| Ausblick U20-WM

Das DLV-Team vor Tampere: Von Chancen, Hoffnungen und Überfliegern

1.460 Teilnehmer aus 160 Nationen: Die U20-WM in Tampere wird in den kommenden sechs Tagen zu einem Festival der Leichtathletik-Talente. Mittendrin: 63 junge Athletinnen und Athleten* des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), die im Wettbewerb mit den besten U20-Athleten der Welt ihre Chance auf Bestleistungen und Top-Platzierungen nutzen wollen.
Silke Bernhart

<link btn>Impressionen aus Tampere

Deutlich mehr als die Hälfte der DLV-Athleten im deutschen U20-WM-Team für Tampere (Finnland; 10. bis 15. Juli) war schon bei mindestens einer internationalen Meisterschaft am Start – von der U18-WM 2015 über die U18-EM und die U20-WM 2016 bis hin zur U18-WM und U20-EM 2017. Zu den erfahrensten und zugleich erfolgreichsten von ihnen zählen Keshia Kwadwo mit vier Titelkämpfen in ihrem Erfahrungsschatz sowie Bo Kanda Lita Baehre.

Die Sprinterin aus Wattenscheid, die am Auftakt-Tag der WM ihren 19. Geburtstag feiert, stand schon als 16-Jährige im U18-WM-Finale und holte 2017 Silber bei der U20-EM. Mit ihrer Saison-Bestmarke von 11,35 Sekunden ist sie über 100 Meter die Nummer fünf der Meldeliste, die von der US-Amerikanerin Twanisha Terry angeführt wird – diese ist in 10,99 Sekunden sogar schon unter der 11-Sekunden-Marke geblieben.

Bo Kanda Lita Baehre jagt Armand Duplantis

Ähnlich herausragende Konkurrenz wartet auf Bo Kanda Lita Baehre: Im Stabhochsprung hat sich Armand Duplantis (Schweden) angekündigt, der in diesem Sommer schon viermal 5,90 Meter und höher gesprungen ist. Die Reihe der dahinter dicht gedrängten Verfolger, sechs an der Zahl mit Bestleistungen von 5,50 Metern und höher, führt der Leverkusener an, der bisher 5,60 Meter überquert hat. An Selbstvertrauen fehlt es ihm nicht: „Gewinnen“, lautet kurz und knapp sein WM-Ziel trotz des scheinbar übermächtigen Gegners.

Kwadwo und Lita Baehre sind zwei von insgesamt lediglich vier deutschen U20-Athleten, die sich im Einzel in der vorläufigen Meldeliste in den Top Fünf ihrer Disziplin wiederfinden – was die schwierige Ausgangslage in absoluten Weltklasse-Feldern verdeutlicht. Auch Valentin Moll (LC Rehlingen) hat mit seiner neuen Kugelstoß-Bestleistung von 20,74 Metern bereits eine Kampfansage geliefert, die ihn auf Rang fünf der Welt katapultierte. Auf derselben Position findet sich mit ihren 6,38 Metern Weitspringerin Lea-Jasmin Riecke (Mitteldeutscher SC) wieder.

Der Kampf um die Medaillen und Nationenpunkte wird also ganz sicher kein Selbstläufer, jedoch haben die DLV-Talente in einigen Disziplinen noch nicht alle Karten aufgedeckt. So ist zum Beispiel den Zehnkämpfern Andreas Bechmann (LG Eintracht Frankfurt), der sich zuletzt im Stabhochsprung auf 4,90 Meter verbessert hat, oder Manuel Wagner noch eine deutliche Steigerung zuzutrauen. „Um eine Medaille mitkämpfen“ – das hat sich der U18-Europameister von 2016 aus Mainz auch dieses Mal wieder vorgenommen.

Teamwork der Staffeln gefragt

Stets zu beachten sind die deutschen Staffeln. Besonders die Sprinterinnen haben zuletzt von fast allen internationalen Meisterschaften eine Medaille mitgebracht, 2017 aus Grosseto (Italien) sogar Gold mit U20-Weltrekord. Aus diesem Quartett sind Keshia Kwadwo und Sophia Junk (LG Rhein-Wied) wieder am Start, Unterstützung gibt’s zudem von Corinna Schwab (TV Amberg), die wie Junk auch die 200 Meter läuft, sowie zuletzt bei der Junioren-Gala von Startläuferin Viktoria Dönicke (LV 90 Erzgebirge).

Ihnen wollen die männlichen Sprinter mit den Einzelstartern Marvin Schulte (SC DHfK Leipzig), Luis Brandner (LAC Erfurt; beide 100 m) oder Milo Skupin-Alfa (LG Offenburg; 200 m) nacheifern. Luis Brandner gibt im Fragebogen für die <link>U20-WM-Teambroschüre dann auch „eine Medaille mit der Staffel“ als primäres Ziel aus.

"Deutschland ist eine von ganz wenigen Nationen, die vier Staffeln an den Start schicken können", erklärt U20-Bundestrainer Dietmar Chounard. Das verdeutliche die große Breite an jungen, schnellen Sprintern und Langsprintern in Deutschland. Insgesamt ordnet er die U20-WM perspektivisch als einen wichtigen Schritt in Richtung der Olympischen Spiele 2024 ein, auf die die jungen Talente langfristig vorbereitet werden sollen. Tampere sei eine weitere Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln, um später bei den Aktiven im entscheidenden Moment das Leistungsvermögen abrufen zu können.

Viele Athleten in Lauerstellung

Ganz sicher sind die Meisterschaften zudem schon jetzt eine Möglichkeit, mutig und selbstbewusst für die eine oder andere Überraschung zu sorgen. Wer hätte zum Beispiel vor der letztjährigen U20-EM gedacht, dass Lisa Oed (SSC Hanau-Rodenbach) über 3.000 Meter Hindernis zur Goldmedaille stürmen würde? Die Hessin, die zugunsten der Hindernisse auf die 5.000 Meter verzichten wird, kann bei einem taktischen Rennen ebenso ihre Chance ergreifen wie Lisa Vogelgesang (Eintracht Hildesheim) – auch wenn U20-Weltrekordlerin Celliphine Chespol (Kenia) und drei weitere Läuferinnen mit Bestzeiten von unter 9:30 Minuten auf dem Papier in einer eigenen Liga laufen.

Selina Dantzler (LG Stadtwerke München), 2017 U18-Weltmeisterin im Kugelstoßen, hat schon einmal auf großer Bühne ihre Nervenstärke bewiesen. Sie ist mit 16,75 Metern als Nummer sechs der Meldeliste in Lauerstellung. Die Hochspringer Luca Meinke (Schweriner SC) und Lucas Mihota (LG Stadtwerke München), der nach Verletzungsproblemen besser in Schwung kommt, können in Bestform viele Topathleten ärgern. Weitspringerin Merle Homeier (VfL Bückeburg; 6,27 m) fehlen nur 13 Zentimeter zu den Top Drei der Welt, Hammerwerferin Samantha Borutta (TSG Mutterstadt; 62,98 m) ist in einem engen Feld kaum mehr als zwei Meter von der Weltspitze entfernt.

Schaubühne der herausragenden Talente

Neben dem Daumendrücken für die deutschen Athleten lohnt sich ein Blick auf das internationale Feld. Denn bei U20-Weltmeisterschaften werden seit jeher die großen Stars von morgen geboren – wenn sie nicht ohnehin wie Armand Duplantis oder Celliphine Chespol schon jetzt welche sind. Im Fokus stehen zum Beispiel Christopher Taylor (Jamaika), der über 400 Meter bereits unter 45 Sekunden geblieben ist, oder der Hallen-Weltmeister über 1.500 Meter Samuel Tefera (Äthiopien; 3:31,63 min), der ebenso mit mehreren Sekunden Vorsprung die Meldeliste anführt wie auf derselben Strecke seine Landsfrau Alemaz Samuel (4:01,78 min).

Dreispringer Yordan A. Diaz (Kuba) ist mit 17,41 Metern und den sieben besten U20-Wettkämpfen des Jahres eine Klasse für sich. Nur neun Zentimeter fehlen noch zum 33 Jahre alten U20-Weltrekord des Neubrandenburgers Volker Mai. Eine Flugshow kann es auch im Stabhochsprung der weiblichen U20 geben, wo sechs Athletinnen mit 4,40 Metern und mehr gemeldet sind. Norwegens Überflieger Jakob Ingebrigtsen will es über 1.500 und 5.000 Meter mit den starken Afrikanern aufnehmen. Ab Dienstag zählt’s – und wir sind für Sie mit leichtathletik.de hautnah dabei!

<link btn>Alles zur U20-WM 2018

*Brenda Cataria-Byll (CVJM Siegerland), nominiert für die 4x400 Meter Staffel, hat sich vor der Abreise verletzt und konnte nicht mit nach Tampere reisen.

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