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Daniel Jasinski startet mit dreifach Rückenwind ins EM-Jahr

Der Olympia-Dritte im Diskuswurf Daniel Jasinski startet mit großer Motivation und viel Rückenwind in das EM-Jahr 2018: Die gesundheitlichen Beschwerden der WM-Saison sind überstanden. Auf die Hochzeit mit Ehefrau Anni folgt in Kürze das Vaterglück.
Silke Bernhart

Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01) stand in diesem Sommer vor einer ganz neuen Herausforderung. Ein Anzug musste her. Nicht irgendeiner, sondern der für seine eigene Hochzeit. Kein leichtes Unterfangen für einen Mann mit der stattlichen Körpergröße von 2,07 Metern und mehr als 120 Kilogramm Körpergewicht. „Es ist selten, dass man sich als Sportler mal so schick macht“, sagt er.

Schließlich entschied sich der Bräutigam für eine Maßanfertigung und machte auch im ungewohnten Outfit eine eindrucksvolle Figur. Ein kleiner Baustein an einem perfekten Tag, den Daniel Jasinski und seine hochschwangere Ehefrau Anni Anfang Oktober im kleinen Kreis mit der Familie und den engsten Freunden bestritten. Mitte November wird der nächste Meilenstein folgen: Im Hause Jasinski hat sich Nachwuchs angekündigt, der Olympia-Dritte im Diskuswurf wird Vater eines Sohnes.

Erst Trainingslager, dann Geburt

Zwischen Hochzeit und Geburt rückt zunächst jedoch wieder der Sport in den Mittelpunkt. Schon seit Anfang September ist Daniel Jasinski wieder im Training. Ende Oktober fliegt er mit seinem Vater und Trainer Miroslaw Jasinski ins Trainingslager nach Mauritius. Das Gespann schließt sich den Zehnkämpfern an, die dort unter Leitung von Bundestrainer Rainer Pottel trainieren. Miroslaw Jasinski unterstützt dabei nicht nur seinen Sohn, sondern im Kugelstoßen und Diskuswurf auch den WM-Dritten im Zehnkampf Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied).

„Der Kleine weiß Bescheid“, erklärt Daniel Jasinski lachend. Wenn also alles nach Plan läuft, feilt der werdende Vater erst in der Sonne an der Form und ist dann Mitte November pünktlich zur Geburt des Nachwuchses wieder zurück in der Heimat. Auch darüber hinaus ist im neuen Familien-Alltag bereits für alles gesorgt: „Meine Eltern und die Eltern meiner Frau sind direkt um die Ecke“, berichtet der Diskuswerfer, „ich kann mir anders als viele andere Berufstätige mein Training flexibel einteilen, und auch sonst haben sich schon viele für die Unterstützung bei der Betreuung des Kleinen angeboten.“

Die Zeichen für die Vorbereitung auf die Saison 2018 mit den Heim-Europameisterschaften in Berlin stehen also auf Grün. Endlich wieder, mag man sagen, denn das Jahr 2017 verlief für Daniel Jasinski nach dem überraschenden Olympia-Bronze 2016 in Rio alles andere als nach Wunsch.

WM-Saison 2017 zum Abhaken

Der Wattenscheider hatte sich erst im März im Trainingslager in Südafrika einen grippalen Infekt eingefangen. Dann folgte Ende April im Trainingslager auf Teneriffa die Ansteckung mit Legionellen. Zwar blieb er von einem schweren Krankheitsverlauf mit Lungenentzündung verschont, doch stieg er nach nur leichten grippalen Symptomen schon nach zwei Tagen wieder ins Training ein. Viel zu früh, wie sich später herausstellte. Denn so schleppte er die bakterielle Infektion bis in den Mai und lag dann drei Wochen komplett flach.

„Ich habe von Ende April bis Ende Juni nur wenig trainiert“, blickt Daniel Jasinski zurück. So war auch der letzte Kraftakt nicht von Erfolg gekrönt: Zwar Saison-Bestleistung, aber keine WM-Norm und nur Platz fünf bei den Deutschen Meisterschaften Mitte Juli in Erfurt mit 62,20 Metern. Damit stand fest: Die Weltmeisterschaften in London (Großbritannien) finden ohne den Olympia-Dritten statt.

„Ich habe mich echt geärgert, dass es so lief“, gesteht Daniel Jasinski, „aber so war es nun mal, das muss man abhaken.“ Aus der Ferne habe er die WM mitverfolgt, mitgefiebert und seinen Mitstreitern die Daumen gedrückt.

Große Vorfreude auf Berlin

Mit umso größerer Motivation ist der 28-Jährige daher im September in die Vorbereitung auf 2018 gestartet. „Ich war so früh dran wie noch nie“, sagt er, „ich hatte einfach riesige Lust wieder anzufangen.“ Schließlich hat Daniel Jasinski einiges aufzuholen. Und dazu wie alle anderen ein großes Ziel: die Heim-EM. „Da muss man dabei sein!“ sagt er, und er weiß, wovon er spricht.

Schon 2008 als 19-Jähriger warf Daniel Jasinski im Berliner Olympiastadion. Es waren die Deutschen Jugendmeisterschaften der U20, er wurde Dritter – hinter dem damaligen U20-Weltmeister Gordon Wolf und einem gewissen David Storl. Deutlich präsenter ist dem Wattenscheider aber das Jahr darauf mit der Heim-WM 2009. „Ich saß beim Diskuswurf-Finale an der 70-Meter-Linie“, erinnert er sich. Mit 69,34 Metern kam Lokalmatador Robert Harting (SCC Berlin) dieser Marke im sechsten Versuch näher als alle anderen – Gold! „Das war so ein geiles Erlebnis!“

Umkämpfte EM-Tickets

Um bei der Heim-EM dabei zu sein, muss Daniel Jasinski sich wie in jedem Jahr mit starker nationaler Konkurrenz messen. „Vier, fünf, sechs Leute können die Norm werfen“, blickt er voraus. „Es gilt, sich vorne zu positionieren und die Leistung nicht nur einmal zu bestätigen.“ Auf dem Weg zur EM (7. bis 12. August) sind daher gleich mehrere sportliche Meilensteine rot im Kalender markiert, allen voran die Deutschen Meisterschaften am 21./22. Juli in Nürnberg.

Ein weiterer privater Meilenstein soll im Anschluss an den EM-Sommer folgen: Da wird die Hochzeitsparty im großen Kreis nachgeholt. Vielleicht erneut im maßgeschneiderten Anzug. Und vielleicht nach erfolgreicher EM mit doppelt Grund zum Feiern. Noch ist der Weg bis dorthin weit. Aber Daniel Jasinski bestreitet ihn mit Rückenwind.

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