| Jahresbilanz

Das Marathon-Jahr 2017 der Frauen: Top-Zeiten und Mary Keitany an der Spitze

Von den Frühjahrs-Marathons über die internationalen Meisterschaften bis hin zu den Klassikern im Herbst: Die großen Straßenläufe begeistern im Jahresverlauf immer wieder die Massen sowohl als Aktive im Feld als auch auf den Beobachter-Posten. Lauf-Experte Jörg Wenig blickt in einer zweiteiligen Serie auf die Marathon-Saison 2017 zurück. Heute: die Marathon-Bilanz der Frauen.
Jörg Wenig

<link news:61273>Im Marathon der Männer blieb Eliud Kipchoge auch 2017 das Maß der Dinge. Vergleichsweise deutlich stärkere Zeiten produzierten in der Spitze die Frauen. Während es im Jahr 2016 nur ein Ergebnis unter 2:20 (2:19:41 h, Tirfi Tsegaye) und insgesamt sieben Zeiten unter 2:22 Stunden gab, wurden 2017 vier Zeiten unter 2:20 und insgesamt gleich 18 (!) unter 2:22 Stunden gestoppt. Das gab es bisher erst einmal.

Mit ihrem Sieg in London (Großbritannien) in 2:17:01 Stunden erzielte Mary Keitany (Kenia) die zweitschnellste je gelaufene Zeit. Dies war ein Afrika-Rekord und ein Weltrekord für ein reines Frauenrennen (in London starten die Elite-Frauen deutlich vor dem Hauptfeld, sodass sie keine männlichen Tempomacher haben).

Mary Keitany und Tirunesh Dibaba auf Paula Radcliffes Spuren

Keitany aber auch Tirunesh Dibaba (Äthiopien) haben offenbar das Vermögen, sogar den Weltrekord von Paula Radcliffe zu gefährden (2:15:25 h). Dibaba meldete sich nach ihrem Debüt 2014 in London (2:20:35 h) grandios über die 42,195 Kilometer zurück: In London lief sie als Zweite zunächst 2:17:56 Stunden und erzielte damit das fünftbeste Resultat aller Zeiten, dann gewann sie in Chicago (USA) noch mit 2:18:31 Stunden (die sechstbeste je gelaufene Zeit). Zwei so außergewöhnliche Zeiten innerhalb eines Kalenderjahres ist bisher nur eine Athletin gelaufen: Paula Radcliffe im Jahr 2002 (2:18:56 h und 2:17:18 h).

Man darf gespannt sein, ob sich diese starke Entwicklung bei den Frauen 2018 fortsetzt. Es ist gut möglich, dass es in London Ende April erneut zu einem Aufeinandertreffen von Mary Keitany und Tirunesh Dibaba kommt. Für alle anderen Läuferinnen, so auch für die Marathon-Weltmeisterin des vergangenen Jahres Rose Chelimo (Bahrain), wird es schwierig, in die Bereiche von Keitany und Dibaba vorzustoßen.

Vier deutsche Läuferinnen unter 2:30 Stunden

Erfreulich war, dass hinter der derzeit besten deutschen Marathonläuferin Fate Tola noch drei weitere DLV-Athletinnen eine Zeit unter 2:30 Stunden erreichten. Tola, die seit Jahresbeginn 2018 nicht mehr für die LG Braunschweig sondern für Hannover Athletics startet, stellte bereits im Frühjahr als Siegerin des HAJ Hannover-Marathons mit 2:27:48 Stunden die deutsche Jahresbestzeit auf. Anna Hahner (run2sky.com; 2:28:32 h), Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg; 2:28:54 h) und Katharina Heinig (LG Eintracht Frankfurt; 2:29:29 h) folgen in der deutschen Jahresbestenliste.

Hinter diesem Quartett gibt es zurzeit einen großen Abstand von fast fünf Minuten. Dies könnte aber 2018 wieder anders aussehen, wenn Athletinnen wie Sabrina Mockenhaupt, Mona Stockhecke (beide LT Haspa Marathon Hamburg) oder Lisa Hahner (run2sky.com) sich zurückmelden beziehungsweise Fabienne Amrhein (MTG Mannheim), Laura Hottenrott (GSV Eintracht Baunatal) oder Franziska Reng (LG Telis Finanz Regensburg) sich weiter steigern können.

Während die erweiterte europäische Spitze für die besten deutschen Marathonläuferinnen auch im EM-Jahr 2018 erreichbar ist, gibt es zurzeit keine Athletin, die international noch deutlich weiter nach vorne rücken kann. Langfristig allerdings könnte Alina Reh (SSV Ulm 1846) vielleicht die nächste deutsche Top-Marathonläuferin sein. Die 20-Jährige konzentriert sich zunächst aber noch auf die Bahn-Langstrecken.

Marathon-Statistik der Frauen

Die schnellsten Marathon-Zeiten des Jahres 2017
2:17:01 Mary Keitany  KENLondon23.4.
2:17:56Tirunesh DibabaETHLondon23.4.
2:18:31Tirunesh DibabaETHChicago8.10.
2:19:47Sarah ChepchirchirKENTokio26.2.
2:20:22Brigid KosgeiKENChicago8.10.
2:20:23Gladys CheronoKENBerlin24.9.
2:20:41Ruti AgaETHBerlin24.9.
2:20:53Valary AiyabeiKENBerlin24.9.
2:20:55Purity RionoripoKENParis9.4.
2:20:57Jordan HasayUSAChicago8.10.
2:20:59Agnes BarsosioKENParis9.4.
2:21:17Eunice KirwaBRNNagoya12.3.
2:21:19Berhane DibabaETHTokio26.2.
2:21:22Flomena Cheyech DanielKENParis9.4.
2:21:36Yuka AndoJPNNagoya12.3.
Die besten Deutschen 2017
2:27:48Fate TolaLG BraunschweigHannover9.4.
2:28:32Anna Hahnerrun2sky.comBerlin24.9.
2:28:54Anja ScherlLG Telis Finanz RegensburgValencia19.11.
2:29:29Katharina HeinigLG Eintracht FrankfurtFrankfurt29.10.
2:34:14Fabienne AmrheinMTG MannheimBerlin24.9.
Die besten Resultate aller Zeiten
2:15:25Paula RadcliffeGBRLondon13.4.2003
2:17:01Mary KeitanyKENLondon23.4.2017
2:17:18Paula RadcliffeGBRChicago13.10.2002
2:17:42Paula RadcliffeGBRLondon17.4.2005
2:17:56Tirunesh DibabaETHLondon23.4.2017
2:17:56Tirunesh DibabaETHChicago8.10.2017
2:18:37Mary KeitanyKENLondon22.4.2012
2:18:47Catherine NderebaKENChicago7.10.2001
2:18:56Paula RadcliffeGBRLondon14.4.2002
2:18:58Tiki GelanaETHRotterdam15.4.2012
2:19:12Mizuki NoguchiJPNBerlin25.9.2005
2:19:19Irina MikitenkoGERBerlin28.9.2008
2:19:19Mary KeitanyKENLondon17.4.2011
2:19:25Gladys CheronoKENBerlin27.9.2015
2:19:26Catherine NderebaKENChicago13.10.2002
Die besten deutschen Zeiten
2:19:19Irina Mikitenko (Wattenscheid)Berlin28.09.2008
2:24:35Katrin Dörre-Heinig (Leipzig)Hamburg25.04.1999
2:25:37Uta Pippig (Berlin)Berlin26.09.1995
2:25:42Fate Tola (Braunschweig)Frankfurt30.10.2016
2:26:01Luminita Zaituc (Braunschweig)Frankfurt28.10.2001
2:26:13Sonja Oberem (Leverkusen)Hamburg22.04.2001

(Uta Pippig lief 1994 beim Boston-Marathon 2:21:45 Stunden, jedoch erfüllt die Strecke nicht die für die Anerkennung von Rekorden nötigen Kriterien.)

Die schnellsten City-Marathons
1.London2:18:25,7
2.Berlin2:20:03,5
3.Chicago2:20:03,5
4.Dubai2:20:05,5
5.Boston2:21:10,6
6.Paris2:21:49,3
7.Tokio2:22:07,8
8.Osaka2:22:29,3
9.Frankfurt2:22:32,2
10.Peking2:22:35,7

(Gewertet wird der Durchschnitt der jeweils zehn schnellsten je erzielten Zeiten des Rennens.)

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