| Interview der Woche

Dafne Schippers: „Es ist alles völlig anders“

Von der Siebenkämpferin zu Europas schnellster Frau: Dafne Schippers hat in zwei Jahren ihr eigenes Leichtathletik-Leben auf den Kopf gestellt und ist in den Niederlanden zu einem begehrten Star gereift. Im Interview spricht die Weltmeisterin und Olympia-Zweite über 200 Meter über diese Veränderung.
Christian Fuchs

Dafne Schippers, wenn Sie auf die letzten beiden Jahre blicken. Wie würden Sie Ihre Entwicklung selbst einschätzen?

Dafne Schippers:

Ich bin jetzt zwei Saisons lang Sprinterin. Das ist für mich eine neue Welt, auch durch die ganzen Diamond League-Meetings. Zuvor habe ich in einer Saison nur ein oder zwei Mehrkampf-Meetings bestritten. Jetzt bin ich zu ganz verschiedenen Orten unterwegs, jede Woche zu einem anderen Wettkampf. In dieser neuen Welt muss man erst seinen Weg finden.

Würden Sie nach der zweiten Saison als Sprinterin sagen, dass Sie jetzt auch die Einstellung einer Sprinterin haben und sich als solche bezeichnen?

Dafne Schippers:

Ich denke, ich bin jetzt wirklich eine Sprinterin. Dieses Jahr war sehr wichtig für mich. Es ist ein Lernprozess, der in meinem Umfeld und auch mit den ganzen Wettkämpfen stattfindet. Jetzt weiß ich, wie ich damit umgehen muss. Es war für mich 2016 ein Lehrjahr, auch wenn ein Olympiajahr nicht ideal dafür ist. Jetzt hoffe ich, dass ich mich in den nächsten vier Jahren weiter Schritt für Schritt entwickeln kann.

Wie hat sich Ihr Leben verändert?

Dafne Schippers:

Nach den Weltmeisterschaften im letzten Jahr ist mein Leben völlig anders geworden. Wenn ich auf die Straße gehe, erkennen mich die Leute, sprechen mich an, wollen Fotos machen. Die Medien, TV-Anfragen – das ist alles jetzt völlig anders.

Wie gehen Sie damit um? Wo finden Sie Unterstützung?

Dafne Schippers:

Ich habe gemerkt, dass ich Hilfe brauche. Deshalb steht mir mein Bruder Derek zur Seite. Alle Anfragen, die ich bekomme, gebe ich an ihn weiter. Für ihn ist es ein Vollzeitjob geworden. Für mich ist es sehr wichtig, dass ich jemanden aus meiner Familie dabei habe, wenn ich auf der ganzen Welt unterwegs bin. Das macht es leichter. Er kennt mich. Wir hatten beide diese Idee nach den Weltmeisterschaften, haben darüber gesprochen und er sagte zu mir: „Das wäre mein Traum, das zu machen.“

Sie haben auch eine Schwester, mit der Sie einen Blog über Ernährung betreiben…

Dafne Schippers:

Das ist eine sehr schöne Sache. Aber es ist nur ein kleiner Blog und für uns ist es einfach Spaß. Das hat nichts mit meinem eigentlichen Job zu tun.

Sie trainieren gerne in Florida, wie kommt das?

Dafne Schippers:

Ich trainiere in Südafrika, manchmal auch an einem warmen Ort in Europa wie Teneriffa und in Florida. Unser Trainer kennt die Leute dort. Es ist warm, es gibt eine gute Bahn. Es gibt gutes Essen und eine gute Unterkunft.

Auch andere Weltklasse-Athleten wie Dreispringer Christian Taylor (USA) trainieren dort. Hilft Ihnen das?

Dafne Schippers:

In meiner Trainingsgruppe sind ein Zehnkämpfer und mehrere 200- und 400-Meter-Sprinter. Manchmal trainieren wir auch mit der Gruppe von Rana Reider. Es ist manchmal sehr gut, andere Weltklasseathleten zu sehen und mit ihnen zu trainieren – auch für die Motivation. Es ist deshalb eine tolle Sache, wenn wir zusammenkommen.

Sie sind jetzt schon so schnell (100 Meter-Bestzeit 10,81 sec/ 200 Meter-Bestzeit 21,63 sec). Die Messlatte liegt schon sehr hoch. Welche Ziele kann es für Sie noch geben?

Dafne Schippers:

Wenn man eine WM-Goldmedaille gewonnen hat, dann will man das auch bei den Olympischen Spielen erreichen. Ich denke, das ist möglich. Ich muss aber noch mehr an meinem Start arbeiten. Ich muss auch an den längeren Distanzen arbeiten für die 200 Meter. Ich brauche dort noch ein bisschen mehr Training.

Wollen Sie weiter beide Sprintstrecken laufen oder sich auf eine konzentrieren?

Dafne Schippers:

Ich denke, ich kann beide Strecken bestreiten. Ich habe eine Olympiamedaille über 100 Meter nur um 0,04 Sekunden verpasst. Das war so eng. Ich wusste, dass ich eine Medaille gewinnen kann. Dafür arbeite ich weiter hart und das möchte ich 2017 bei der WM in London wieder angehen.

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