Danny Ecker - Wenn der Stab bricht
Einen solchen Augenblick haben schon mehrere Stabhochspringer erlebt, das Risiko gehört zum Leben eines Höhenjägers dazu. Für Danny Ecker war es am Sonntag im Berliner Olympiastadion beim DKB-ISTAF die Schrecksekunde des Tages. Der Leverkusener lief das zweite Mal an, um die Höhe von 5,70 Metern zu bewältigen und dann brach der Stab.
Den Zuschauern stockte der Atem, Danny Ecker rutschte auf die Auffangmatte, und man sah sofort, dass nichts Ernsthaftes geschehen war. „In einem solchen Moment ist es schon sehr merkwürdig. Man untersucht behutsam, ob noch alles am Körper heil ist. Eine solche Situation ist ja auch nicht alltäglich, mir ist vor cirka zehn Jahren mal der Stab zerbrochen.“Jedenfalls gab es nur leichte Hautabschürfungen am Arm. Die Hauptsorge aber galt dem Stab. „Es war einer meiner Lieblingsstäbe, vor allem bei Höhen von 5,70 bis 5,80 Metern konnte ich mich auf ihn verlassen.“
Von Stadion und Fans gefangen
Im Wettkampf hatte er nicht viel Zeit, darüber nachzudenken. Mit einem anderen, weichen Stab schaffte er die 5,70 Meter und war darüber glücklich. „Normalerweise hört man nach solch einem Zwischenfall auf, aber das konnte ich hier im Olympiastadion nicht. Ich liebe dieses Stadion, diese Zuschauer, springe unheimlich gern hier. Und wollte auch den Vorjahrserfolg wiederholen“. Das klappte dann zwar nicht, aber Danny Ecker ging gestärkt aus diesem Wettbewerb heraus.
Das Problem für ihn ist nun, wie er schnell wieder an einen solchen Stab herankommen kann. Die Stäbe mit dem hohen Härtegrad (Flex-Nr. 12,3) produziert exklusiv die Firma „Spirit“ in Carson City in den USA. Entsprechend groß sind der Bedarf und auch die Lieferzeiten. „Die Firma war letztes Jahr nahe am Bankrott, damals dauerte alles sechs Monate.“ So lange wird es hoffentlich diesmal nicht dauern, denn dann wären die Olympischen Spiele in Peking (China) schon vorbei.
Doch sechs Wochen Wartezeit, bis neue Stäbe geliefert werden, sind möglich, schätzt der WM-Dritte die Lage ein. Er wird sich wohl einen Satz von fünf Stäben bestellen, die Kosten belaufen sich pro Stab auf 700 bis 1.000 Euro: „Doch ich bekomme sie höchstwahrscheinlich gratis.“
Die Erklärung
Aber auch wenn genaue Angaben über Härtegrad und Stablänge übermittelt werden, heißt das nicht, dass der Stab genauso ist, wie der alte Stab. Eine andere Möglichkeit wäre, von Lars Börgeling einen Stab auszuborgen: „Er springt einen ähnlichen. Doch er braucht diesen natürlich auch.“
Wie konnte es überhaupt passieren, dass der Stab brach? Danny Ecker erklärte es so: „Beim ersten missglückten Anlauf zu den 5,70 Metern knallte der Stab hinterher auf einen Kasten, der neben der Bahn stand. Normalerweise fangen die Kampfrichter den Stab auf, aber das gelingt ihnen nicht immer. Ich habe hinterher den Stab untersucht, aber keine Beschädigungen festgestellt. Aber er hatte wohl doch schon gelitten.“
Sportlich optimistisch
In die sportliche Zukunft schaut der Leverkusener ohne alten Stab dennoch optimistisch. „Meine Zubringerleistungen sind gut, das macht mich sicherer. Und aus dem Wettkampf in Berlin schöpfe ich auch Kraft, denn anders als im Vorjahr, als ich Sprünge einfach abgebrochen habe und durchgelaufen bin, habe ich das diesmal nicht getan, sondern habe immer versucht, zu springen.“
Das Unternehmen Peking kann weitergehen. Die Vorentscheidung für Danny Ecker fällt in Nürnberg bei den Deutschen Meisterschaften (5./6. Juli). Dort will er sich gegen die starke nationale Konkurrenz durchsetzen und das Olympia-Ticket nach China buchen.