Dä Linda-Blitz hät igschlage in Berlin
Linda Züblin wurde einmal nach dem schönsten Kompliment gefragt, das sie je erhalten habe. „Dä Linda-Blitz hät igschlage, mit Hochspannig“, gab sie damals an. Jetzt hat der Linda Blitz bei der WM eingeschlagen und das mit der vollen Voltstärke der quirrligen Siebenkämpferin. Die Schweiz hat einen heimlichen Star der Titelkämpfe an der Spree in ihren Reihen.
Denn dort wo Linda Züblin momentan auftaucht, ist etwas los. Nicht nur im eigenen Team, wo sie immer für einen flotten Spruch gut ist, sondern rund um die Weltmeisterschaft, wo sich binnen weniger Augenblicke Fantrauben bilden und die hübsche Blondine von Autogramm- und Fotowünschen nur so überhäuft wird. Sogar so sehr, dass ihre Teamkollegin Nicole Büchler auf der Stadiontribüne ein paar Sitze weiterrutschen muss, um der Menschenansammlung Platz zu machen.Das offizielle Newsteam der WM-Organisatoren hat in Linda Züblin gleich das „sexy Model“ erkannt und die „Rheinische Post“ bemerkte schon am letzten Wochenende, dass die Athletin mit den Zöpfchen „im Rennen um den inoffiziellen Preis der schönsten Teilnehmerin ganz vorne mit dabei“ sei.
"Bin ein kleiner Fisch"
Linda Züblin Superstar? Die 23-Jährige weiß noch nicht so recht, was sie mit dieser Rolle anfangen soll. „Das ist unglaublich, denn ich selber kann es nicht verstehen. Ich bin hier ein kleiner Fisch und wurde nur Sechzehnte.“ Ein schönes Gefühl sei es aber für sie, dass gerade die Freude, die sie am Sport hat, auf die Zuschauer übertragen wird und diese dann auch Spaß haben.
Aufmerksam wurde die WM-Gemeinde im Olympiastadion auf die kleine Schweizerin vor allem durch ihre Jubelorgien nach dem Kugelstoßen und dem Speerwurf. Sogar dem Innenraummoderator Markus Othmer musste Linda Züblin deshalb Rede und Antwort stehen. „Das war ein einmaliges Erlebnis, vor so einem vollen Stadion interviewt zu werden. Das tut einem auch gut.“
Vom Image des Showgirls verfolgt
Keine jubelt so schön wie Linda Züblin, zumindest konnte man diesen Eindruck bekommen, wenn man sie nach ihren Leistungen im Kugelstoßen und Speerwurf, wo sie mit 53,01 Metern einen neuen Schweizer Rekord warf, beobachtete.
Auch darüber ist die Allrounderin ein wenig überrascht. „Es sind solche Emotionen über mich gekommen, mir war das gar nicht bewusst. Ich habe gejubelt. Aber das muss ja schon speziell gewesen sein“, wundert sie sich, „ich weiß, ich habe beim Kugelstoßen einen Purzelbaum gemacht. Aber das kam einfach so. Es kommt vom Herzen.“
In ihrer Heimat verfolgt sie währenddessen das Image eines Showgirls. „Das mag ich eigentlich nicht, denn ich gehe zum Wettkampf, um gute Leistungen zu bringen und nicht, um die Leute in meinem Bann zu ziehen.“ Trotzdem eroberte sie die Herzen der WM-Fans im Flug. „Ich mache das nicht extra“, betont Linda Züblin, „es ist aber umso schöner, wenn man dann doch so ein Riesenstadion auf sich fokussieren kann.“
Natürliche Ausstrahlung
Gerade in dieser Herzlichkeit und ihrer Natürlichkeit scheint sich auch die besondere Ausstrahlung von Linda Züblin zu begründen, die bei der WM das Publikum überwältigt hat. „Ich würde mich nie künstlich freuen. Ich will nicht einfach so die Show abziehen. Ich finde das auch doof, wenn man das macht, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken“, unterstreicht sie.
Dass sie dann in Berlin gleich so aus sich herauskam, hatte eine Reihe von Gründen. Vor allem aber war es auch so, dass sie nach durchwachsenen Leistungen im Vorfeld „mit einem komischen Gefühl“ in das Stadion gekommen war. „Ich wollte mir selber, vor allem aber auch der ganzen Schweiz und allen Leuten, die für mich sind, zeigen, dass ich fit bin und dass es mir gut geht. Deshalb war auch Druck dahinter. Als ich dann die guten Resultate hatte, war es ein Mix aus Frohsein und Freuen.“
Dazu kam, wie das Publikum den Siebenkampf begleitet hat. „Die Leute waren super, haben super mitgeklatscht. Das pusht schon.“ Im Gegensatz zur WM in Osaka (Japan) und zu den Olympischen Spielen in Peking (China), wo Linda Züblin auch schon dabei war, findet sie es jetzt in Berlin ein wenig persönlicher. „Es ist hier mehr Stimmung, es ist viel familiärer.“
Keine Popularität um jeden Preis
In der Frage der immer mehr aufkommenden Popularität, die sie durchaus schätzt, existieren für Linda Züblin, die eine Spitzensportrekrutenschule des Militärs abgeschlossen hat, allerdings Grenzen: „Wenn es Stalker oder die zu großen Fans gibt, dann können diese schon sehr nervig und gefährlich sein. Ich sage auch oft: lieber einen Rang weniger gut und ich habe noch meine Freiheit und kann mich außerhalb des Sports frei bewegen. Ich muss nicht aufpassen, was macht man, was sagt man, mit wem ist man unterwegs und was kommt morgen in der Zeitung.“
Trotzdem ist es für die 1,71 Meter große Athletin ein Spagat, denn ihr Image pflegte sie auch bereits im Schweizer Boulevardblätterwald, wo sie schon im „Blick“ und einer Sportmagazin-Beilage freizügig in Szene gesetzt worden war: „Da muss man einen Mittelweg finden. Ich muss nebenbei noch arbeiten, mein Leben finanzieren, wenn sich auf diesem Weg eine Tür öffnet, dann muss man das nutzen.“
Dieser Widerspruch ist bei Linda Züblin nicht außergewöhlich. Auf der einen Seite steht die große Aufmerksamkeit, die sie bekommt. Auf der anderen Seite überrascht dann eine Aussage aber doch: „Ehrlich gesagt bin ich gar nicht so gerne im Mittelpunkt. Ich kann das aber gut verstecken.“ Und fügt wohlwissend, dass der Blitz jetzt auch in Berlin schon eingeschlagen hat, hinzu: „Schwer zu glauben, oder?“
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