David Oliver - Hürdenass statt NFL-Karriere
Zu College-Zeiten war David Oliver ein begnadeter Footballspieler und hatte Angebote von den großen NFL-Clubs Miami Dolphins, New Orleans Saints und Minnesota Vikings. Doch der damals 22-Jährige entschied sich für den Hürdensprint und gegen American Football - Eine gute Entscheidung. In 12,90 Sekunden avancierte der US-Amerikaner vor einer Woche beim Diamond League-Meeting in Eugene (USA) zur Nummer drei in der ewigen Bestenliste und jagt nun den Weltrekord.
1,85 Meter groß, 82 Kilogramm schwer, bulliger Nacken und der mit Abstand muskulöseste Körper in der Hürdenszene: Auch sechs Jahre nachdem David Oliver seine Footballkarriere als Wide Receiver an den Nagel gehängt hat, ist ihm sein Footballerbody noch geblieben und hilft ihm heute beim Kampf gegen 110 Meter und zehn Hürden. "Ich denke, dass mir meine Zeit als Footballer auch in der Leichtathletik hilft. Im Football geht es viel um Aggressivität. Über die Hürden ist dies nicht anders", sagt der 28-Jährige.Die Entscheidung gegen Football mag damals für manch einen überraschend gekommen sein. Während David Oliver als Wide Receiver die Aufmerksamkeit der großen NFL-Clubs weckte, waren seine Leistungen in der Leichtathletik eher durchwachsen. 2004 war der US-Meister gerade mal die Nummer 32 unter den US-Hürdensprintern. Dennoch entschied sich David Oliver für die Leichtathletik. "Ich bevorzuge einfach Individualsportarten", sagt David Oliver über seine Entscheidung.
Heute trägt er nur noch in der Freizeit das Trikot der Miami Dolphins mit seinem Namen, das Geld verdient er jedoch längst mit dem Hürdensprint.
Durchbruch 2008
Den internationalen Durchbruch schaffte David Oliver im Jahr 2008. Erst blieb er am 9. Mai in Doha (Katar) in 12,95 Sekunden das erste Mal unter der 13-Sekunden-Marke, dann sprintete er bei den Olympischen Spielen in Peking (China) auf den Bronzerang und gewann somit seine erste Medaille bei internationalen Meisterschaften.
Mittlerweile ist der 28-Jährige vier weitere Male unter 13 Sekunden geblieben. Alleine dreimal in diesem Jahr. Nach 12,99 Sekunden in Shanghai (China) folgten 12,93 Sekunden in Des Moines (USA) und eine Woche später 12,90 Sekunden in Eugene (USA). Nur Olympiasieger Dayron Robles (Kuba; 12,87 sec) und Chinas Hürdenstar Xiang Liu (12,88 sec) waren jemals schneller gewesen.
Nie zufrieden
Doch ganz zufrieden ist David Oliver nicht, eigentlich ist er das nie. "Ich will immer mehr, egal, was ich erreicht habe oder wie schnell ich gelaufen bin. Meine Mutter nervt das manchmal ein bisschen, aber ich denke, dass mir diese Unzufriedenheit dabei hilft erfolgreich zu sein", sagt der US-Amerikaner, der nun gemeinsam mit Dominique Arnold den US-Rekord hält und damit die Erfolgsgeschichte der US-Hürdensprinter fortsetzt.
Renaldo Nehemiah lief gleich dreimal Weltrekord, Roger Kingdom einmal im Jahr 1989 und gewann außerdem 1984 und 1988 olympisches Gold. Allen Johnson setzte sie Serie fort, blieb insgesamt elfmal unter 13 Sekunden, wurde dreimal Weltmeister und einmal Olympiasieger. Titel und Rekorde, das will auch David Oliver. "Das Ziel ist immer zu gewinnen", sagt der 28-Jährige.
Kein Durchgangsjahr
Obwohl in diesem Jahr keine Olympischen Spiele oder Weltmeisterschaften stattfinden, sieht David Oliver keinen Grund es ruhiger angehen zu lassen. "Für mich macht es keinen Unterschied, dass in diesem Jahr für uns Amerikaner keine internationalen Meisterschaften sind. Ich bin Berufssportler. Es gibt viele 110-Meter-Hürden-Rennen, wo es Geld zu verdienen gibt. Deshalb gehe ich jedes Jahr gleich an", sagt David Oliver, der 2009 eine Enttäuschung verkraften musste.
Kurz vor den US-Trials verletzte sich der Olympia-Dritte, konnte so nicht an den Ausscheidungswettkämpfen für die WM in Berlin teilnehmen und musste die Titelkämpfe im August in der deutschen Hauptstadt als Zuschauer verfolgen. Das Jahr 2009 hat David Oliver mittlerweile aber wieder längst abgehakt. Nur noch 0,03 Sekunden fehlen dem 28-Jährigen, der in Kissimmee im US-Bundesstaat Florida wohnt und trainiert, auf den Weltrekord von Dayron Robles.
Eine Marke, die der Schützling von Brooks Johnson fest im Visier hat. "Warum nicht 12,85 Sekunden?", fragt David Oliver, "Usain Bolt hat uns gezeigt, dass es keine Limits gibt."