| U20-WM

Darum gilt Eugene als eine Welthauptstadt der Leichtathletik

Dieses Jahr ist die U20-WM ein noch reizvolleres Ziel als sonst. Denn die besten Leichtathletik-Talente der Welt messen sich in Eugene. Die Stadt im US-Bundesstaat Oregon gilt als eine der Welt-Hauptstädte der Leichtathletik. Wir erklären warum.
Anja Herrlitz

Von Mannheim nach Eugene in Oregon. Das ist der Weg, den Deutschlands Leichtathletik-Nachwuchs bei der Junioren-Gala am kommenden Wochenende einschlagen will. Es gilt, sich für die U20-WM zu qualifizieren, die vom 22. bis 27. Juli in „Tracktown“ stattfindet. So wird Eugene von den US-Amerikanern genannt. Gerne aber auch; „Track and Field Capital of the World” – Welthauptstadt der Leichtathletik. Jahr für Jahr pilgern viele der besten Athleten weltweit zum Diamond League-Meeting in den Nordwesten der USA, 13-mal fanden hier schon die US-Meisterschaften statt, fünf davon waren Olympia-Trials. Und in diesem Sommer kommt mit der U20-WM ein weiteres Highlight hinzu.

Die Jogging-Welle begann in Eugene

Ihren Anfang nahm die „Legende Eugene“ schon in den 1960er-Jahren. Bill Bowerman, seit Ende der 1940er-Jahre Cheftrainer der Leichtathleten an der Eugener University of Oregon, lernte bei einem Trip nach Neuseeland durch seinen Trainerkollegen Arthur Lydiard den neuen Fitnesstrend Joggen kennen. Zurück in den USA begann er damit, Artikel und Bücher übers Laufen zu schreiben und entwarf in Eugene ein Lauf-Programm, das Vorbild vieler Fitness-Programme wurde. Der Lauf-Boom in den USA war geboren. Aber der 1911 geborene Bowermann kümmerte sich nicht nur um allgemeinen Fitnesssport, er betreute in Eugene als Trainer zahlreiche herausragende Athleten, 31 von ihnen nahmen an Olympischen Spielen teil.

Der wohl bekannteste war neben dem heutigen Mo Farah-Coach Alberto Salazar der US-Läufer Steve Prefontaine, der ab 1969 in Eugene trainierte. Seine Karriere war kurz. 1975, als er gerade einmal 24 Jahre alt war, wurde sie durch einen tödlichen Autounfall beendet – aber in dieser kurzen Zeit sammelte er herausragende Erfolge. In vier Jahren gewann er sieben NCAA-Titel und brach 14-mal US-amerikanische Rekorde. Auf sieben verschiedenen Strecken von 2.000 bis 10.000 Meter lief er nationale Bestzeiten. Während seiner Karriere gewann er 120 seiner 153 Rennen, bei den Olympischen Spielen 1972 wurde er über 5.000 Meter mit 21 Jahren Vierter.

Die Legende Prefontaine

In den USA ist er bis heute eine Legende und in Eugene hat er Kultstatus, sein Leben wurde zweimal verfilmt. Nach ihm ist auch das jährliche Diamond League-Meeting in Eugene benannt, das eigentlich den Namen seines Trainers Bowerman tragen sollte. Kurz vor der ersten Austragung verstarb Prefontaine bei dem Autounfall, dessen Ursache bis heute nicht endgültig geklärt ist. Spontan erhielt das Meeting damals seinen Namen.

Bowermans Name ist heute hingegen vor allem mit einem Weltunternehmen verbunden: mit Nike, dessen Firmenzentrale zwar nicht in Eugene, aber im rund 160 Kilometer entfernten Beaverton steht. Bill Bowerman gründete das Unternehmen 1964, damals noch unter dem Namen Blue Ribbon Sports, zusammen mit Phil Knight.
Schon zuvor hatte sich Bowermann als Tüftler erwiesen, der Laufschuhe für seine Athleten in Eugene per Hand anfertigte. Auch wenn Bowerman 1999 verstarb, werden ihn die deutschen Athleten bei der U20-WM wiedertreffen: Eine Statue von ihm – mit einer Stoppuhr in der Hand – steht auf dem Gelände des „Hayward Field“, wie das Stadion in Eugene heißt.

Heuschnupfen-Alarm

Der Name des Stadions weist darauf hin, dass Eugene auch aus einem anderen Grund bekannt ist: Die 156.000-Einwohner-Stadt ist nicht nur „Tracktown“, sondern gilt auch als „Pollen-Hauptstadt der USA“. Vor allem im Frühsommer gilt hier für Allergiker: Pollen-Alarm.

Der US-Amerikaner Jim Ryun, 1968 Olympia-Zweiter über 1.500 Meter, ließ sich 1972 zu den Olympia-Trials mit einem Helikopter einfliegen, weil er allergisch gegen die dortigen Pollen war. 800-Meter-Olympiasiegerin Maria Mutola aus Mosambik lief nicht in Eugene, um den Pollen aus dem Weg zu gehen. Und der Olympia-Zweite Galen Rupp aus den USA rannte dort mit einer Maske, um möglichst wenige der aggressiven Pollen einzuatmen.

Die Verantwortlichen des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) sind auf dieses eventuelle Problem vorbereitet: „Wir haben das mit unseren Ärzten besprochen und auch bei den Athleten schon abgefragt, ob diesbezüglich Probleme bestehen“, sagt Dietmar Chounard, DLV-Bundestrainer U18/U20. „Wir sind vorbereitet, gehen aber davon aus, dass es sich bis zu unserer Ankunft Mitte Juli gelegt hat.“ Nach einem einwöchigen Vorbereitungscamp im rund 100 Kilometer nördlich gelegenen Salem, wo sich Athleten an die neun Stunden Zeitverschiebung und die klimatischen Bedingungen gewöhnen, reist das DLV-Team zwei Tage vor Beginn der Wettkämpfe nach Eugene, wo es auf dem Uni-Campus wohnt, fußläufig vom Stadion entfernt.

Riesige Vorfreude

Bei Chounard, der im vergangenen Oktober für verschiedene Vorbereitungen in Oregon war, merkt man die Vorfreude auf „Tracktown“. „Das Stadion in Eugene, das 15.000 bis 20.000 Zuschauer fasst, ist toll. Ich gehe davon aus, dass viele Zuschauer dort sein werden. Es ist der Nabel der Leichtathletik-Welt in den USA, das wird dort auch gelebt“, sagt er. „Dort werden seit Jahrzehnten professionell hochkarätige Wettkämpfe durchgeführt. Wir können uns auf schöne Wettkämpfe freuen.“

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