David Storl - „Die Freude überwiegt“
Mit einer neuen persönlichen Freiluft-Bestleistung von 21,86 Metern fügte Kugelstoßer David Storl (LAC Erdgas Chemnitz) am Freitagabend in London (Großbritannien) Olympia-Silber seiner Medaillensammlung hinzu. leichtathletik.de hat seine ersten Reaktionen nach dem Wettkampf eingefangen.
David Storl, Glückwunsch zu Olympia-Silber. Es war eine sehr knappe Entscheidung, drei Zentimeter fehlten zu Gold. Wie fällt Ihr Urteil aus?David Storl:
Ich denke, solch enge Wettkämpfe machen auch den Zuschauern Spaß. Ich hätte natürlich gerne im letzten Versuch noch einmal gekontert, aber das hat es einfach nicht mehr zugelassen. Meine Wade war total verkrampft und ich konnte nicht mehr den Druck machen, den ich wollte. Das ist auf der einen Seite ärgerlich, aber die Freude überwiegt. Was soll ich noch erreichen? Vielleicht in vier Jahren ganz oben stehen. Aber das weiß man noch nicht. Da kann soviel passieren. Ich freue mich riesig über Silber.
Sie sind ganz locker in den Wettkampf gegangen…
David Storl:
Ich wollte im ersten Versuch gleich einen vorlegen und dann Bestleistung stoßen, was es letztlich auch geworden ist. Im zweiten hatte ich mir schon vorgenommen, die 22 Meter anzugreifen. Aber es ist immer noch ein kleines Körnchen, das mir noch gefehlt hat.
Was ist in Ihnen vorgegangen, als Tomasz Majewski die 21,87 Meter gestoßen hat?
David Storl:
Wir haben Blickkontakt gehabt und wir verstehen uns ja sehr gut. Das kann man nicht mehr beeinflussen. Bei den Stößen ist praktisch kein Unterschied. Es ist ein kleines Stückchen, das mir da gefehlt hat. Da ärger ich mich aber nicht drüber.
Die letzten Tage waren für Sie familiär nicht einfach [Tod der Großmutter]. Wie kann man das alles wegstecken?
David Storl:
Der Sport bietet schon ein bisschen Ablenkung. Was bei mir zuhause passiert ist, ist schon sehr traurig, aber das werde ich erst verarbeiten, wenn ich zuhause bin.
Ist Olympia-Silber mit 22 Jahren Gold wert?
David Storl:
Na klar. Welcher Sportler kann schon von sich behaupten, mit 22 Jahren Olympia-Silber gewonnen zu haben? Vor allem in so einer Disziplin wie dem Kugelstoßen, wo es eigentlich mit 27 Jahren erst so richtig los geht.
Hatten Sie damit gerechnet, dass Tomasz Majewski der große Gegner wird und es weniger die US-Amerikaner sind?
David Storl:
Ich habe eigentlich gedacht, er stößt über 22 Meter. Das hat man schon das ganze Jahr über gesehen, dass er gut drauf ist. Mit ihm muss man immer rechnen.
Wann sind für Sie die 22 Meter im Wettkampf drin?
David Storl:
Es sind nur noch 14 Zentimeter, die mir fehlen. Das ist einfach eine Kopfsache. Ob es dieses Jahr oder nächstes Jahr passiert, spielt in meinem Alter nicht so die Rolle.
Was ziehen Sie nach so einem langen Tag für einen Schlussstrich?
David Storl:
Ich war den ganzen Tag unruhig und nervös. Ich habe mir viel durch den Kopf gehen lassen, die ganzen Trainingsstunden, die ich so geleistet habe. Die ganzen Stunden im Kraftraum. Das alles. Es war soviel, was dieses Jahr war. Die drei internationalen Meisterschaften. Ich habe überall eine Medaille gewonnen, wo ich teilgenommen habe. Das ist zuviel auf einmal.
Wie konnte Sie heute Ralf Bartels noch begleiten?
David Storl:
Für Ralf war es echt schade. Ich hätte es ihm schon sehr gegönnt, wenn er die Quali noch geschafft hätte. Er musste das erst einmal selber ein bisschen verarbeiten. Er hat mich meinen Tag machen lassen, wollte mich nicht ablenken oder runterziehen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Dann ist er mit mir reingefahren. Er hat mich beim Einstoßen begleitet, ist mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Auch im Stadion saß er unten in der ersten Reihe und hat versucht für mich da zu sein - so wie letztes Jahr. So nah wie möglich.
Alles rund um die Olympische Leichtathletik:
News | Ergebnisse | Videos | Vorschau | DLV-Team | Zeitplan (pdf) | Twitter
TV-Termine | DLV Lounge | Olympia-Buch | DOSB-Teambroschüre (pdf)