| Interview der Woche

Cross-EM: Das Gold-Team der U20 im Interview

Die deutschen U20-Juniorinnen mit Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen), Alina Reh (TSV Erbach), Sarah Kistner (MTV Kronberg), Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg) und Anna Gehring (SC Itzehoe) haben am Sonntag bei der Cross-EM in Hyères (Frankreich) dem Team-Sieg geholt, Gold im Einzel ging an Klosterhalfen. Wir haben die ersten Reaktionen der "goldenen Fünf" für Sie eingefangen.
Wolfram Marx

Konstanze Klosterhalfen, haben Sie heute auf den Einzeltitel spekuliert oder sogar damit gerechnet?

Konstanze Klosterhalfen:

Nein, auf keinen Fall. Ich war im Ziel völlig überrascht und konnte erst gar nicht realisieren, was ich da geschafft habe. Ich hatte gehofft, unter die ersten Zehn zu kommen, aber an dieses Ergebnis habe ich nie geglaubt. Immerhin war ich 2014 auf Platz 28. Mein und unser Hauptziel war eine Mannschaftsmedaille.

Sie sind von Anfang an in der Spitzengruppe mitgelaufen. War so die taktische Vorgabe?

Konstanze Klosterhalfen:

Ja, Bundestrainer Andreas Michallek hat mir gesagt, dass ich vorne mitlaufen, aber selbst kein Tempo machen soll. Ich bin einfach mitgelaufen und habe die anderen beobachtet. Ich dachte, die Türkinnen sind stärker. Ich habe mir zwar Gedanken über die anderen gemacht, aber nicht über eine Medaille.

Ab wann wussten Sie, dass Sie am Ende in einem Spurt eine Chance haben könnten?

Konstanze Klosterhalfen:

Nachdem ich so lange gut in der Spitze dabei war, habe ich versucht, meine Schnelligkeit als 1.500-Meter-Läuferin auf den letzten 200 Metern zu nutzen.

Franziska Reng:

 

Ich habe von meiner Position aus auf der Videowand Konstanze auf der Zielgeraden gesehen. Es war ein tolles Gefühl, das hat mich noch mal motiviert. Ich wusste, jetzt können wir mit der Mannschaft eine Medaille holen.

Franziska Reng, für Sie war es die erste Cross-EM. Wie sind Sie taktisch ins Rennen gegangen?

Franziska Reng:

Es war für mich etwas ganz Neues. Ich musste mich einfinden und bin erstmal hinten geblieben und habe mir alles von dort angeschaut. Mein Heimtrainer Kurt Ring hat mich ermutigt, aber am Anfang sollte ich nicht zu viel einzusetzen. Bei der ersten EM wollte ich mir nicht zu hohe Ziele setzen, die Trainer wollten mich nicht übermotivieren. Ich habe mich sehr wohl gefühlt, aber die Strecke war mir eigentlich zu kurz.

Im nächsten Jahr starten Sie in der U23 auf einer längeren Strecke. Freuen Sie sich darauf?

Franziska Reng:

Ja, das heute war schon ganz schön kurz. 2016 haben wir mit Anna Gehring und Maya Rehberg auf jeden Fall eine starke Mannschaft, mal sehen, wer noch dazu kommt. Und 2017 dann sowieso, wenn die anderen aus dieser Mannschaft nachrücken.

Alina Reh, Sie waren während des Rennens relativ weit hinten. Das passt eigentlich nicht zu ihrer normalen, offensiven Wettkampftaktik. Was war passiert?

Alina Reh:

Wir hatten eine sehr zentrale Startbox und es wurde schnell eng. Ich konnte nicht direkt nach vorne, war immer wieder auf der Innenbahn und musste ausscheren, um zu überholen und weiter nach vorne zu kommen. Das hat ziemlich lange gedauert.

Konstanze Klosterhalfen:

Ich habe in der zweiten Runde schon Rufe von außen gehört, dass Alina herankommt.

Alina Reh, sind Sie denn zufrieden mit dem dritten Platz?

Alina Reh:

Am Anfang war ich sehr zufrieden mit Bronze. Aber dann habe ich mir Gedanken gemacht, ob ich das Rennen zu defensiv gelaufen bin und mich geärgert über den schwachen Start. Ich wusste ja, dass die Form stimmt.

Sie waren immer hinter der Spitzengruppe und meistens alleine. Hatten Sie Angst, dass Sie mit einem schnellen Aufschließen zu viel Kraft für das Schlussstück verbrauchen?

Alina Reh:

Ich war immer im Zwiespalt, ob ich ranlaufen soll. Ich hatte Glück, dass die anderen abgefallen sind. Ich habe mich dann sehr gut gefühlt, als ich die Spanierin eingesammelt habe, die auf Platz vier gelegen hatte.

Sie gehörten nach den zwei Europameistertiteln über 3.000 und 5.000 Meter im Sommer zu den Favoritinnen. Wie groß war der Druck?

Alina Reh:

Ich habe mich nicht als Favoritin gefühlt, es gibt viele extrem schnelle Leute. Den Druck von außen konnte ich ausschalten, das ging gut.

Anna Gehring, Sie sind als 17. nicht mehr in der Mannschaftswertung. Ärgern Sie sich bei so einem guten Ergebnis?

Anna Gehring:

Es wäre natürlich schön gewesen, aber wir hätten auch noch Gold gewonnen vor den Britinnen, wenn ich als Fünfte in die Mannschaftswertung gekommen wäre (lacht). Es war jetzt meine dritte EM und ich war 2012 auch 17. Ich bin zufrieden. Vor allem, da ich vor zwei Wochen einen Bänderriss hatte und maximal 30 Minuten pro Einheit trainieren konnte. Heute habe ich aber nichts gespürt.

Sarah Kistner, Sie waren nach der ersten Runde auf Platz 48 und sind dann auf Platz sechs vorgelaufen.

Sarah Kistner:

Ich bin auf den langen Geraden immer außen am Rand vorbei gelaufen. Ich habe die anderen Top-Läuferinnen gar nicht realisiert und mich auf mein Rennen konzentriert. Ich hatte gehofft, dass es für die Top 15 erreicht, eventuell unter den ersten Zehn. Mit dem sechsten Platz bin ich jetzt sehr zufrieden.  

Sie sind ja eher auf längeren Strecken zu Hause und Berglauf-Europameisterin. Wie sind Sie mit Streckenlänge und -profil zurecht gekommen?

Sarah Kistner:

Die Strecke hätte ruhig ein bisschen länger sein können. Das Gesamtprofil hat mir aber gut gefallen. Die kleinen Hügeln hatten aber natürlich den Nachteil, dass man auch immer wieder runter muss (lacht).

Wie geht es denn für Sie alle 2016 weiter?

Konstanze Klosterhalfen:

Ich habe eine Hallensaison geplant und will dort in der Jugend und bei den Aktiven über 1.500 Meter starten. Und natürlich möchte ich gerne zur U20-WM. Die Frage ist natürlich, ob sie stattfindet und wenn ja, wo.

Alina Reh:

 

Ich werde als nächstes beim Silvesterlauf in Bietigheim starten. In der Halle werde ich wahrscheinlich nicht starten, im Frühjahr läuft die Vorbereitung für die U20-WM. Dort möchte ich die 5.000 Meter laufen.

Sarah Kistner:

 

Im Januar starte ich für das Team Europe beim Great Edinburgh Cross Country. Wenn es klappt, dann auch bei der U20-WM über 5.000 Meter. Höhepunkt ist aber die Berglauf-WM.

Franziska Reng, in der U23 finden im kommenden Jahr mit Ausnahme der Cross-EM keine internationalen Meisterschaften statt. Wie sind denn Ihre Pläne?

Franziska Reng:

Ich möchte langfristig längere Strecken laufen, mein Hauptziel sind die 10.000 Meter auf Straße und Bahn. Eventuell werde ich 2016 bei meinem ersten Halbmarathon starten.

Anna Gehring, stehen bei Ihnen weiterhin auch Triathlon-Wettbewerbe auf dem Programm?

Anna Gehring:

Nein, Triathlontraining ist nur noch eine Ergänzung. Ich laufe nur noch. Schwerpunkt sind auch bei mir die Langstrecken, 5.000 und 10.000 Meter, aber auch eine Bestzeit über 1.500 Meter würde ich gerne erreichen. Und ich plane einen neuen Versuch über 3.000 Meter Hindernis.

Mehr:

<link news:44966>Gold, Bronze, Gold: Deutsche U20-Läuferinnen räumen ab

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