Cross-DM - Tobias Gröbl sorgt für Sensation
Ohrdruf war am Samstag wieder Schauplatz der Deutschen Cross-Meisterschaften. leichtathletik.de hat alle Entscheidungen der Titelkämpfe in Thüringen zusammengefasst.
Männer-Mittelstrecke |
Welch eine Überraschung auf der 4,1 Kilometer-„Sprintstrecke“ der Männer! Nach zwei vierten Plätzen in Stockach (2010) und Löningen (2011) holte Tobias Gröbl (LG Zusam) in Ohrdruf zum großen Schlag aus. Mit couragiertem Rennen von der Spitze weg diktierte er den namhaften Gegnern um den Berliner Carsten Schlangen das Tempo und stand zur Überraschung aller das vorgelegte Tempo durch. „Wahnsinn“, stammelte der aus Monheim bei Augsburg stammende Zollsachbearbeiter immer wieder und konnte sein Glück kaum fassen. „Ich dachte, ich müsste das Tempo irgendwann herausnehmen, aber es lief einfach sensationell! Cross ist aber auch meine absolute Lieblingsdisziplin!“
Das Nachsehen gegen den 28-Jährigen hatte Wolfram Müller, der zwei Runden vor Schluss den die Kräfte verlassenden Carsten Schlangen von Rang zwei ablösen konnte und Vizemeister mit sieben Sekunden Rückstand wurde. „Die Leistungsbereitschaft ist wieder da, aber es dauert einfach seine Zeit, derzeit geht es einfach noch nicht schneller“, zeigte sich der Erfurter dennoch sehr zufrieden mit seinem Crossdebüt zwei Jahre nach seinem Achillessehnenriss. Trotz Sturz in der Schlussphase holte Philipp Pflieger Rang drei und legte damit den Grundstock zum dritten Mannschaftserfolg in Serie für die LG Telis Finanz Regensburg. „Ich bin nicht unzufrieden, auch wenn ich am letzten Berg ziemlich grau war. Deshalb bin ich auch gestürzt“, sagte der 25-Jährige und hofft nach verletzungsbedingten Problemen auf eine starke Saison 2012.
Nach einer demotivationsbedingten Pause wusste sich Nico Sonnenberg (LG Eintracht Frankfurt) als Vierter überraschend stark zurückzumelden. Dahinter der wegen einer Muskelverletzung kaum trainierende Regensburger Julian Flügel und Johannes Raabe (LG Hannover) auf den nächsten Plätzen. Carsten Schlangen fehlte im Schlussteil nach einer Erkältung die Kraft und wurde in der dichten Verfolgergruppe bis auf Rang zehn durchgereicht.
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Tobias Gröbl überrascht Konkurrenz
Tobias Gröbl: "Lief optimal"
Männer-Langstrecke |
Ähnlich spannend wie zwischen Eleni Gebrehiwot und Anna Hahner bei den Frauen verlief auch danach das Rennen der Männer zwischen Musa Roba-Kinkal und Marian Blazinski, die ebenfalls im Ziel nur drei Sekunden auseinander lagen.
Das bessere Ende dabei für den 23 Jahre alten Gelnhäuser, der mit einem trockenen Antritt den gebürtigen Polen im Trikot der SG Schramberg auf den zweiten Platz verweisen konnte. „Wenn es von außen her locker ausgesehen hat, dann freut es mich, aber es war sehr anstrengend“, wehrte Musa Roba-Kinkal die Vermutung ab, er habe das Rennen rein taktisch auf Sieg gelaufen. „Ich bin mit dem Rennen sehr zufrieden, denn im Winter ist es nicht so glatt gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich weiß jetzt aber, dass ich auf einem guten Wege bin. Die Saison hat ja noch nicht angefangen!“ Und denkt an die Langstreckler-Weisheit, dass erst auf der Bahn (oder der Straße) abgerechnet wird.
Hinter Musa Roba-Kinkal und Marian Blazinski folgte mit Gregor Buchholz (LAZ Saarbrücken) der erste Triathlet, der im internen Duell seinen Trainingskollegen Steffen Justus (LG Stadtwerke München) diesmal bezwingen konnte. „Natürlich freut es mich, dass ich diesmal vor Steffen eingelaufen bin und mich dabei im Vergleich zum Vorjahr noch um einen Platz verbessern konnte.“ Nach dem großartigen Duell von Löningen mit dem Kieler Steffen Uliczka lief Steffen Justus (Triathlon-Freunde Saarlouis) diesmal hinter Vitaly Rybak (ART Düsseldorf) auf Rang fünf ein - und zeigte sich dennoch zufrieden. „Ich denke, dass ich nicht schlechter als im Vorjahr war. Es waren bis auf Gregor Leute vor mir, die im vergangenen Jahr nicht dabei waren. Vielleicht muss ich aber heute auch erkennen, dass die Form für die 10 Kilometer-Laufstrecke noch nicht stimmt!“
Der anfangs sehr stark auftrumpfende Rico Schwarz (ASV Erfurt) musste im Schlussklassement mit Rang sieben zufrieden sein. „Rico hat sehr viel Mut bewiesen“, lobte ihn Sieger Musa Roba-Kinkal. Dafür rückte der Ostheimer Berglauf-Spezialist Manuel Stöckert auf die sechste Position vor und schlug dabei neben Rico Schwarz auch Triathlet Sebastian Rank (TC Fiko Rostock), Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) und Sören Kah (LG Lahn-Aar-Esterau).
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Musa Roba-Kinkal hat sich das Rennen gut eingeteilt
Musa Roba-Kinkal: "Habe Gas gegeben"
Frauen |
Spannender kann ein Meisterschaftsrennen kaum sein, als dies im Kampf um den Titel zwischen Eleni Gebrehiwot und Anna Hahner Runde um Runde der Fall war. Erst an der letzten kleinen Steigung des 5.200 Meter langen Frauenlaufes setzte sich die für den TV Wattenscheid 01 startende gebürtige Äthiopierin drei Meter von Anna Hahner ab und kam zum knappen Sieg in 17:51 Minuten. „Anna ist eine sehr gute Läuferin, die mich ganz schön gefordert hat. Ich wusste aber, dass ich im Spurt stärker bin“, sagte die 27-Jährige selbstbewusst. Und Anna Hahner (run2sky.com): „Das war ein richtig spannendes Rennen und hat mir gezeigt, dass ich auch ein hohes Tempo gehen kann! Ich habe alles gegeben, leider hat es aber nicht ganz gereicht!“
Zwischen den „Stühlen“ lief Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg), die die beiden Führenden ziehen lassen musste, die weiteren Verfolgerinnen aber schon früh abgeschüttelt hatte. „Das war ganz schön hart“, gestand Corinna Harrer. „Es hat aber auch gezeigt, dass wir Mittelstrecklerinnen auch einen starken Cross laufen können!“ Hinter der überraschend stark laufenden Diana Sujew (SC Potsdam) folgte als Fünfte Antje Möldner-Schmidt, die im Trikot des LC Cottbus ein bemerkenswertes Comeback feierte. „Das war für mich ein schöner Tempowechsel. Dafür, dass es mein erstes Crossrennen seit langem war, bin ich sehr zufrieden. Es ist am Ende immer besser gerollt!“
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Eleni Gebrehiwot hat das Feld im Griff
Anna Hahner: "Ging richtig zur Sache"
Männliche Jugend U 18 |
Der Magdeburger Julius Lawnik nahm den Schwung des Länderkampf-Sieges mit nach Ohrdruf und sicherte sich nach Belieben auch U18-Gold über 4,1 Kilometer in 13:06 Minuten vor dem Saarbrücker Tobias Blum (13:18 min). „Das Selbstvertrauen habe ich vom Frankreich-Länderkampf mitgenommen. Es läuft derzeit einfach gut!“ Im Kampf um Rang drei setzte sich mit Patrick Karl (TV Ochsenfurt) der 15 Jahre alte Neffe des früheren Hindernisläufers Hubert Karl mit einem klasse Finish durch gegen Leif Gunkel (SC Fretter) durch.
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Julius Lawnik lässt Gegner keine Chance
Julius Lawnik: "Hab hart trainiert"
Weibliche Jugend U 18 |
Melanie Albrecht heißt die neue B-Jugendmeisterin. Die 16-Jährige der Unterländer LG wusste sich mit einem beruhigenden Vorsprung von 13 Sekunden auf der 4,1 Kilometer langen Strecke gegen Anna Gehring (SC Itzehoe; 14:35 min) durchzusetzen. Dritte wurde mit Leonie Karb (TSG Heilbronn; 15:10 min) eine weitere Starterin aus dem Württembergischen.
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Melanie Albrecht vor Anna Gehring
Weibliche Jugend U 20 |
„Ich bin froh, dass die Hallenwettkämpfe vorbei sind. Draußen fühle ich mich einfach wohler“, sagte sich Maya Rehberg (SC Rönnau 74) nach dem sicheren Erfolg auf der 4,1 Kilometer langen U20-Strecke. „Ich musste einfach auch Druck machen, denn im Spurt bin ich nun einmal nicht so stark!“ Doch die Angst war ungegründet, auch wenn die von der 800 Meter-Strecke kommende Caterina Ganz (LG Nord Berlin) lange Zeit eine hartnäckige Konkurrentin war. „Ich bin eigentlich bislang nur regionale Crossläufe mitgerannt“, zeigte sich die Berlinerin sichtlich erstaunt über den zweiten Rang, der mit 18 Sekunden Rückstand auf Maya Rehberg, aber mit auch 26 Sekunden Vorsprung auf die Drittplatzierte Cornelia Griesche (DJK Ingolstadt) nie gefährdet war.
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Maya Rehberg läuft zum dritten Cross-Titel
Maya Rehberg: "Versuchte das Tempo hochzuhalten"
Männliche Jugend U 20 |
Homiyu Tesfaye Heyi hat sich zum Titeljäger entwickelt. Der 19-Jährige holte sich in beeindruckender Weise innerhalb von nur drei Wochen in Ohrdruf nun den vierten Titel. „Es war heute recht schwer“, gestand der gebürtige Äthiopier im Ziel, „vor allem der Wechsel von der Halle ins Gelände.“ Nach einem Sturz am Start hatte der Frankfurter das Feld letztlich doch nach Belieben dominiert und gewann über die 6,4 Kilometer-Distanz in 20:27 Minuten vor dem überraschend starken Regensburger Jonas Koller (20:38 min) und Hendrik Pfeiffer (LAZ Rhede; 20:42 min). Vor allem Jonas Koller, der zwar in Äthiopien geboren wurde, aber noch im ersten Lebensjahr nach Bayern kam und „bayerisch erzogen“ wurde, wie der talentierte LG Telis Finanz-Läufer spaßig kommentierte, zeigte sich glücklich über die Vizemeisterschaft.
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Homiyu Tesfaye Heyi auch im Cross Nummer eins
Junioren U 23 |
Das Dauerduell zwischen Benedikt Karus (LG Badenova Nordschwarzwald) und Michael Schramm (LAV Tübingen) entschied diesmal Benedikt Karus mit einem knappen, aber sicheren Fünf-Sekunden-Vorsprung für sich. Beide Konkurrenten hatten sich auf der 7,6 Kilometer-Strecke von ihren Konkurrenten zeitig abgesetzt und den Kampf um Gold und Silber unter sich ausgemacht. Rang drei sicherte sich Fabian Clarkson (SC Brandenburg Berlin) vor Timo Göhler (LAV Tübingen).
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Benedikt Karus mit richtiger Taktik
Benedikt Karus: "Taktik ist aufgegangen"
Juniorinnen U 23 |
„Die Strecke liegt mir, da bin ich schon als B-Jugendliche gut gelaufen“, erinnerte sich Corinna Harrer nach ihrem Juniorentitel. „Für mich ist dies eine wichtige Durchgangsstation für den Sommer“. Aber nicht nur für die Regensburgerin, sondern auch für Diana Sujew, die wie ihre Trainerin Beate Conrad die „zweite Luft“ im angespruchsvollen Crossgelände mitgebracht hatte und als 1.500 Meter-Spezialistin überraschend gut auf den 5.200 Meter langen profilierten Parcours zurecht kam. Eine starke Partie lieferte nur zwanzig Sekunden dahinter Elena Burkhard (LG Badenova Nordschwarzwald) als Dritte der Juniorinnenklasse ab.
Senioren-Wettbewerbe
Jürgen Austin-Kerl (LC Phönix Geilenkirchen) dominierte den schnellsten Masters-Wettbewerb über 6.400 Meter. In 21:37 Minuten gewann er die M 40-Klasse vor dem M 45-Ersten Abdelkader Moulai-Ali (VfL Waiblingen; 21:54 min) und M 35-Sieger Christian Giesler (TSV Kirchdorf; 22:02 min). Die Klassen M 50/55 (6.400 m) dominierte Raimund Hobmaier (PTSV Rosenheim; 22:03 min) vor Joachim Katzer (LG Fulda; 22:23 min) und Hans-Joachim Herrmann (LG Erlangen; 22:25 min).
Bei den älteren Senioren (5.200 m) dominierte Manfred Dormann (TV Bad Brückenau) in 19:56 Minuten vor dem starken Kölner Heinz Lorbach (TuS Köln rrh.; 20:23 min) und Reinhart Vogler (TV Bad Brückenau; 20:32 min). Schnellste Seniorin (5.200 m) der W 45 und älter war die bereits 50-jährige Kerstin Oemus (ESV Lok Dessau) in 21:26 Minuten, gefolgt der W 45-Siegerin Barbara Stich (LLC Marathon Regensburg; 21:33 min) und der W 55-Siegerin Regina Dietz (LG Dorsten; 21:43 min).
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Jürgen Austin-Kerl ungefährdet zum Sieg
Reinmund Hobmaier vor Joachim Katzer
Manfred Dormann läuft wie ein Uhrwerk
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