Dani Samuels' konstanter Weg an die Spitze
Um satte zweieinhalb Meter steigerte Dani Samuels im Berliner-Olympiastadion ihre Bestleistung auf nun 65,44 Meter. Damit wurde die Australierin mit 21 Jahren die jüngste Diskus-Weltmeisterin der Geschichte. Es war die Folge einer kontinuierlichen Arbeit, denn sie wurde 2005 bereits U18- und 2006 U20-Weltmeisterin.
Den ersten Versuch machte sie ungültig. Beim zweiten landete der Diskus noch vor der 60 Meter-Linie - 59,05 Meter. Dani Samuels drohte bei der WM das Finale der besten Acht zu verpassen - drohte das Aus. Doch die 1,82 Meter große Athletin aus dem australischen Sydney riss sich zusammen und schleuderte im dritten Versuch die ein Kilogramm schwere Scheibe auf 62,72 Meter. Der Finaleinzug und damit drei weitere Würfe waren gesichert.Doch es sollte noch besser werden. Im nächsten Versuch flog der Diskus auf 64,76 Meter - Bestleistung und Platz zwei. Dani Samuels hatte Blut geleckt, wollte mehr, wollte Gold. Und die 21-Jährige steigerte sich nochmals. 65,44 Meter im fünften Versuch. Keiner anderen Diskuswerferin gelang es, diese Weite zu kontern.
„Es war fantastisch. Es war der Moment meines Lebens. Ich wusste, dass ich mindestens 64 Meter weit werfen kann. Als ich gesehen habe, dass der Diskus hinter der 65-Meter-Linie gelandet ist, dachte ich nur 'oh mein Gott'“, sagte Dani Samuels.
Dritter WM-Titel
Mit ihrem Triumph in Berlin avancierte Dani Samuels zur zweiten Australierin, der das Kunststück gelang, in den Nachwuchsklassen U18 und U20 sowie bei den Erwachsenen WM-Gold zu gewinnen. Vor ihr war dies nur Hürdenläuferin Jana Pitmann-Rawlinson gelungen.
Es soll nicht der letzte kontinentale Titel gewesen sein. „Sie ist noch sehr jung. Sie sollte es schaffen, in ihrer Karriere an vier Olympischen Spielen und sechs bis sieben Weltmeisterschaften teilzunehmen“, sagte ihr Trainer Denis Knowles, der sie seit ihrem achten Lebensjahr betreut.
Basketball oder Leichtathletik
Dani Samuels wurde am 26. Mai 1988 in Sydney geboren. Schon früh begeisterte sie sich für den Sport, spielte Basketball und machte Leichtathletik. In der Jugend gewann sie vier nationale Titel im Kugelstoßen, stellte einen australischen U18-Rekord mit dem Diskus (58,52 m) und U20-Rekorde mit der Kugel (16,30 m) und dem Diskus (61,92 m) auf.
Ihre zweite Liebe galt jedoch immer dem Basketball. Erst nachdem sie 2005 bei der U18-WM in Marrakesch (Marokko) Weltmeisterin wurde, stellte ihr Trainer sie vor die Wahl. Sie musste sich entscheiden: Basketball oder Leichtathletik.
Dani Samuels entschied sich für die Leichtathletik. „Die Entscheidung fiel mir nicht schwer, da ich in der Leichtathletik einfach die größeren Erfolge hatte“, sagte Dani Samuels, die auch heute noch regelmäßig die Basketballschuhe schnürt und mit ihrer Schwester, die in der ersten australischen Basketballliga bei den Sydney Flames auf Korbjagd geht, spielt.
Konstante Entwicklung
Die Entwicklung von Dani Samuels lässt wohl viele ihrer Konkurrentinnen vor Neid erblassen. Seit ihrem 13. Lebensjahr verbesserte sich die 82 Kilogramm schwere Athletin in jedem Jahr kontinuierlich. Von 39,17 Meter im Jahr 2001 bis auf 65,44 Meter im Jahr 2009. Nur 2007 konnte sie sich nicht steigern und blieb mit 60,47 Metern 16 Zentimeter hinter ihrer Vorjahresleistung zurück.
Ihren ersten internationalen Einsatz bei den Erwachsenen hatte Dani Samuels 2006 bei den Commonwealth Games. In Melbourne (Australien) wurde sie überraschend Dritte. Es folgten die WM 2007 in Osaka (Japan), wo sie das Finale nicht erreichte, und die Olympischen Spiele 2008 in Peking (China), die sie auf dem neunten Rang beendete.
Internationaler Durchbruch kommt 2009
Ihren endgültigen internationalen Durchbruch schaffte Dani Samuels in diesem Jahr. Nachdem sie im März in Brisbaine (Australien) zum vierten Mal in Folge australische Diskus-Meisterin geworden war und zudem den nationalen Titel im Kugelstoßen gewann, machte sie sich auf nach Europa, um die Großen der Szene zu ärgern.
An der Deutschen Sporthochschule in Köln schlug die 21-Jährige ihre Zelte auf und trainierte hart für die WM. Die konsequente Arbeit zahlte sich bald aus. Bei der Universiade in Belgrad (Serbien) wurde sie Studenten-Weltmeisterin. In Berlin folgte dann die Krönung mit bekanntem Ausgang.
Immer an ihrer Seite ist Denis Knowles, den Dani Samuels als „mein Psychologe, mein Mentor, meine Vertrauensperson, mein Techniktrainer, einfach alles“ beschreibt. Nachdem ihr Vater vor vier Jahren bei einem Radunfall ums Leben kam, ist Denis Knowles nicht nur Trainer, sondern auch so etwas wie ein Ersatzvater für die 21-Jährige.
Abwechslungsreiches Training
Dani Samuels hat aber größere Ziele als nur den Diskus weit zu werfen. Der 21-Jährigen missfallen die Vorurteile gegen ihre Sportart. „Wir werden häufig als faule Menschen, die viel essen, dargestellt“, sagte die Australierin, die dies ändern will. „Ich trainiere genauso hart wie jeder andere Leichtathlet, achte auf meine Ernährung, arbeite mit Ernährungsexperten zusammen.“
Auch im Trainingsalltag geht Dani Samuels andere Wege als viele ihrer Konkurrentinnen. „Diskuswerfen ist mehr als nur Techniktraining und Gewichte stemmen“, sagte Dani Samuels. So macht die Australierin neben Kraft- und Techniktraining regelmäßig Boxen, Gymnastik, Seilspringen und spielt eben Basketball.
70 Meter ein Ziel
Zu den nächsten Zielen von Dani Samuels gehört es, die 70-Meter-Marke zu übertreffen. „Es ist auf jeden Fall mein Ziel bis zu den Olympischen Spielen über 70 Meter zu werfen“, sagte Dani Samuels.
Dazu bedarf es aber noch einiger Arbeit, wie auch Denis Knowles weiß. „Sie ist eine starke junge Frau, aber im Vergleich zu ihren Konkurrentinnen fehlt es ihr noch an Kraft. Gleiches gilt für ihre Technik. Sie ist gut, aber es gibt noch genügend Verbesserungspotenzial. Das weiß sie auch und wir arbeiten hart und stetig daran.“
Leistungsentwicklung
2009 | 65,44 m |
2008 | 62,95 m |
2007 | 60,47 m |
2006 | 60,63 m |
2005 | 58,52 m |
2004 | 52,21 m |
2003 | 47,29 m |
2002 | 46,49 m |
2001 | 39,17 m |