Corinna Harrer: Unternehmen 2016 mit Kurt Ring
Bei der LG TelisFinanz Regensburg hat man Blut geleckt. Dass es Corinna Harrer mit ihren erst 21 Jahren in London (Großbritannien) fast ins Olympiafinale über 1.500 Meter geschafft hätte, hinterlässt nicht nur bei der hochtalentierten Athletin selbst einen Motivationsschub. Trainer Kurt Ring hat in der Oberpfalz für Corinna Harrer, aber auch deren Vereinskollegen Philipp Pflieger, Florian Orth und Maren Kock, das „Unternehmen 2016“ ausgerufen.
Es hatte schon einen Hauch eines Antrags, als Kurt Ring in dieser Woche bei einem öffentlichen Pressetermin zwar nicht auf die Knie fiel, aber wohl überlegt und gut vorbereitet die Frage an Corinna Harrer in den Raum stellte: „Willst du bis 2016 mit mir weiter arbeiten?“ Sein Schützling antwortete mit einem - wie man es in Bayern halt so sagt - „Ja, schon“.„Dann packen wir das Ding mal an“, entgegnete Kurt Ring daraufhin und das „Unternehmen 2016“ war besiegelt. Damit griff man auch die Hypothek auf, die ein TV-Reporter in London hinterlassen hatte. Corinna Harrer könnte die Frau sein, die für den DLV 2016 in Rio de Janeiro (Brasilien) die langersehnte Laufmedaille bei Olympia gewinnt, hieß es da bereits.
„Riesenhypothek“
Kurt Ring hatte ganz genau hingehört. Diese „Riesenhypothek“, wie er es nennt, ist aber keine Last, sondern vielmehr ein Traum. Ein Traum, den auch Corinna Harrer träumt. Sie bestärkt es, dass es nicht nur ihr „Hirnspuk“ ist, sondern sie auch von außen, etwa von Bundestrainer Henning von Papen, die Bestätigung bekommt, dass bei Olympia noch Größeres auf sie warten könnte.
Doch Kurt Ring weiß: „Leicht wird es nicht.“ Zu einer Zeit von unter vier Minuten will er Corinna Harrer noch vor 2016 führen. Das ist eine hohe Messlatte, schließlich haben das überhaupt erst fünf deutsche Läuferinnen geschafft und das wiederum war zuletzt in den Achtziger Jahren der Fall.
Kurt Ring zeigt aber keinen Respekt, wenn es darum geht es mit der Weltelite aufzunehmen. „Es ist nicht unmöglich, mit den Schwarzen mitzuhalten.“ Er weiß auch, dass es gerade auf den 1.500 Metern schnell zu einer Medaillenchance kommen kann, wenn einem der Rennverlauf in die Karten spielt und die Form stimmt.
Viel erlebt
Corinna Harrer müsse jetzt in den nächsten vier Jahren gesund bleiben „und den Druck aushalten“. Deshalb ist Kurt Ring auch gar nicht traurig darüber, dass seine Läuferin eben nicht im Olympiafinale stand, sondern eher froh. „Sie hätten dich gefressen“, sagte er zu Corinna Harrer in der Überzeugung, dass der Endlauf in London noch eine Nummer zu groß gewesen sein könnte.
Aber auch so hat die Blondine viel erlebt in den letzten Monaten und ihre schon vorher rasante Entwicklung fortgeführt. Sie war bei Olympia und der Europameisterschaft in Helsinki (Finnland) dabei, lief in der Diamond League, verteidigte ihre Position in Deutschland und rannte mehrere neue Bestzeiten.
Corinna Harrer zahlte aber auch eine internationale Lehrstunde. Nach Platz neun bei der EM war die Enttäuschung riesig. Dass sie in Helsinki nicht vorne mitlaufen konnte, ging ihr nah. Trotzdem hat sie es geschafft, sich davon wieder zu lösen, das mentale Tief zu überwinden, neues Selbstvertrauen zu tanken und bei den Spielen in London ihre Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.
Dreifach motiviert
Zu „95 Prozent“ sei sie mit ihrem Olympiaauftritt zufrieden, sagte sie. Das wiederum forderte Kurt Ring heraus, der meinte: „Das war Weltklasse, du kannst hundertprozentig zufrieden sein. Das Halbfinale war dein bestes Rennen.“
Mit ihren 21 Jahren steht Corinna Harrer, deren großes Talent schon in den letzten Jahren unübersehbar geworden war, noch am Anfang ihrer Karriere. Deshalb werden wahrscheinlich noch einige „beste Rennen“ folgen.
Und er lebt bei ihr schon jetzt, dieser Traum von Rio 2016. Der Grund dafür liegt auch an der Themse. „Die Erlebnisse von London lassen einen wieder vier Jahre trainieren. Das motiviert dreifach.“ Mit dreifacher Motivation in das jetzt besiegelte „Unternehmen 2016“? Besser könnten die Voraussetzungen kaum sein.