde ich gerne auch darunter laufen, aber das ist ein bisschen Zukunftsmusik. Jetzt will ich erst einmal so weiterarbeiten. Aber ich bin auf einem guten Weg. Wenn man diesen mit dem letzten Winter vergleicht, so bin ich doch schon weitergekommen.
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