Das große FairPlayCamp-Interview, Teil 1
Am FairPlayCamp-Abschlusstag in Saarbrücken zogen die DLV-Coaches Bilanz. Lesen Sie das zweiteilige Interview mit Bundestrainer Rudi Schön, Sprung-Teamtrainer Dr. Wolfgang Killing, Langsprint-Teamtrainer Robert Meurer und Sprint-Teamtrainer Marco Kleinsteuber. Die Fragen stellte Projektleiter David Deister.
Marco Kleinsteuber: Die Voraussetzungen des Nachwuchses sind sehr gut (Foto: Ehrhardt)
Herr Kleinsteuber, Sie sind bereits zum zweiten Mal als Trainer im FairPlayCamp (FPC). Warum das?Marco Kleinsteuber: Das hat zwei wesentliche Gründe. Einerseits haben mich die intensiven und schönen Erinnerungen an das FPC-Süd 2002 dazu bewogen, noch einmal als Trainer teilzunehmen. Andererseits habe ich dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) viel zu verdanken und möchte dem DLV etwas von der Unterstützung wieder zurückgeben: Gerne bringe ich meine Erfahrungen als Leistungsporttrainer ein.
Wolfgang Killing: Mir ist es ein Anliegen, schon bei den Schülern präsent zu sein – dabei zu sein. Ich habe großes Interesse an der Arbeit mit Talenten und bin ja auch ein Befürworter der Schüler-DM.
Wie fällt Ihre Bewertung zum Saarbrücker Camp aus?
Wolfgang Killing: Es hat sich gelohnt. Es war für mich vor allem interessant, zu sehen, wie sich die Jugendlichen geben – das beginnt schon, wie sie sich kleiden. Generell fand ich, dass eine gute Atmosphäre in der Gruppe herrschte. Das war ein ganz entspannter Haufen.
Schon zu Beginn ihrer ersten Trainingseinheit?
Wolfgang Killing: In der ersten Einheit gab es zunächst noch die meisten Widerstände: "Das kann ich nicht", "Ich traue mich nicht". Danach waren sie viel experimentierfreudiger, machten alles mit. Ich finde es wichtig, auch Ungewohntes zu machen, wie zum Beispiel turnerische Elemente aus dem Bereich des Stabhochsprungs. Grundsätzlich waren die Teilnehmer sehr motiviert und aufgeschlossen. Man musste allerdings aufpassen, dass man sie nicht überforderte.
Gutes Stichwort: War das Programm etwa zu kompakt?
Wolfgang Killing: Durchaus. Das Schwimmen ist für meine Disziplin zum Beispiel eine Katastrophe. Früher als Athlet bin ich auch nie geschwommen oder Fahrrad gefahren. Für die anschließenden Leichtahtletik-Trainingseinheiten war das tägliche Schwimmprogramm nicht förderlich. Ein bisschen weniger ist manchmal mehr. Ansonsten war der Ablauf – der Wechsel der Programmpunkte - schon in Ordnung.
Herr Meurer, schon zum dritten Mal sind Sie als Coach im FairPlayCamp. Was unterscheidet das diesjährige Camp von den vorherigen?
Robert Meurer: Mir fiel die positive Einstellung auf. Die Teilnehmer waren am Leistungssport interessiert, sehr motiviert im Training. Die Leistungsbereitschaft war bei einigen sehr, sehr hoch. Andererseits musste ich Mängel in der Technik feststellen. Das sind zum Teil bereits sehr gefestigte Fehlerbilder, die nur schwer aufzubrechen sind. Im Bezug auf die Technik ist das Niveau noch verbesserungswürdig.
Herr Schön, bei der Anzahl an FairPlayCamps, bei denen Sie bereits dabei waren, werden Sie sicher bald zum FPC-Ehrenmitglied vorgeschlagen. Neun von zehn Camps haben Sie bereits begleitet. Was war nicht so toll in diesem Jahr?
Rudi Schön: Ich bedauere es sehr, dass der Behindertensportverband sich dieses Jahr sehr zurückgehalten hat, was das Süd-Camp betrifft. Das hat sich in den letzten Jahren eigentlich ganz gut gemacht. Die Integration der behinderten Athleten hat gut geklappt. Ich erachte es als notwendig, dass der Behindertensportverband sich stärker einbringt.
Wie steht es Ihrer Meinung nach um den Nachwuchs? Sind die Camp-Teilnehmer gut gewappnet für eine Zukunft im Leistungssport?
Marco Kleinsteuber: Man muss immer bedenken, dass so ein Camp ja zusätzliche Motivation weckt. Das weiß ich auch aus eigener Erfahrung, wenn zum Beispiel Kader-Training ansteht. Einstellung und Leistungsbereitschaft kann sich hinterher auch wieder anders entwickeln. Hier im Camp hatten die Athleten ein ganz anderes Umfeld als zu Hause. Dennoch sind der körperliche Zustand und die Vorraussetzungen des deutschen Nachwuchses generell sehr gut. Die FPC-Teilnehmer sind in den Grundlagen gut ausgebildet.
Teil 2 folgt am 16. November