Das Licht und der Schatten im DLV-Team
Die WM-Bilanz in der deutschen Mannschaft fällt nüchtern aus. Vier Medaillen stehen zu Buche, drei weniger als in Edmonton. Ohnehin ohne Titelanwärter angereist, tat sich auch in Paris kein Überraschungskandidat hervor. Zum angepeilten Platz unter den ersten Drei in der Nationenwertung hat es nicht gereicht, es blieb Rang fünf. Entsprechend stellt sich auch das DLV-Team mit Licht und Schatten im Rückblick dar.
Annika Becker sorgte für die deutsche Top-Platzierung in Paris (Foto: Kiefner)
"Die Mannschaft hat ihr Potenzial nicht ausgeschöpft", stellt DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop in der sportlichen Analyse fest. Er will aber an dem Anspruch, zu den drei führenden Leichtathletiknationen zu gehören, festhalten und notwendige Maßnahmen ergreifen, um bereits im Hinblick auf die Olympischen Spiele im nächsten Jahr eine kreative Weiterentwicklung zu erreichen.Aus dem Kreis der letztjährigen EM-Medaillengewinner waren es in der Einzelkritik mit Ralf Bartels, Heike Meißner, Boris Henry und Steffi Nerius, die diesmal an der Spitze einer guten Speerwurftruppe standen, vier Athleten, die auch bei der Weltmeisterschaft in Paris zu überzeugen wussten und somit den Rückenwind aus München für den nächsten Saisonhöhepunkt nutzen konnten.
Den Sprung auf das Treppchen schaffte in Paris nun auch Stabhochspringerin Annika Becker, die bereits im letzten Jahr als heiße Medaillenhoffnung gehandelt worden war. Nach einer gezielten Vorbereitung war sie im "Stade de France" in der nötigen Form.
Starkes Geherlager
Auffallend stark trumpfte in Paris das deutsche Geherlager, das seit knapp einem Jahr von Ronald Weigel als Teamleiter betreut wird, auf. Zwei deutsche Bestleistungen durch Bronze-Medaillengewinner Andreas Erm und Melanie Seeger sowie ein neuer Hausrekord von André Höhne waren auf der Habenseite zu verbuchen.
Erfreulich erfrischend waren auch das Auftreten der Hammerwerferin Susanne Keil und der 4x100-Meter-Staffel der Frauen, die sich stark ersatzgeschwächt in einer Notbesetzung auf den guten fünften Platz lief.
Keine Ausreißer nach oben
Was der deutschen Mannschaft in Paris aber fehlte, waren die überraschenden Ausreißer wie es etwa EM-Bronze von Ralf Bartels oder der zweite Platz von Ingo Schultz, der diesmal seinem Höhentrainingslager im Vorfeld Tribut zollte, vor zwei Jahren in Edmonton waren.
Anlass zur Ernüchterung gaben im "Stade de France" vor allem einige Auftritte von bekannten Leistungsträgern. Das Scheitern von Franka Dietzsch, Karsten Kobs, Lars Börgeling und Irina Mikitenko in der Qualifikation oder etwa die Aufgabe von Dieter Baumann waren am Ende in der von den DLV-Verantwortlichen hoch eingeschätzten Nationenwertung nach Endkampfplatzierungen Ausfälle, die von den anderen Athleten nicht wett zu machen waren.