Cross-WM - Kenia setzt auf Heimvorteil
Kenias Teammanager Paul Mutuii setzt beim Heimspiel in Mombasa auf ein eher junges und unerfahrenes Team, das bei den am kommenden Samstag (24. März) in der eigentlich als Badeort und Hafenstadt bekannten Metropole stattfindenden 35. Cross-Weltmeisterschaften die Erfolgsstory um eine weitere Nuance bereichern soll.

Das Maskottchen stimmt auf die Cross-WM ein (Foto: Möldner)
Aber ausgerechnet beim Heimspiel auf der Golfanlage am Stillen Ozean fehlen die Stars wie der frühere 5.000-Meter-Weltmeister Eliud Kipchoge oder der Vorjahresdritte Martin Mathathi, die den Vorjahreserfolg gegen die mit dem fünffachen Langstrecken-Weltmeister Kenenisa Bekele antretenden Erzrivalen aus Äthiopien, den immer stärker werdenden Läufern aus Eritrea oder den hoffnungsvoll aufgestellten afrikanischen Konkurrenten aus Marokko und Tansania wiederholen sollen. Und dies vor dem Hintergrund, dass es im traditionellen Trainingscamp, das einmal mehr im Kigari Teachers Training College in Embu durchgeführt wurde, um Eliud Kipchoge und Martin Mathathi heftig Zoff gab, der wohl eher mühsam gekittet wurde. Einstige Weltklasseathleten wie Moses Kiptanui warben öffentlich sogar um das Vertrauen in das junge Team, das vor allem mental gestärkt und psychologisch aufgebaut beim Heimspiel über die 12-Kilometer-Langstrecke zu Gold laufen soll.
Konsequentes Vorgehen
"Konsequent", nennt es Martin Keino, der selbst zur Weltklasse einstmals zählende Sohn der Lauflegende Kipchoge Keino, dass Topläufer wie Eliud Kipchoge und Martin Mathathi außen vor bleiben, da diese bei den allein entscheidenden Trials entweder ausstiegen oder gefehlt hatten. Dies vor dem Hintergrund, dass "Athletics Kenya" selbst mit ihrer harten Linie und wenig prominent besetzten Teams Erfolg bereits gehabt hat. Aber auch schon herbe Niederlagen wie 2000 in Vilamoura (Portugal) gegen den Dauerrivalen Äthiopien einstecken müssen. Allerdings bringt Martin Keino eine mögliche Vergabe von Wildcards ins Spiel, um gegebenenfalls das Team durch den einen oder anderen Star zu komplettieren. "Allerdings müssen die Spielregeln vorher klar sein!"
So ruhen Kenias Hoffnungen auf eine Einzelmedaille auf Hosea Mwok Macharinyang, den mehrfachen Medaillengewinner bei Junioren-Weltmeisterschaften und Vorjahressechsten. "Ich hoffe auf einen großen Auftritt", sagt der 20-Jährige, der 2004 international als Sechster in Brüssel debütierte. In Mombasa wird allerdings auch Hindernis-Weltrekordler Saif Saeed Shaheen fehlen, obgleich er in der kenianischen Presse als Leader eines starken Katari-Teams genannt wird. "Mit mir hat kein kenianischer Journalist gesprochen", sagte der vor zwei Wochen noch in Freiburg zur Behandlung weilende frühere Stephen Cherono am Sonntag im Lions Club in Eldoret, "ich starte definitiv nicht!"
Wer soll Kenenisa Bekele schlagen?
Wer soll also den seinen sechsten Langstreckentitel anstrebenden äthiopischen Ausnahmeläufer namens Kenenisa Bekele schlagen? Wenn nicht ein Landsmann wie Sileshi Sihine, dann vielleicht einer aus der aufstrebenden Läufernation Eritrea mit dem Vorjahresvierten Zersenay Tadesse oder Yonas Kifle, die schon im Vorjahr den Grundstock für das überraschende Teamsilber legten.
Inzwischen hat sich die Anzahl der Nationen auf 66 reduziert, die bei den 35. Cross-Weltmeisterschaften, der dritten Austragung nach Stellenbosch (Südafrika; 1996) und Marrakesch (Marokko; 1998) auf afrikanischem Boden, starten werden. Dies sind immerhin sieben mehr als im Vorjahr in Fukuoka (Japan). Darunter 23 afrikanische Nationen.
Erstmals seit neun Jahren wird der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) mit einer Nachwuchsmannschaft starten. Die DLV-Vertretung reiste mit Nachwuchs-Bundestrainer Werner Grommisch (Essen) am Donnerstag nach Ostafrika. "Hohe zweistellige Einzelplatzierungen sind angesichts des Leistungsniveaus und der vorherrschenden Bedingungen für unsere Jungens schon eine Ausnahme", wusste Werner Grommisch schon im Vorfeld vorzubeugen. "Hier gilt es, Präsenz zu zeigen und vor allem individuelle Erfahrungen zu sammeln".
Schwierige Aufgabe für DLV-Youngster
Für die junge Mannschaft um den German Road-Race-Nachwuchs-Preisträger Thorsten Baumeister hängen die Trauben gegen das sich langfristig auf dieses zweifellos für viele Nationen als Saisonhöhepunkt darstellendes Championat sehr, sehr hoch.
Mit Kenenisa Bekele, Tirunesh Dibaba, Gelete Burka aus Äthiopien und der kenianischen Juniorensiegerin Pauline Korikwiang sind immerhin vier der Vorjahressieger unter den knapp 600 gemeldeten Athleten auf dem Mombasa Golf Course am Start, den Hundertschaften aus Armee, Polizei und privater Security gegen mögliche islamische Demonstrationen sichern sollen.
Mit 80 ausländischen Journalisten (neben den akkreditierten 220 einheimischen Medienschaffenden) ist das Interesse für diese Cross-Weltmeisterschaften ausgesprochen groß. In öffentlichen Statements äußern Politiker wie auch einstige Weltklasseathleten ihr Unverständnis über die angezeigten Demonstrationen, die letztlich niemandem etwas bringen dürften, sondern eher die Fronten weiter verhärten helfen.
Hohe Eintrittspreise
Wie problematisch sich allerdings die Vergabe dieser Weltmeisterschaften ausgerechnet nach Mombasa mit den angezeigten feuchtheißen Temperaturen und der Moskitogefahren gestaltet, das zeigen Bemühungen des kenianischen Leichtathletik-Verbandes und der Staatsregierung, zum Beispiel mit zusätzlich installierten Wassertanks einer bevorstehenden Wasserverknappung vorzubeugen, oder aber auch um den Rennparcours griffig zu halten.
Ein aufwändiger Shuttle-Service soll vornehmlich die Athleten, Funktionäre und Touristen vom Moi Airport zur Golfanlage befördern. Mit angesichts der für kenianische Verhältnissen horrenden Eintrittspreisen zwischen 1,10 und 3,30 Euro haben die Veranstalter allerdings den Bogen weit überspannt, so dass angesichts der weithin sichtbaren Armut unter der Bevölkerung die erwartete Zuschauerzahl von bis zu 15.000 bei allem Interesse für das Crosslaufen als utopisch erscheint.