Danny Ecker und der rettende portugiesische Engel
Eine Qualifikation ist immer schwierig, besonders bei Olympischen Spielen. Aber was Danny Ecker in Athen im Stabhochsprung mitmachte, zehrte doch sehr an den Nerven. Und zwar schon bei 5,50 Meter. Durch Missverständnisse und Sprachschwierigkeiten hätte sich Danny Ecker das Finale fast von der Tribüne aus ansehen müssen. "Die griechische Dame am Kampfrichtertisch war eine reine Fehlbesetzung", erzählte der deutsche Meister nach dem Wettkampf noch völlig aufgedreht und geladen, "da sind mehrere kleine Fehler begangen worden."
Danny Ecker hatte im Olympiastadion die Stäbe schon eingepackt (Foto: Chai)
Es hatte sich herausgestellt, dass bei ihm der Ständerabstand bei 5,50 Meter nicht stimmte. "Schon beim ersten Versuch bin ich vor die Latte geschossen und dachte, Mensch, du hast ja was drauf. Ich dachte, ich hätte einen zu weichen Stab." Beim ersten Sprung hat er nichts davon gemerkt, dass der Abstand nicht stimmte. Zum zweiten Versuch hat er den Stab gewechselt, es hatte wieder nicht funktioniert. Erst vor dem dritten Durchgang merkte er, dass der Abstand nicht in Ordnung war. Dann hieß es, er könne den zweiten Versuch wiederholen. Ein paar Minuten später wollten sie ihn dann doch nicht mehr springen lassen. Es herrschte Chaos beim Stabhochsprung.
Danny Ecker protestierte, doch die Kampfrichterin stellte sich stur. "Es hieß einfach: Mach deinen dritten Sprung", berichtete der Deutsche Meister. Der war ganz schlecht. "Ich war total aufgewühlt und irgendwie wie in Trance", erzählte Danny Ecker. In dem Moment hatte er endgültig mit seiner Karriere abgeschlossen.
Der rettende portugiesische Engel
"Die Olympischen Spiele waren das einzige Ziel, das mich davon abgehalten hat, nicht meine Schuhe schon an den Nagel zu hängen", erzählte der ehemalige Bronzemedaillengewinner der Junioren-WM 1996. "Ich saß eine halbe Stunde nur da und starrte vor mich hin. Dann bin ich orientierungslos auf und ab gelaufen, mein Puls war auf 180 und ich konnte einfach nicht fassen, was da geschah."
Bis ein Vertreter der technischen Kommission (Joerge Sacedo aus Portugal) kam und er wurde zum rettenden Engel für Danny Ecker. "Der hat mich gefragt, warum ich meinen zweiten Versuch nicht noch mal bekommen habe, deshalb bin ich eine dreiviertel Stunde später noch einmal über 5,50 Meter gesprungen", erzählte der 27-Jährige später.
"Der war emotional viel härter, als später der Versuch über 5,70 Meter." Aufregende Momente für den Deutschen Meister. "Ich schaue auf die Uhr, auf den Wind, aber nicht auf den Ständer", antwortete er kopfschüttelnd auf Fragen, warum er nicht früher gemerkt hatte, dass der Abstand nicht stimmt. "Wenn ich das in die Liste eintragen lasse, gehe ich davon aus, dass es in Ordnung ist." Diesmal wurden hier Fehler gemacht, "weil die Dame es in die falsche Spalte eingetragen hatte." Danny Ecker bezeichnet sich als "einigermaßen nervenfest" und ergänzte: "Gott sei Dank habe ich auch da die Nerven nicht verloren."
Besondere Bedeutung
Letztendlich sind trotz der ganzen Aufregung mit Tim Lobinger, Lars Börgeling und Danny Ecker alle drei deutschen Springer im Finale am Freitagabend. Das Trio überquerte 5,70 Meter und gehört zu dem 16er Feld, das um die Medaillen springen will. Dann geht es wieder bei Null los.
Und Lars Börgeling, der in der Qualifikation einen sehr sicheren Eindruck machte, meint selbstbewusst: "Wir können alle um eine Medaille kämpfen, es wäre schön, wenn einer durchkommen würde. Das wäre überfällig. Für Danny Ecker haben diese Spiele darüber hinaus eine besondere Bedeutung. Für ihn war in den letzten beiden Jahren überhaupt nichts mehr selbstverständlich."
Im Gegenteil. Der Sohn von Doppel-Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl war dem Karriereende schon näher, als einem Start bei der nächsten internationalen Meisterschaft. Er durchlebte eine schwere Zeit. Nicht nur während der langen Verletzungsphase, auch danach. Seine Krankenakte ist wirklich nicht von schlechten Eltern.
Leidensgeschichte
Im Februar 2002 verabschiedete sich der 26-jährige Leverkusener mit einem Sechs-Meter-Sprung in der Halle und ließ sich am Fuß operieren. Im Oktober des gleichen Jahres folgte eine Operation, deren Heilung an der Schulter, sich fast ein Jahr hinzog. "Ich durfte zehn Monate meine Schulter nicht belasten", erinnert sich Danny Ecker.
Er musste wieder ganz von vorne anfangen, alles neu lernen. "Im April 2003 war ich mental am Ende. Ich war kurz davor aufzuhören", erzählt Danny Ecker. "Es hat gar nichts mehr gestimmt." Der hochtalentierte junge Mann hatte richtig Angst vor seiner Disziplin. Doch tief im Inneren hielt ihn die Hoffnung doch noch dabei. Ganz aufgeben wollte der Leverkusener doch nicht. "Ich hatte immer Athen vor Augen."
Kein Psychologe
Dies gab auch den Ausschlag, dass er es noch einmal versuchte. Dafür änderte er sein Leben radikal, holte sich für alle Lebensbereiche Experten. "Ich habe meine Ernährung total umgestellt, arbeite mit einem Berater zusammen. Früher habe ich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann." Der Schützling von Erfolgstrainer Leszek Klima hat darüber hinaus eine äußerst konsequente und disziplinierte Einstellung zugelegt.
Nur auf Psychologen verzichtet er. "Ich habe es getestet und gemerkt, dass mir das nicht viel bringt", erzählt Danny Ecker. Er hat festgestellt: "Man muss in Wettkampfsituationen selber wissen, was richtig ist, da kann mir keiner helfen."
In Athen half ihm doch einer - Joerge Salcedo aus Portugal, der das kopflose Kampfgericht unterstützte. Daraus hat der Stabhochspringer gelernt. Eins ist auf jeden Fall auch sicher: Im Endkampf wird er die Ständer genau untersuchen. Vor dem ersten Sprung.
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