| Interview

Daniel Jasinski: „Alles oder nichts – von Anfang an Vollgas“

In die Runde der besten Zwölf hatte er sich am Freitag als Elfter der Qualifikation noch gezittert. Im Finale war Daniel Jasinski dann hellwach – und nervenstark. Nachdem er zwischenzeitlich aus den Medaillenrängen verdrängt wurde, packte er im sechsten Versuch einen Wurf auf 67,05 Meter aus, der Bronze wert war. Anders als Olympiasieger Christoph Harting (SCC Berlin; 68,37 m) stellte sich der Wattenscheider nach dem größten Erfolg seiner Karriere in der Mixed Zone den Fragen der Journalisten.
Silke Morrissey

Daniel Jasinski, was war das bitte für ein sechster Durchgang heute!

Daniel Jasinski:

Ja, der war wirklich sehr spannend! Was soll man sagen – so ist der Sport! Jeder gibt sein Bestes. Und meistens fällt die Entscheidung dann erst ganz am Ende.

Das war heute der beste Wettkampf Ihres Lebens. Haben Sie gespürt, dass der in Ihnen steckt?

Daniel Jasinski:

Olympische Spiele sind etwas ganz Besonderes. Die finden nur alle vier Jahre statt. Man denkt sich: Wann, wenn nicht jetzt – oder erst in vier Jahren wieder. Falls man dann überhaupt wieder mit dabei ist. Da gibt man einfach alles. Ich habe auch gut durchtrainiert in diesem Jahr, hatte keine großen Verletzungen, es ist schön, dass es jetzt hier so gut geklappt hat.

In der Qualifikation mussten Sie ja noch zittern. Wie haben Sie sich für das Finale neu eingestellt?

Daniel Jasinski:

Eine Qualifikation ist immer eine ganz eigene Sache. Ich weiß auch nicht, warum die so schlecht lief. Ich bin froh, dass ich überhaupt ins Finale gekommen bin (lacht). Im Finale hieß es dann: „Alles oder nichts“, direkt von Anfang an Vollgas. Ich wusste ja eigentlich, dass ich gut werfen kann.

Was ist Ihnen durch den Kopf gegangen, als Sie vor dem letzten Versuch noch auf Platz vier verdrängt wurden?

Daniel Jasinski:

Man denkt sich natürlich: Jetzt habe ich die ganze Zeit eine Medaille gehabt – die will ich auch wieder haben. Da gibt man noch mal 150 Prozent.

Und dann waren Sie auf einmal Zweiter – bis Christoph Harting seinen letzten Versuch hatte…

Daniel Jasinski:

Im Endeffekt war da ja die Medaille schon sicher und ich war einfach überglücklich. Ich habe gar nicht großartig geguckt, nur gesehen, dass der letzte Wurf von Christoph weit war. Piotr [Malachowski] habe ich bei seinem letzten Wurf auch angefeuert. Aber das geht dann alles so schnell vorbei…

Jetzt ist nach Robert Harting 2012 wieder ein Harting Olympiasieger. Haben Sie schon mit ihm sprechen können?

Daniel Jasinski:

Wir haben uns umarmt und gegenseitig gratuliert. Richtig viel gesprochen haben wir aber nicht. Ich wusste auch nicht, dass Christoph und Piotr noch auf die Ehrenrunde gehen, da bin ich einfach schon vorgegangen (lacht). Aber ich denke, wir sprechen später noch ein bisschen.

Robert Harting dagegen stand nach einem Hexenschuss und dem Aus in der Qualifikation nicht im Finale. War das Thema unter den Diskuswerfern?

Daniel Jasinski:

Das war natürlich schade, es tat mir sehr leid für ihn. Er hat sich das Jahr über kontinuierlich gesteigert, bei den Deutschen super geworfen. Letztlich macht aber jeder sein Ding, wir machen ja keinen Mannschaftssport. Das muss man ausblenden und sich auf sich selbst konzentrieren.

Die Medaille hier war ja auch ein Familienprojekt – Ihr Vater Miroslav Jasinski trainiert Sie und war vor Ort. Wir muss man sich die Arbeit im Vater-Sohn-Gespann vorstellen?

Daniel Jasinski: 

Wir kriegen das gut zusammen hin. Sport und Privates haben wir eigentlich immer getrennt gehalten, deswegen läuft das auch so gut. Es ist natürlich super schön, wenn der Vater dabei ist – klar, er ist ja mein Trainer! Er hat mich angefeuert, hat mir Tipps gegeben. Und ich freue mich darauf, wenn wir den Erfolg jetzt gemeinsam feiern. 

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