Daniela Rath kehrt ins Rampenlicht zurück
Der Sprecher kündigt sie an, in Sinn, Zweibrücken oder in Wipperfürth: die Leverkusenerin Daniela Rath. 1998 war sie deutsche Vizemeisterin im Hochsprung hinter Alina Astafei. Man erinnert sich kaum noch. Der Blick wandert über die Hochspringerinnen, die sich einspringen und plötzlich passt zu dem Namen ein Gesicht. Was ist passiert in den letzten Jahren, warum hat man nichts mehr von ihr gehört? Versucht sie tatsächlich nach so langer Zeit ernsthaft ein Comeback?
Daniela Rath hat keine einfache Zeit hinter sich (Foto: Gantenberg)
Nach der Europacup-Ausscheidung, vor einigen Tagen in Wipperfürth, muss man die letzte Frage mit einem klaren "Ja" beantworten. Sie gewann zwar nicht, belegte aber mit einer Steigerung auf 1,86 Meter den vierten Platz und war überglücklich. "Endlich wieder ohne Schmerzen springen, die Lust ist wieder da." Dass sie sich überhaupt wieder über die Latte traut, ist wohl ihrem großen Ehrgeiz zuzuschreiben und der Tatsache, dass sie sich die Hallen-EM in Wien am Fernseher ansah.Angefangen hatte die Leidensgeschichte vor drei Jahren. "Da hatte ich plötzlich Schmerzen im rechten Fuß", erzählt die 1,78 Meter große Athletin. "Die Ärzte haben gesagt, da wäre nichts und haben mir eine Pause empfohlen. Besser wäre es gewesen, sie hätten beide Füße geröntgt." Ende 1999 ist ihr dann beim Waldlauf das Kahnbein im rechten Fuß gebrochen.
Während der Operation kontrollierte man sicherheitshalber auch den linken Fuß. Auch da war das Kahnbein angebrochen. "Als ich aufwachte waren beide Füße verschraubt, dass war richtig deprimierend." Kaum auf den Beinen ist sie mit den Schrauben wieder gesprungen. "Das war meine Entscheidung und sie war unvernünftig. Ich habe da gegen meine Gesundheit gehandelt." Dass ging nicht gut. Irgendwann kamen dann die Schrauben raus, aber die Schmerztabletten blieben ihre ständigen Begleiter. Die Probleme wurden nicht weniger und sie hörte für ein halbes Jahr ganz mit der Leichtathletik auf.
Training war der Lebensinhalt
Bis zu ihrer Verletzung, war das Training der Lebensinhalt der gebürtigen Willicherin gewesen, erst bei Hans-Jörg Thomaskamp, später bei Gerd Osenberg. Plötzlich stand sie vor dem Nichts. Im vorletzten Jahr wurde die Förderung durch den Verein gestrichen und sie musste sich völlig neu orientieren. "Ich habe begonne,n in einem Fitness-Studio als Trainerin zu arbeiten und habe eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin gemacht. Mittlerweile studiere ich Sportmanagement als Fernstudium. In diesem Bereich und im Sportsponsoring sehe ich berufliche Perspektiven für mich", erzählt die deutsche Juniorenmeisterin der Jahre '96 und '97.
Im Dezember letzten Jahres ist sie wieder zum Training nach Leverkusen gefahren. Zuerst nur sporadisch. "Ich wurde gar nicht ernst genommen." Zwei Monate später zählte sie wieder regelmäßig zu der Trainingsgruppe um Coach Hans-Jörg Thomaskamp, der noch Birgit Kähler und Sophia Sagonas angehören. Dann kamen die Hallen-Europameisterschaften in Wien: "Da hat es mich wieder gepackt. Ich konnte mir lange keine Veranstaltungen im Fernsehen ansehen und hatte nichts mehr mit der Leichtathletik zu tun. Aber die Wettkämpfe in Wien haben mich wieder motiviert."
Mittlerweile hat sie ihre Verletzungen auch als Chance akzeptiert. "Mit 15,16 Jahren war ich sehr früh sehr gut", erzählt sie rückblickend, aber ich habe meinem Körper wahrscheinlich zuviel zugemutet. Jetzt bin ich athletischer geworden und habe psychisch viel gelernt. Ich bin lockerer und gelassener beim Wettkampf."
Tattoo als Markenzeichen
Zum ersten Mal zu sehen war sie in diesem Jahr beim Hochsprungmeeting in Otterberg. 1,75 Meter sprang sie in der Pfalz, aber das "Gefühl Hochsprung" hat sie erst seit Zweibrücken wieder. "Da war es wieder – das Fliegen", strahlt die Leverkusenerin. Gefreut hat sie sich, dass sie doch noch erkannt wurde und in neugierige und überraschte Gesichter blicken konnte. Das mag auch an den beiden Tattoo's an Schulter und Bauch gelegen haben. "Seit der EM in Budapest sind sie mein Markenzeichen und wurden wahrscheinlich mehr fotografiert als mein Gesicht" , lacht sie. "Der Name Daniela ist hebräisch und das Schulter-Tattoo bedeutet Glück auf hebräisch."
Um national im Titelrennen mitreden zu können, muss sie jetzt noch mindestens fünf Zentimeter auf ihre Saisonbestmarke draufpacken. In Wipperfürth war nach den 1,86 Metern die Luft einfach raus, beim EM-Test, eine Woche später, in Luxemburg wurde sie mit 1,82 Metern Fünfte. "Die Sprungkraft ist schnell wieder gekommen und die Technik verlernt man nicht, aber ich kann die Spannung noch nicht lange genug halten" ,verweist sie auf ihren immer noch großen Trainingsrückstand.
Der deutschen Frauenhochsprung-Szene kann ihr Comeback nur gut tun. Mit Daniela Rath kehrt eine erfahrene Springerin ins Rampenlicht zurück, die sich gewiss schon bald an ihrer eigenen Bestleistung von 1,94 Metern messen wird. Wenn auch die Europameisterschaft in München wahrscheinlich zu früh für sie kommt, heißt es für die anderen: Aufgepasst!
Daniela Rath liebt den Konkurrenzkampf, um hoch zu springen