| Trainingslager-Endspurt

Countdown zum Saisonstart: Der letzte Feinschliff

Nur noch wenige Tage und Wochen bis zum Beginn der Sommersaison! Die Top-Athleten aller Disziplinen bringen sich in finalen Trainingslagern in die richtige Form für den ersten Wettkampf oder das erste Rennen. Auf was kommt es im Training in dieser Phase an? Wir haben uns bei Bundestrainern aus Hürdensprint, Mittelstrecke, Sprung und Kugelstoß umgehört, was beim letzten Feinschliff passiert und wann die Athleten reif für den „Startschuss“ sind.
Pamela Ruprecht

Deutlich weniger Trainingskilometer als zuletzt, absolviert die gemischte Gruppe an DLV-Läufern, die sich gerade in Potchefstroom auf den Saisonstart vorbereitet. Der Grundlagen-Block ist abgeschlossen, jetzt wird an der Wettkampf-Spezifik gearbeitet. Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier), die mit Trainingspartnerin Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt; Marathon) in Südafrika ist, bestreitet direkt aus dem Trainingslager heraus ihr erstes Hindernis-Rennen – beim Diamond League-Meeting in Doha (Katar) am 5. Mai.

Bis zu diesem Zeitpunkt nutzen die Mittelstreckler von Männer-Bundestrainer Georg Schmidt noch die Bedingungen in Potchefstroom für ihren letzten Feinschliff: Stabiles Klima, kurz geschnittener Rasen als Untergrund, Kältebecken, physiotherapeutische Betreuung rund um die Uhr und mit 1.400 Metern eine moderate Höhenlage. Eine Woche länger bleibt der männliche Hindernis-Kader um Patrick Karl (TV Ochsenfurt), der die krummen Strecken in Pliezhausen (18. Mai) anpeilt.

Mittelstreckler heiß auf die ersten Wettkämpfe

„Die Athleten sind natürlich heiß auf die Saison“, sagt Georg Schmidt. Es wird Zeit, dass es nach der langen Trainingslagerphase mit drei Aufenthalten in Südafrika endlich losgeht. Ein Teil seiner Schützlinge – wie 800-Meter-Läufer Marc Reuther (Wiesbadener LV) – hat schon seit acht Monaten keine Wettkämpfe mehr bestritten. Die Vorbereitung läuft umso mehr auf Hochtouren: Tempoläufe, Umfänge und Intensitäten sind passgenau auf die Spezialstrecke ausgerichtet.

Aus den wettkampfspezifischen Ausdauer-Einheiten lässt sich ablesen, in welchen Zeitenbereich es im „Ernstfall“ gehen kann. „Die Eindrücke sind durchweg positiv“, meint Georg Schmidt. Während bei einigen Athleten noch offen ist, ob der Einstieg über die Spezialstrecke oder die 400-Meter-Unterdistanz erfolgen soll, ist der Start der Zwillinge Elina und Diana Sujew (LG Eintracht Frankfurt; 1.500 m) beim Soundtrack-Meeting in Tübingen (20. Mai) schon fix.

Johannes Vetter will endlich zeigen, was er kann

Ebenfalls in Potchefstroom sind derzeit die DLV-Speerwerfer um Olympiasieger Thomas Röhler (LC Jena) mit Teamleiter Boris Obergföll. „Wir holen uns soeben den letzten Feinschliff und genießen die Wärme“, berichtet Johannes Vetter (LG Offenburg), dessen physische Voraussetzungen vor Saisonbeginn dieses Jahr bestens sind – <link https: www.facebook.com johannes.vetter.official videos _blank>wie auch dieser Video-Clip zeigt. Die meisten Meter kann der Olympia-Vierte aber über die Optimierung seiner Technik herausholen. An diesen Feinheiten wird momentan gearbeitet.

„Ich freue mich natürlich sehr auf die anstehenden Wettkämpfe, um endlich zeigen zu können, was sich im Training schon angekündigt hat“, sagt die Nummer zwei der Welt des Vorjahres. Der 89-Meter-Werfer will sich aber keinen zu großen Druck machen, sondern von den ersten Ergebnissen überraschen lassen. Im Februar flog sein Speer für den Anfang schon auf 84,46 Meter. Erstmals Anlauf in der Sommersaison nimmt der 24-Jährige in Doha und eine Woche später als Lokalmatador beim Ursapharm Speerwurf-Meeting in Offenburg (13. Mai).

Speed und Rhythmus für die Hürdensprinterinnen

Bereits seit einer Woche gesund und erfolgreich zurück aus Potchefstroom sind die Hürdensprinterinnen um Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) und Nadine Hildebrand (VfL Sindelfingen). „Alles im grünen Bereich“, erzählt Frauen-Bundestrainer Rüdiger Harksen – auch bei Europameisterin Cindy Roleder (SV Halle), die zur Siebenkampf-Vorbereitung auf Götzis (Österreich; 27./28. Mai) mit den Mehrkämpfern in Monte Gordo (Portugal) und Montpellier (Frankreich) war.

Ab dem 9. Mai folgen für die DLV-Hürdensprinterinnen Nummer zwei bis fünf in Deutschland nochmals zehn Tage intensives Finetuning auf Teneriffa (Spanien). „Das läuft alles auf sehr hohem Niveau ab, wenn die Mädchen gegeneinander laufen“, sagt der Bundestrainer über die profitable Möglichkeit  gemeinsamer Starts. Wichtigste Punkte sind in dieser Phase die technische Stabilität und der Hürden-Speed. Der Rhythmus muss stimmen, die Schnelligkeit zwischen die Hürden passen. Standard-Trainingsmittel sind neben den Hürdenstarts Läufe über elf oder zwölf Hürden – ein bis zwei Hindernisse mehr als bei der normalen 100-Meter-Hürden-Distanz. Saisoneinstieg ist in Flieden (21. Mai) oder Weinheim (27. Mai) vorgesehen.

Video-Analysen und biomechanische Messungen für DLV-Springer

Die Leistungsdiagnostik des wettkampfnahen Techniktrainings steht bei den DLV-Springern in Monte Gordo aktuell im Mittelpunkt. Anlauf-Kontrollen, Geschwindigkeitsmessungen, Kraft- und Sprinttests geben Aufschluss über den Trainingsstand. Bis Ende des Trainingslagers sollen alle Athleten soweit sein, zwei Wochen später in die Saison starten zu können. Die Top-Dreispringer Max Heß und Kristin Gierisch (beide LAC Erdgas Chemnitz) planen ihren Einstieg in Garbsen (21. Mai).

Der erste ganz wichtige Wettkampf für die Weitspringer ist am 27. Mai bei der Kurpfalz-Gala in Weinheim, wo regelmäßig starke Resultate erzielt werden. Erst Anfang oder Mitte Juni einsteigen wird Sieben-Meter-Springerin Sosthene Moguenara (LAZ Saar 05 Saarbrücken), die nach ihrer Fußverletzung aus 2016 trotz einer positiven Entwicklung noch etwas Nachholbedarf hat. „Sosthene ist wieder 100 Prozent am trainieren und macht sehr gute Fortschritte“, sagt Bundes- und Heimtrainer Ulli Knapp über die Hallen-EM-Zweite.

David Storl tankt Schnelligkeit in Südtirol

Dreidimensionale Video-Analyse zur Fehler-Korrektur aus allen Perspektiven gibt es für die Hochspringer. Die gemessenen biomechanischen Parameter verraten viel über die Form. „Aus der Erfahrung wissen wir, welches Niveau im Training welche Wettkampf-Höhen möglich macht“, erklärt Hochsprung-Teamleiter Tamas Kiss. Seine Top-Athletin Marie Laurence Jungfleisch (VfB Stuttgart; Einstieg 20. Mai in Eppingen) springt schon aus langem Anlauf. Bei der zweiten WM-Kandidatin für London Jossie Graumann (LG Nord Berlin; Einstieg 21. Mai in Garbsen) lief bei der Vorbereitung in Griechenland alles nach Plan.

Bereit für die Sommersaison ist David Storl (SC DHfK Leipzig), wenn Resultate über 21 Meter zu erwarten sind. Denn der Vorstoß in den 22-Meter-Bereich ist 2017 wieder das Ziel. Der zweimalige Weltmeister lässt in diesen Tagen in Latsch (Südtirol) leichtere Kugeln durch die Luft fliegen, um im Ring an der Wurfgerät-Beschleunigung zu feilen. „Die Hallensaison war eine gute Basis für den Sommer, das Knie ist momentan schmerzfrei und wir können gut trainieren", meint Bundestrainer Sven Lang. Seine erste Station sind die Halleschen Werfertage (20./21. Mai), zweite Station das Diamond League-Meeting in Eugene (USA; 27. Mai). Höhepunkt sind die Weltmeisterschaften in London (Großbritannien; 4. bis 13. August). Der Countdown, sich dafür zu empfehlen, läuft.

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