Daniel Krüger ist’s flach zu langweilig
Selbst auf seiner Stufenfahrt nach Teschen, das im Westen des Schlesischen Vorgebirges liegt, hatte Daniel Krüger (LG Dorsten) seine Laufschuhe im Gepäck. Täglich drehte der angehende Abiturient in der Grenzstadt zur Tschechischen Republik seine Runden.
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„Die Laufbedingungen waren dort hervorragend. Dass ich mein Trainingsprogramm auch während der Stufenfahrt durchgezogen habe, wurde von meinen Klassenkameraden akzeptiert, denn sie kennen mich ja“, erläutert Daniel Krüger, der in diesem Jahr bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften in Ulm bei der männlichen Jugend A den Titel über 2.000 Meter Hindernis in 5:43,03 Minuten vor Martin Grau (TSV Höchstadt, 5:47,02 min) und Stefan Abisch (Hallesche LA-Freunde, 5:51,43 min) gewann.Der 19 Jahre alte Schützling von Leo Monz-Dietz hatte mit seinem Erfolg selbst nicht gerechnet. „Drei Wochen vor Ulm lief es bei mir bei den Deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen in Braunschweig überhaupt nicht gut. Mein Arzt riet mir daher schon, die Saison vorzeitig abzubrechen“, berichtet Daniel Krüger, der jedoch nicht voreilig das Handtuch warf. Um wieder zu Kräften zu kommen, absolvierte er stattdessen bis zu den Jugend-Meisterschaften im Süden der Republik nur ein Grundlagen-Training, und der Erfolg im Donaustadion gab ihm Recht.
Überraschender Triumph
Der 1,83 Meter große und 72 Kilogramm schwere Hindernisspezialist sucht nach einer Erklärung für seinen überraschenden Triumph: „Wahrscheinlich habe ich mir in Ulm den Frust von der Seele gelaufen, denn neben meinem schlechten Abschneiden bei den DLV-Titelkämpfen in Braunschweig musste ich noch meine Enttäuschung verarbeiten, dass ich mich in diesem Jahr aufgrund einer Pechsträhne nicht für die U20-WM im kanadischen Moncton qualifizieren konnte.“
Jede Menge Talent, Fleiß und Disziplin bilden bei Daniel Krüger den Schlüssel zum Erfolg. Daher legt er im Wettkampf und Training die Messlatte oft recht hoch, so dass ihn Landesdisziplintrainer Leo Monz-Dietz und Heimtrainer Wilfried Beschorner gelegentlich in seinem Eifer bremsen müssen.
Der Hindernislauf, der viel Ausdauer, Sprungkraft und eine ausgefeilte Technik erfordert, ist nur etwas für Leute, die zum Flügel der Fitnessfreaks zählen.
Optimal geplanter Tag
Daniel Krüger muss seinen Tagesablauf optimal durchplanen. Für das „normale“ Training braucht er nur die Haustür zu öffnen, und schon kann er loslaufen. Dietzhölztal, wo er mit seinen Eltern Klaus und Monika Krüger wohnt, liegt nämlich im nördlichen Teil des Lahn-Dill-Kreises inmitten ausgedehnter Wälder.
Um Tempoläufe zu absolvieren oder an seiner Hindernistechnik zu feilen, muss er dagegen ins zwölf Kilometer entfernte Dillenburg fahren. Dort kann er aber nur über schmale Hürden laufen. Das Überwinden des Wassergrabens kann er nur im SportCentrum Kamen-Kaiserau oder in Dortmund üben, doch dafür sitzt er insgesamt vier Stunden im Auto – inzwischen hat er einen Führerschein – oder im Zug.
Perspektive über die Hindernisse
Daniel Krüger, der über den LC Eschenburg und den TV Dillenburg vor anderthalb Jahren zur LG Dorsten stieß, treibt von Kindesbeinen an Leichtathletik. Der Durchbruch gelang ihm vor vier Jahren, als er hessischer Schülermeister über 3.000 Meter wurde. Neben seinem DM-Gold von Ulm errang der hoffnungsvolle Hindernisläufer 14 Hessen- und zehn Westfalenmeisterschaften. International trat er bereits 2009 bei der U20-EM in Novi Sad (Serbien) als Siebter über die 3.000 Meter Hindernis in 8:59,93 Minuten in Erscheinung.
Flach oder über die Hindernisse, Daniel Krüger gibt klar den Hindernissen den Vorzug. „Das Laufen auf den Flachstrecken ist mir zu langweilig. Zudem habe ich als athletischer Läufer, der auch recht gut springen kann, die größere sportliche Perspektive im Hindernislauf.“
Cross-EM nächstes Ziel
Daniel Krüger, der großen Wert auf eine ausgewogene Ernährung mit vielen Kohlehydraten und Geflügel legt, hat festumrissene Vorstellungen in beruflicher und sportlicher Hinsicht. So hat er sich bereits bei der Polizei und Bundeswehr beworben, um dort eventuell in die Spitzensportförderung zu kommen. Sportlich möchte er sich nun für die Cross-EM am 12. Dezember in Albufeira (Portugal) und für die U23-EM vom 14. bis 17. Juli in Ostrava (Tschechische Republik) qualifizieren.
Seinen DM-Titel von Ulm bezeichnet Daniel Krüger erst als Anfang seiner Karriere, denn er verfügt noch über jede Menge Leistungsreserven und den entsprechenden Biss.