Das Leben mit dem Sparstift
Zwei der erfolgreichsten und traditionsreichsten Vereine verlieren 2010 ihre Titelsponsoren. Das LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg wird zwar weiterhin unter gleichem Namen, jedoch ohne Hauptsponsor in das nächste Jahr gehen und der LAC Quelle Fürth/München geht nach der Insolvenz des Quelle Konzerns wieder getrennte Wege. Während einige Athleten daraufhin das Weite suchten, blieben andere ihrem Verein treu und müssen sich nun auf neue Verhältnisse einstellen.
Für das LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg hat sich der Verlust des Hauptsponsors ARA Salamander schon bemerkbar gemacht. Mit Sprinter Tobias Unger und Stabhochspringer Fabian Schulze verliert der Verein Erfolgsgaranten. Das Duo hatte in der Vergangenheit mit zahlreichen nationalen und internationalen Einsätzen maßgeblichen Anteil daran, dass sich das LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg zur Leichtathletik-Hochburg in Baden-Württemberg entwickelte. Ab dem 1. Januar 2010 gehen diese Asse für die LG Stadtwerke München an den Start.Es gibt aber auch Spitzen-Athleten, die ihrem Verein treu geblieben sind. Speerwerfer Peter Esenwein und Hürdensprinterin Nadine Hildebrand tragen auch 2010 das gelb-grüne Trikot. "Die junge Mannschaft steht unter erschwerten Bedingungen zusammen und wir sind alle dankbar, dass es neue Rahmenbedingungen gibt, die 2010 Hoffnung für den Lurchi gewähren", gab sich der EM-Sechste Peter Esenwein auf der Jahresabschlussfeier Ende November optimistisch. Doch auch der 42-Jährige hatte sich nach alternativen Vereinen umgeschaut, war jedoch nicht fündig geworden.
Wirtschaftskrise macht sich bemerkbar
Die Deutsche Hallenmeisterin Nadine Hildebrand darf sich dank der Nachwuchs-Stiftung der Kreisparkasse Ludwigsburg auch in der nächsten Saison finanzieller Unterstützung sicher sein. Gleiches gilt für andere LAZ-Nachwuchstalente. "Für sie bleibt alles beim Alten", sagt Prof. Dr. Hanspeter Sturm, der für das Management im Athletenbereich zuständig ist und derzeit schwierige Zeiten durchlebt. "Wir können hier nichts mehr von den Firmen kriegen. In unserer Region hängt alles mit der Automobilbrache zusammen. Seit der Wirtschaftskrise geht es nur noch bergab."
Und als ob der vollständige Rückzug von Salamander als Sponsor zum 30. September und die schwierige Sponsorensuche nicht schon genug gewesen wäre, hat zu allem Übel die Stadt Kornwestheim auch noch die Übungsleiter-Pauschalen um 50 Prozent rückwirkend zum 1. April gekürzt. "Fast alle unsere Trainer arbeiten mittlerweile ehrenamtlich, weil wir sie nicht bezahlen können", sagt Prof. Dr. Hanspeter Sturm, der insgesamt die Entwicklung in der Vereinsleichtathletik mit großer Sorge betrachtet. "Es ist insgesamt ein Rückgang. Man muss sich nur uns, Bayer Leverkusen, Bayer Uerdingen/Dormagen oder Quelle Fürth/München anschauen. Alle müssen mit drastischen finanziellen Einbußen klar kommen."
Wenige Athletenabgänge in Fürth
Während das LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg drei hochkarätige Weggänge zu verkraften hat, geht der LAC Quelle Fürth nach der Trennung vom TSV 1860 München in der Spitze nahezu unverändert in das EM-Jahr. Von den Top-Athleten hat nur der 22 Jahre alte Sprinter Christian Blum den Verein verlassen. Der Deutsche Hallenmeister des Jahres 2007 sprintet in Zukunft für den LAC Erdgas Chemnitz.
Vor allem die Leistungsträger im Laufbereich konnten hingegen gehalten werden. Die Zweite der U23-EM über 3.000 Meter Hindernis, Julia Hiller, sah ebenso von einem Vereinswechsel ab wie die Mittelstreckenläufer René Bauschinger und Martin Conrad. Alle drei werden weiter für den LAC Quelle Fürth an den Start gehen. "Wir mussten keine große Überzeugungsarbeit leisten, um unsere Leistungsträger zu halten", sagt Theo Kiefner, sportlicher Leiter in Fürth.
Ohne große Sponsoren ins Jahr 2010
Wie das LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg startet jedoch auch der LAC Quelle Fürth ohne große Sponsoren in die nächste Saison. "Wir haben einige kleine Sponsoren hinzugewinnen können, aber nichts Großes", sagt Theo Kiefner, der wie Prof. Dr. Hanspeter Sturm in Kornwestheim/Ludwigsburg große Probleme hat neue Förderer zu finden. "Für das nächste Jahr brauchen wir uns noch keine Sorgen zu machen, aber wenn sich 2011 die wirtschaftliche Lage nicht verbessert, dann müssen wir pessimistisch sein. Bei den bisherigen Gesprächen mit Sponsoren gab es auf jeden Fall überhaupt kein Interesse."
So heißt die Devise für 2010 "sparen". "Wir müssen auf jeden Fall mehr sparen, aber die Athleten werden davon relativ wenig merken", sagt Theo Kiefner. Immerhin konnte in Fürth der Trainerstab bis auf drei altersbedingte Rückzüge gehalten werden und auch die Trainingsstätten bleiben die gleichen. "Auf dem Dach der Leichtathletik-Halle wird eine Solaranlage gebaut, um Energie zu sparen", sagt Theo Kiefner. Das Sparen hat begonnen.