| Interview der Woche

Daniel Regenfuß: "Über 200 Meter kann ich mehr Speed aufbauen"

Als U18-Athlet hat Daniel Regenfuß (LG Langen) am Wochenende bei der Jugend-Hallen-DM in Halle/Saale der bis zu zwei Jahre älteren Konkurrenz über 200 Meter die Show gestohlen. Der 16-Jährige war als Sieger schon nach 21,42 Sekunden im Ziel und knackte damit die deutsche U18-Hallen-Bestleistung, die seit 2007 Robert Hering hielt. Im Interview der Woche erzählt der Realschüler, wie er von der Basketball-Jugend-Bundesliga zur Leichtathletik kam und mit welchem DLV-Top-Sprinter er zweimal die Woche trainiert.
Pamela Ruprecht

Daniel Regenfuß, direkt nach deinem rasanten Lauf sprachst du davon, dass du ziemlich "benebelt" warst. Ist das bei dir immer so, oder war das speziell nach diesem Final-Rennen so?

Daniel Regenfuß:

Das ist eigentlich immer so, weil man einfach so viel Druck hat, dass man an gar nichts mehr denkt, auch wenn man im Ziel ist. Ich bin eigentlich Hochstarter, weil es eine U20-Meisterschaft ist, und war trotzdem Favorit, das ist schon komisch. Aber ich freue mich natürlich, dass ich den Rekord in der U18 geholt habe.

Hat sich der Rekord-Lauf auch richtig gut angefühlt?

Daniel Regenfuß:

Natürlich, es fühlt sich immer gut an, bei Deutschen Meisterschaften zu sein und weit vorne zu landen. Das ist ein sehr gutes Gefühl. Es pusht mich nochmal, wenn die Konkurrenz älter ist. Ich finde, Alter hat nicht unbedingt etwas mit Schnelligkeit zu tun.

Du machst noch gar nicht so lange Leichtathletik, sondern warst davor in einer anderen Sportart aktiv...

Daniel Regenfuß:

Ich mache erst seit der letzten Hallensaison wieder Leichtathletik. Davor habe ich beim TV Langen in der Jugend-Bundesliga Basketball gespielt. Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ulm war ich letztes Jahr zweimal Dritter, über 100 und 200 Meter. Die 60 Meter in Halle/Saale habe ich ausgelassen, weil ich etwas krank war. Die 200 Meter waren das Ziel, das ich auch erfüllt habe.

Für einen Basketballer bist du aber gar nicht so groß...

Daniel Regenfuß:

Ich weiß nicht, ob ich noch wachsen werde, aber zumindest bin ich schnell [lacht]. Mit Basketball habe ich jetzt aber komplett aufgehört und mich ganz auf das Sprinten fokussiert, weil ich gesehen habe, dass ich dort sehr erfolgreich sein kann. Ich habe schon vor dem Basketball bis zur U14 Leichtathletik gemacht, daher wusste ich schon, wie das abläuft. Und auch bei den Bundesjugendspielen in der Schule war ich um einiges schneller als die anderen.

Bei wem und mit wem trainierst du?

Daniel Regenfuß:

Meine Heimtrainerin ist Sandra Ellinghausen. Ich finde es sehr gut, wie sehr sie mich unterstützt. Ich trainiere bis jetzt nur dreimal die Woche, einmal bei mir zuhause in Langen und zweimal in der Woche mit dem Hessen-Kader in Frankfurt bei David Corell. Dort trainiere ich auch mit Michael Pohl und Kevin Kranz. Langfristig überlege ich auch zum Sprintteam Wetzlar zu wechseln, weil die Staffel übertrieben gut ist.

Wo siehst du Richtung Sommer eher deine Stärke, auf den 100 oder 200 Metern?

Daniel Regenfuß:

Eher auf den 200 Metern, weil ich hinten raus mehr Speed aufbauen kann als in der Beschleunigungsphase. Über 60 Meter bin ich für meine Verhältnisse viel schlechter als über 200 Meter. Meine Reaktionszeit ist ziemlich schlecht. Daher habe ich noch Potenzial am Start und auch in der Beschleunigung. Hinten raus treffe ich mich dann richtig gut.

Welche Ziele hast du für die Freiluft-Saison?

Daniel Regenfuß:

Ich will auf jeden Fall zu den U18-Europameisterschaften in Györ und wenn ich es dorthin schaffe, möchte ich mich für die Olympischen Jugendspiele in Buenos Aires qualifizieren. Und wenn es geht, gleich über beide Strecken, 100 und 200 Meter.

Kommst du aus einer Sport-Familie?

Daniel Regenfuß:

Meine Eltern sind beide gehörlos. Mein Vater war Basketballer und 1993 bei den Deaflympics dabei, deshalb kam ich auch zum Basketball. Meine Mutter hat Ballett getanzt.

Wie ist das denn bei dir mit dem Gehör und wie verständigst du dich mit deinen Eltern?

Daniel Regenfuß:

Ich habe einen konstanten Tinnitus, aber das stört mich nicht. Ich beherrsche die Gebärdensprache, so klappt das.

Mehr:

<link news:61935>Männliche Jugend am Sonntag: Daniel Regenfuß rennt deutsche U18-Bestleistung

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