Daniela Rath vor Umbruch und Neubeginn
Hochspringerin Daniela Rath fehlte am vergangenen Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften in Ulm als Titelverteidigerin. Die Noch-Leverkusenerin sah sich aufgrund dessen bereits unmittelbar vor den Titelkämpfen Rücktrittsspekulationen ausgesetzt. Denen widersprach sie gegenüber leichtathletik.de in dieser Woche entschieden und kündigte einen kompletten Neuanfang an.
Daniela Rath will wieder zurückkommen, aber nicht im roten TSV-Trikot (Foto: Bayer)
"Die Spekulationen über einen Rücktritt von mir haben mich überrascht", sagte die 29-Jährige, "ich habe momentan einfach nur das Berufliche in den Vordergrund gestellt." In Nürnberg absolviert sie gerade bis Ende September ein fünfmonatiges Praktikum bei einer Kommunikationsagentur, das sie zeitlich beansprucht.Danach möchte sie wieder dem Leistungssport Priorität einräumen. "Mein konkretes Ziel sind die Olympischen Spiele in Peking und die WM 2009 im eigenen Land", erklärte die stärkste deutsche Hochspringerin der letzten Jahre, die nun dazu bereit ist, einen kompletten Schnitt zu machen.
Der angestrebte Neuanfang besteht aus einem neuen Trainer, einem neuen Verein und einem neuen Wettkampf-Management. Bei letzterem hat sie sich bereits für den in Deutschland bekannten James Templeton entschieden.
Trainer- und Vereinsfrage
Zur Trainer- und Vereinsfrage will sie sich angesichts vorliegender konkreter Angebote erst äußern, wenn die vertraglichen Vereinbarungen auch unterzeichnet sind. Angekündigt hat Daniela Rath allerdings, definitiv nicht mehr mit Hans-Jörg Thomaskamp und dem TSV Bayer 04 Leverkusen, für den sie seit nunmehr sieben Jahren startete, zusammenarbeiten zu wollen.
Dem in einem Fachblatt laut gewordenen Vorwurf, sie wäre für ihren bisherigen Trainer nicht mehr erreichbar gewesen, widersprach Daniela Rath, die in der letzten Hallensaison noch zwei Wettkämpfe bestritten hatte, ihrerseits gegenüber leichtathletik.de: "Es ist nicht schwer, mich telefonisch zu erreichen. Ich habe nach den Rücktrittsspekulationen viele Anrufe bekommen." Das Verhältnis zwischen ihr und Hans-Jörg Thomaskamp sei "schlechter geworden", sie habe ihn aber über ihre Absichten informiert.
"Schleichender Prozess"
Ein Neuanfang steht für Daniela Rath, die auch ihre Homepage bis zum Jahreswechsel wieder auf Vordermann bringen will, unweigerlich an, nachdem sie selbst in Leverkusen keine Zukunft mehr sieht und dort wohl auch keine mehr hat. Das letzte Gespräch zwischen ihr und Paul Heinz Wellmann, dem Geschäftsführer der Leichtathletik-Abteilung im Leverkusener Verein, gab es - wie beide Seiten bestätigen - im März.
Die aufgetretenen Probleme umschreibt die Athletin als "schleichenden Prozess". Sie ergänzte zu ihrem bisherigen Trainer: "Ich habe Hans-Jörg Thomaskamp viel zu verdanken, aber irgendwann merkt man, dass es nicht mehr weitergeht. Bisher hatte ich mich aber nie richtig getraut, konkrete Schritte zu machen."
Doch bis zum Herbst will die Zwei-Meter-Springerin die Weichen dafür stellen. Mit der Unterstützung eines neuen Trainers und eines neuen Vereins möchte sie wieder ihr altes Niveau erreichen und spätestens Ende Mai nächsten Jahres in das Wettkampfgeschehen zurückkehren, sobald sie sich "ihrer Sache sicher" sei.
Selbstbewusst, fit und schmerzfrei
"Die momentane Pause tut gut, aber ich freue mich wahnsinnig darauf, nächstes Jahr wieder zu springen. Ich vermisse die Wettkämpfe in jedem Fall. Ich bin momentan rundum glücklich, selbstbewusster denn je, fit und schmerzfrei", erklärte sie und verdeutlichte damit, dass sie nach überstandenen Verletzungssorgen die Basis für den Neuanfang sieht.
Eine Chance für Daniela Rath macht auch DLV-Disziplintrainerin Brigitte Kurschilgen aus: "Ich finde es gut, dass sie diese Veränderung in die Hand nimmt. Ich habe selbst früher als Athletin den Trainer gewechselt und davon profitiert." Hans-Jörg Thomaskamp schätze sie aber als "kompetenten Kollegen" und mit seinem bisherigen Schützling habe er ein "sehr erfolgreiches Gespann" gebildet.
Den Sprung zurück an die deutsche Spitze traut sie der früheren Hallen-WM-Fünften mit einem neuen Umfeld allemal zu: "Ihr Leistungsvermögen ist nicht weg. Sie hat schon einmal unter Beweis gestellt, dass sie es schaffen kann. Eine schöpferische Pause kann einem gut tun. Ich würde es ihr wünschen."