Daniel Clemens will die EM-Norm
Weltmeister Raphael Holzdeppe war einst mit von der Partie, als Daniel Clemens als Zehnjähriger erstmals zum Stab griff. Inzwischen schickt sich der 21-Jährige an, in die Fußstapfen des Weltmeisters zu treten: Nach 5,60 Metern und dem Titel bei der Militär-EM peilt der Zweibrücker weitere Steigerungen an. Allerdings sind neue Höhenflüge erst im Sommer zu erwarten.
Zwei deutsche Stabhochspringer haben 2013 eine internationale Goldmedaille gewonnen - beide starten für das LAZ Zweibrücken. Nach dem WM-Sieg von Raphael Holzdeppe holte sich Daniel Clemens Mitte September Gold bei der Militär-EM in Warendorf.„Wir waren drei Deutsche und ein Pole und hatten uns geschworen, dass er auf keinen Fall gewinnen darf“, sagt der 21-Jährige und lacht. „Die anderen beiden haben das aber offenbar nicht ganz so ernst genommen, deshalb musste ich ran.“ Und wie: In Warendorf sprang Daniel Clemens zum zweiten Mal binnen weniger Tage über 5,60 Meter, nachdem er sich zuvor das ganze Jahr über an dieser Höhe die Zähne ausgebissen hatte. „Das Beste kommt manchmal erst zum Schluss“, sagt er.
Neuer Trainer
Noch im Frühjahr war nicht abzusehen gewesen, dass der Sportsoldat am Jahresende ein solch positives Saisonfazit ziehen würde. Der Winter 2012/13 verlief alles andere als optimal. Daniel Clemens hatte den Trainer gewechselt - auch auf Wunsch seines Arbeitgebers, der Bundeswehr, die endlich Ergebnisse sehen wollte.
Doch sein neuer Coach Andrei Tivontchik, der Helmut Kruber ersetzt hatte, fiel wegen einer Hüft-OP längere Zeit aus, sodass das Sprungtraining nur eingeschränkt möglich war. Die Folge: Daniel Clemens dümpelte fast den gesamten Winter über bei Höhen zwischen 5,20 und 5,30 Metern herum. Die Norm für die Hallen-DM sprang er erst nach Meldeschluss. „Wenn es höher wurde, habe ich Panik bekommen“, erklärt er.
Besserung im Sommer
Erst im Sommer wurde es besser. Daniel Clemens wechselte von Fiberglas- auf Karbonstäbe und holte bei der U23-EM in Tampere (Finnland) Bronze, was er allerdings zunächst gar nicht realisierte. „Ich dachte, Valentin Lavillenie hätte einen Fehlversuch weniger als ich“, erinnert sich Daniel Clemens. So packte er enttäuscht seine Sachen zusammen.
Erst als der Franzose zu ihm kam und ihm erzählte, er habe 5,50 Meter ebenfalls erst im zweiten Versuch geschafft, dämmerte ihm, dass er doch Bronze gewonnen hatte - als geteilter Dritter, zusammen mit dem jungen Lavillenie. Gegen dessen älteren Bruder, Olympiasieger Renaud Lavillenie, sprang er dann Anfang September im französischen Valence. Trotz schwieriger Windbedingungen überquerte der Zweibrücker dort erstmals 5,60 Meter - was ihm bei der Militär-EM gleich noch ein zweites Mal gelang.
Stabhochspringer dank Zufall
Mit acht Jahren kam Daniel Clemens zur Leichtathletik. So richtig Spaß hatte er anfangs nicht. Das änderte sich erst, als sein Trainer einmal krank war und er stattdessen in der Gruppe von Dieter Kruber mitmachen durfte, bei der an diesem Tag Stabhochsprung auf dem Programm stand.
Auch Weltmeister Raphael Holzdeppe, drei Jahre älter, war damals dabei, als der junge Daniel Clemens erste Sprünge über die Schnur wagte. Als ihn sein Vater vom Training abholte, wurde dieser von Dieter Kruber gefragt, ob sein Sohn künftig nicht immer bei den Stabhochspringern mitmachen wolle - er habe Talent.
Die Schule als Belastung
Daniel Clemens wollte. 2009, mit 17 Jahren, übersprang er 5,43 Meter und erzielte eine deutsche U18-Bestleistung. Der Höhenflug setzte sich im Jahr darauf aber nicht fort: Wegen hoher schulischer Belastungen - teilweise saß er zehn Stunden in der Schule - blieb Daniel Clemens bei 5,32 Metern hängen.
2011, mit dem Abitur in der Tasche und mehr Zeit für Sport und Regeneration, steigerte er sich dann auf 5,50 Meter. Doch erneut konnte er diese Höhe im folgenden Jahr nicht bestätigen. „Vielleicht lag es an der Grundausbildung bei der Bundeswehr“, sagt Daniel Clemens. „Ich war sechs Wochen komplett raus, das konnte ich später nicht mehr aufholen“, so der 21-Jährige.
Keine hohen Ziele für den Winter
Jetzt im Dezember weilt Daniel Clemens wieder bei einem Lehrgang bei der Bundeswehr. Techniktraining ist in dieser Zeit kaum möglich. Für die Hallensaison hat er sich deshalb nicht allzu viel vorgenommen: „Das wird eher Training unter Wettkampfbedingungen“, sagt Daniel Clemens, der den Winter vor allem nutzen will, um an seinen Schwächen beim Einstich zu arbeiten.
Für den Sommer hofft er auf 5,70 Meter und einige Starts bei internationalen Meetings. „Ich würde auch sehr gern die Norm für die EM erfüllen“, sagt Daniel Clemens. Dass dies angesichts der starken nationalen Konkurrenz noch längst nicht das Ticket nach Zürich garantiert, ist ihm bewusst. „Aber ich kann dann trotzdem von mir behaupten, immerhin die Qualifikationshöhe geschafft zu haben.“
Quelle: Fachzeitschrift Leichtathletik