Crowdfunding: DLV-Athleten gehen neue Wege
Das Thema Sport-Sponsoring ist aktuell wie nie – nicht erst seitdem Diskus-Olympiasieger Robert Harting die Idee einer neuen Sportlotterie vorgestellt hat. Dass man sich in der Leichtathletik keine goldene Nase verdienen kann, ist kein Geheimnis. Auf dem neuen Portal aurango.com beschreiten Athleten nun neue Wege, um ihren Traum von Olympia zu finanzieren. Auch Sprinter Maximilian Kessler (SCC Berlin) hat hier zur Unterstützung aufgerufen. Das Zauberwort heißt Crowdfunding.
Bei „aurango“ geht es nicht um die ganz großen Summen einzelner Sponsoren. Im Gegenteil: Die Plattform setzt auf die Kraft der Masse. Frei nach dem Motto „Alle für Einen“ können Sportfans mit kleinen Beträgen ab fünf Euro einen Beitrag dazu leisten, dass von ihnen ausgewählte Athleten sich ohne finanzielle Sorgen auf ihre sportlichen Ziele vorbereiten können.„Man muss Wege finden, um an Geld zu kommen“, sagt Maximilian Kessler pragmatisch. Der WM-Teilnehmer und DM-Dritte über 200 Meter wird als B-Kader-Athlet vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) sowie von seinem Verein unterstützt. Zudem ist er seit zwei Jahren eigenständig auf Sponsorensuche. Den einen oder anderen Unterstützer hat er mittlerweile auf seiner Seite. Aber: „Viel für mich selbst bleibt da nicht übrig.“
Videoaufruf und Prämien-System
„aurango“ wurde von der Agentur „Die Sportlichen“ (Sportmarketing) in Berlin sowie der Online-Agentur „ezcklick“ in München entwickelt. Die Entwickler sind selbst ehemalige Leistungssportler. Neu ist das Konzept nicht: Im Bereich von Kunst und Kultur kamen 2012 durch Crowdfunding allein in Deutschland zwei Millionen Euro zusammen. In anderen Ländern hat auch der Sport schon die Möglichkeiten des Crowdfunding für sich entdeckt.
Seit Oktober 2013 können sich auf aurango.com nun auch deutsche Athleten die Kraft der Masse zunutze machen. Mit Maximilian Kessler, Siebenkämpferin Christina Kiffe (ASC Darmstadt), Mittelstrecklerin Caterina Granz (LG Nord Berlin) und 400-Meter-Läufer Alexander Meisolle (TV Wattenscheid 01) sind auch vier Leichtathleten von der ersten Stunde an mit dabei.
Das Konzept ist simpel: Athleten präsentieren sich und ihr sportliches Projekt in einem Video und einem kurzen Text. Sie bestimmen unterschiedliche Beträge, die potenzielle Unterstützer zum Projekt beitragen können, und legen Anreize zur Unterstützung fest. Wer Maximilian Kessler zum Beispiel mit einer Summe von 100 Euro auf seinem Weg nach Rio 2016 begleitet, darf in der Trainingsgruppe des Berliners ein Sprint- und Athletiktraining absolvieren.
Ab fünf Euro dabei
„Die Prämien habe ich mir selbst überlegt“, erklärt Maximilian Kessler. „Ich gehe davon aus, dass kaum jemand 500 Euro spenden wird. Deswegen habe ich darauf geachtet, dass die Förderer auch für kleine Beträge einen Dank erhalten.“ Schon für fünf Euro gibt’s eine persönliche E-Mail vom Berliner, für zehn Euro eine signierte Autogrammkarte.
Auch Caterina Granz, Deutsche U20-Meisterin über 1.500 Meter, lockt mit persönlichen Danksagungen auf ihrer Fanpage oder gar einem individuellen Trainingsplan, den sie gemeinsam mit ihrem Trainer für die Supporter erstellt. Ob Sportkleidung, Fahrten zum Trainingslager, Homepage oder Autogrammkarten - die Nachwuchsläuferin kann für den Traum von Olympia eine Finanzspritze in vielen Bereichen gut gebrauchen.
Alles oder nichts
Als Gesamt-Fördersumme hat Caterina Granz ein Ziel von 2.000 Euro angegeben. Maximilian Kessler hofft auf eine Summe von 5.000 Euro. Noch etwas höhere Ziele haben sich Christina Kiffe und Alexander Meisolle gesteckt. Für alle "aurango"-Teilnehmer gilt: Kommen sie nach Ablauf einer Frist von 90 Tagen nicht auf den Gesamtbetrag, gehen sie leer aus.
Denn „aurango“ funktioniert nach dem „Alles-oder-Nichts-Prinzip“: Wer sein Finanzierungsziel erreicht, erhält die Unterstützungsbeiträge. Eine Bearbeitungsgebühr von zehn Prozent gehen dabei an den Plattform-Betreiber. Erreicht jemand sein Ziel nicht, bleibt das Geld bei den Supportern – für den Athleten fallen keine Kosten an.
Hohes Ziel
5.000 Euro in drei Monaten – „Das ist schwer!“ weiß Maximilian Kessler. Aber als Leistungssportler hat er Kosten, die er decken muss. Für Training und Trainingslager ist gesorgt. Doch allein für Physiotherapie, Arztbesuche – Kessler ist seit einem nicht erkannten Muskelbündel-Riss seit 2011 regelmäßig bei Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfarth in München in Behandlung – und kurzfristige Wettkampf-Reisen fallen nicht unerhebliche Beträge an. Und ob er als Ersatzläufer der WM-Staffel im kommenden Jahr eine Förderung der Sporthilfe erhalten wird, weiß er noch nicht.
Der Sprinter, der sich jetzt verstärkt den 400 Metern widmen will, kennt als ehemaliger Fußballer die Summen, die in anderen Sportarten zu holen sind. „Die Leichtathletik hat nicht die Attraktivität wie zum Beispiel der Fußball“, sagt er. „Da verdient man in der Verbandsliga mehr.“ Die Entscheidung, in die Leichtathletik zu wechseln, bereut er keineswegs, denn er liebt diesen Sport. „Aber es wäre schön, wenigstens keine Extra-Kosten zu haben.“
aurango.com