Bernard Lagat "Athlet der Woche" in den USA
Die Sportexperten von "USA Today", dem täglich erscheinenden Boulevardblatt mit Verlagssitz in Virginia, haben Bernard Lagat zum "U.S. Olympic Athlete of the Week" gekürt. Nach dem 1.500-Meter-Rennen in Rieti, wo er den 20 Jahre alten US-Rekord von Sydney Maree um 47 Hundertstel auf 3:29,30 Minuten steigerte, gehörten ihm tagelang die Schlagzeilen.
Bernard Lagat hat eine große Zukunft in den USA (Foto: Möldner)
Der gebürtige Kenianer, der die us-amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hat und deshalb bei der WM in Helsinki nicht starten durfte, ist in dieser Saison bis dato der erste und einzige Mittelstreckler, der die begehrte Schallmauer von 3:30 Minuten unterboten hat.Die Parallelen zu seinem Vorgänger sind frappierend. Denn beide gelten als kluge Köpfe. Bernard Lagat hat Wirtschaftsmanagement an der Washington State University studiert. Sydney Maree seinerseits hat ein Wirtschaftsstudium an der Villanova-University in Philadelphia abgeschlossen, um sich anschließend als Lauf-Profi seine Dollars zu verdienen.
Wurzeln in Afrika
Während Bernard Lagat aus Kenia kommt, ist Sydney Maree in Südafrika aufgewachsen, wo ein Hamburger Trainer einst sein Talent entdeckte. Wegen der Apartheid-Politik der weißen Regierung war sein Land allerdings vom Amateur- und olympischen Sport ausgesperrt. Darum entschloss sich Sydney Maree, in die USA auszuwandern, wo er bei den Studenten-Wettkämpfen mitmischen durfte. Als "Resident", zukünftiger amerikanischer Bürger, lief er dann am 25. August 1985 im Köln-Müngersdorfer Stadion einen neuen Weltrekord (3:29,77 min), der bis in diesen Sommer hinein auch US-Rekord blieb.
Bernard Lagat hält jetzt zwei Rekorde: den in den USA, seiner neuen Heimat, und den in Kenia. Denn in Brüssel 2001 rannte er bereits 3:26,24 Minuten, eine ganz vorzügliche Zeit. Schneller war nur der Marokkaner Hicham El Guerrouj, der amtierende Weltrekordler (3:26,00 min in Rom 1998), der sich seit seinem Doppel-Triumph bei den Olympischen Spielen in Athen eine Auszeit gönnt.
Medaillenjäger
Die "USA Today", die am häufigsten gelesene überregionale Zeitung in den Staaten, sieht in ihm einen künftigen Medaillenkandidaten. Bernard Lagat ist auch ein Medaillenjäger. 2000 in Sydney gewann er Olympia-Bronze, 2001 in Edmonton WM-Silber, 2004 WM-Gold in der Halle, ausnahmsweise über 3.000 Meter, und 2004 noch mal Olympia-Silber in Athen.
Der 30-jährige Mittelstreckler, der in Kapsabet geboren ist, ist auch in Deutschland wohlbekannt. Regelmäßig hat er sich in der Vergangenheit in Baden-Württemberg aufgehalten. Im beschaulichen Unistädtchen Tübingen, wo sein Manager James Templeton mehrere Kenianer um sich geschart hat, schlug er regelmäßig sein Basislager auf. Von dort startete Bernard Lagat seine Beutezüge, die ihn querbeet durch die Leichtathletik-Arenen Europas führten.